Bei einem Herzinfarkt stirbt in der Schweiz jede fünfte Frau – aber nur jeder zehnte Mann.
Jede vierzehnte Frau stirbt im Falle eines Herzinfarktes – aber nur jeder achtzehnte Mann.
In den letzten beiden Jahrzehnten hat die Medizin grosse Fortschritte gemacht. Vor allem auch hinsichtlich Herzinfarkten, wie die neuesten Zahlen einer Langzeitstudie der Universität Zürich eindrücklich belegen. Dazu haben die Wissenschaftler Daten von 52'000 Patienten in Schweizer Spitälern ausgewertet.
Dies liege an den besseren Therapien, aber auch an der besseren Erkennung von Infarkten, sagt Dragana Radovanovic, eine der Autorinnen der Studie zu watson. «Zusätzlich dank Präventionskampagnen sind Menschen heute viel besser aufgeklärt als noch vor 20 Jahren.»
Doch eines ist noch so wie vor 20 Jahren: Frauen, die einen Herzinfarkt erleiden, sterben mit grösserer Wahrscheinlichkeit als Männer.
Ein Herzinfarkt galt lange als Männerkrankheit. Und noch heute haftet der Ruf an. «Ein Mann hat eine sehr grosse Wahrscheinlichkeit einen Infarkt zu erleiden», sagt Radovanovic, «eine Frau eine ungleich kleinere». Dies liegt unter anderem daran, dass Männer viel eher gewisse Risikofaktoren aufweisen, wie beispielsweise einen hohen Cholesterin-Spiegel. Zudem spielen hormonelle Faktoren bei Frauen eine Rolle.
Wegen diesem Ruf als Männerkrankheit, denken Ärzte und Patienten nicht sofort an einen Herzinfarkt und konzentrieren sich darum zuerst auf andere mögliche Erkrankungen. Das hat sich in den letzten Jahren aber stark gebessert.
Das typische Symptom eines Herzinfarkts: Starke Schmerzen in der Brust.
80 bis 90 Prozent der männlichen Patienten verspüren diesen Schmerz bei einem Herzinfarkt. Anders bei den Frauen. Die Hälfte von ihnen hat untypische Symptome – ihnen schmerzt beispielsweise der Nacken oder der Kiefer, oder sie haben unklare Schmerzen im Magen- und Brustbereich.
Dies führt dazu, dass Ärzte eine Magenschleimhautentzündung hinter den Symptomen vermuten oder die Patientinnen gar nicht erst einen Arzt aufsuchen.
«Frauen haben ein ganz anderes Schmerzempfinden als Männer», sagt Radovanovic. «Wenn man so will, kann man sagen, sie sind tapferer». In diesem Fall eine gefährliche Tapferkeit.
Dieser Grund ist mittlerweile überholt, galt aber noch vor 20 Jahren. Die Therapien waren damals auf Männer angepasst. Sprich: Es gab gar nicht so kleine Ballönchen, um die Herzgefässe von Frauen so zu erweitern, dass wieder Blut durchfliessen konnte. Denn: Frauen haben dünnere Arterien und Venen als Männer.
Die Überlebenschance bei einem Herzinfarkt lässt sich nur noch leicht steigern, vermutet die Forscherin der Universität Zürich. Sie hofft aber auf eine andere Veränderung bis zur nächsten Vergleichsstudie. Bis dahin sollen Frauen bei einem Herzinfarkt die gleich guten Überlebenschancen haben wie Männer.