Erstes Skandal-Urteil der Punktrichter in Rio de Janeiro in einem Kampf um Olympia-Gold: Der Russe Jewgeni Tischtschenko wird im Final bis 91 kg als einstimmiger Punktsieger ausgerufen (3:0).
Und dies, obschon er vom Kasachen Wassili Lewit über alle drei Runden komplett dominiert wurde und nur knapp einem Niederschlag entgangen war.
Sogar die russische Ecke hatte Lewit nach dem Kampf zum Sieg gratuliert. Die drei Punktrichter stammten aus Algerien, Irland und Kolumbien. Bei der Siegerehrung wurde Tischtschenko von den Zuschauern gnadenlos ausgepfiffen, während Lewit wie ein Goldmedaillengewinner bejubelt wurde.
Bereits seit längerem wurde befürchtet, dass bei den Box-Wettkämpfen nicht alles mit rechten Dingen zu und her gehen könne. Die Ringrichter werden beschuldigt, in eine Korruptionsaffäre verwickelt zu sein.
Die russische Doping-Kronzeugin Julia Stepanowa fürchtet nach einem Hacker-Angriff auf ihr elektronisches Athletenkonto bei der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) um ihr Leben. «Wenn uns etwas passiert, müssen Sie wissen, dass das kein Unfall war», erklärte die 800-Meter-Läuferin in einer Telefonkonferenz mit Journalisten.
Vor sechs Monaten etwa seien zwei frühere Funktionäre der russischen Anti-Doping-Agentur (RUSADA) ermordet worden, berichtete Stepanowa. Nach ihren Enthüllungen über systematisches Doping in der russischen Leichtathletik hält sich die «Whistleblowerin» mit ihrem Mann Witali, einem ehemaligen RUSADA-Angestellten, an einem unbekannten Ort in den USA auf.
Vergangene Woche hatte sich ein Unbefugter mit Stepanowas Passwort ins Athleten-Meldesystem (ADAMS) der WADA eingeloggt. Der virtuelle Eindringling konnte so unter anderem Details zum Aufenthaltsort der 30-Jährigen erfahren. Stepanowas Aussagen hatten massgeblich zu Russlands Ausschluss von den Leichtathletik-Bewerben der Olympischen Spiele in Rio de Janeiro beigetragen. Dennoch verweigerte ihr das IOC das Startrecht, weil sie bereits einmal eine Dopingsperre abgesessen hat. (cma/sda/apa/afp)