Ein Jahr nach Veröffentlichung des britischen Untersuchungsberichts zum Irak-Krieg hat Chefermittler John Chilcot erneut heftige Kritik an Ex-Premierminister Tony Blair geübt.
Blair sei bei der Entscheidung, in den Krieg zu ziehen, der Öffentlichkeit gegenüber «nicht aufrichtig» gewesen, sagte Chilcot in einem Interview der BBC, das am Donnerstag veröffentlicht wurde. Der Ex-Premier habe sich auf Gefühle statt auf Fakten verlassen.
Die Haltung des 64-jährigen ehemaligen Politstars sei allenfalls «emotional aufrichtig» gewesen. Das reiche als Regierungschef aber nicht aus, um ein Land in den Krieg zu führen, kritisierte Chilcot.
Der Chilcot-Bericht, der im vergangenen Jahr veröffentlicht wurde, war zu dem Schluss gekommen, dass die Irak-Invasion der britischen Streitkräfte an der Seite der USA im Jahr 2003 nicht die letzte Option gewesen war. Möglichkeiten einer friedlichen Lösung seien nicht ausgeschöpft worden.
Zudem habe die Regierung die Geheimdienstinformationen über angebliche Massenvernichtungswaffen in den Händen des irakischen Regimes nicht ausreichend hinterfragt. Ein Sprecher des Ex-Premiers liess wissen, Blair habe sich bereits nach Veröffentlichung des Berichts vor einem Jahr ausführlich zu allen Vorwürfen geäussert. (sda/dpa)