Schweiz
Asylgesetz

Sommaruga zum neuen Asylgesetz: «Es geht nicht um Enteignung»

Sommaruga zum «Enteignungsparagraphen»: «Wenn wir schnellere Asylverfahren wollen, brauchen wir diese Zentren.»
Sommaruga zum «Enteignungsparagraphen»: «Wenn wir schnellere Asylverfahren wollen, brauchen wir diese Zentren.»Bild: RUBEN SPRICH/REUTERS

Sommaruga zum neuen Asylgesetz: «Es geht nicht darum, jemanden enteignen zu können»

Beschleunigte, konsequente, aber gleichzeitig faire und menschliche Asylverfahren: Bundesrätin Simonetta Sommaruga verteidigt ihr neues Asylgesetz. Um Enteignung gehe es nicht. 
17.04.2016, 08:3117.04.2016, 08:43
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In den letzten Wochen brach die Verunsicherung über SP-Bundesrätin Simonetta Sommarugas neues Asylgesetz hervor: Hat die Bundesrätin vor, Kantone und Gemeinden ihres Landes zu enteignen, um Asylzentren des Bundes zu bauen? 

Im Interview mit dem «SonntagsBlick» winkt die Bundesrätin ab: «Wir arbeiten auch bei Asylzentren eng zusammen», sagt sie. In den letzten fünf Jahren hätten Bund, Kantone und Gemeinden nie gegeneinander gearbeitet, sondern immer einvernehmliche Lösungen gesucht und gefunden.

«Wenn wir schnellere Asylverfahren wollen, brauchen wir diese Zentren.»
Bundesrätin Simonetta Sommaruga

Bei dem vorgesehenen Plangenehmigungsverfahren gehe es nicht darum, jemanden enteignen zu können, sondern Asylzentren rasch bauen zu können. Kantone und Gemeinden hätten nach wie vor ein Mitspracherecht. «Aber es wird nicht mehr möglich sein, eine Baubewilligung über Jahre hinaus zu blockieren. Wenn wir schnellere Asylverfahren wollen, brauchen wir diese Zentren», sagt die Bundesrätin. 

Das neue Verfahren sieht als Ultima Ratio tatsächlich die Möglichkeit zur Enteignung vor, doch die Bundesrätin glaubt nicht an eine Durchsetzung: «Das Militär, das seit 20 Jahren die Möglichkeit hat, solche Enteignungen vorzunehmen, hat noch nie Gebrauch davon gemacht», sagt Sommaruga. Der Bundesrat habe null Interesse daran, gegen die Kantone oder Gemeinden zu entscheiden. Es könne aber nicht sein, dass ein einziger Beschwerdeführer den Bau eines Zentrums über Jahre hinaus verhindern kann. 

«Wenn wir die richtigen Strukturen haben, können wir rascher als heute entscheiden», sagt Sommaruga. Mit dem neuen Gesetz sei die Schweiz auch richtig auf höhere Asylzahlen vorbereitet. 

Ohne Rechtsschutz keine Beschleunigung

Auf die Kritik von links («Unmenschliche Verschärfungszulage! Zu kurze Fristen!») bis rechts («Gratisanwälte!», «Enteignung!») reagiert die Bundesrätin verständnisvoll aber konsequent: «Es stimmt, die Fristen sind sehr kurz. Die Beschleunigung ist in meinen Augen aber keine Verschärfung», sagt sie.

Und zu den Vorwürfen von rechts: «Ohne Rechtsschutz funktioniert die Beschleunigung ganz einfach nicht», sagt Sommaruga. Wenn so schnell Entscheide gefällt würden, müssten diese von guter Qualität sein, sonst würden viele vor Gericht landen. 

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16 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Paco69
17.04.2016 11:38registriert Februar 2016
Die CH steht nicht in irgendeiner Pflicht.
Das europäische Asylrecht, das CH-Asylrecht sowie das internationale Abkommen über die Rechtsstellung von Flüchtlingen von 1951 klassifizieren Menschen, die beispielsweise in Griechenland sind, dort aber nicht politisch bedroht sind, nicht mehr als Flüchtlinge, sondern als Migranten.
Bezeichnungen wie "Wirtschaftsflüchtlinge" sind daher überflüssig und es ist auch nichts ungutes daran, Migrant zu sein. Aber jedes Land, auch die CH, kann sich nach seinen eigenen Bedingungen aussuchen, wen es einreisen und bei sich leben lässt und wen eben nicht.
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Maxx
17.04.2016 10:34registriert Juni 2014
Wenn es keine Enteignung geben wird, muss diese "Enteignung" auch nicht ins Asyl-Gesetz geschrieben werden. Das öffnet "Tür und Tor" in der Zukunft.

Das ist etwa gleich inkonsequent wie die Bilateralen. Da hatte uns Fr. Leuthard gesagt, es würden max. 8-12'000 Menschen pro Jahr kommen. Wie sich zeigt, sind es nun 8x mehr...glaube keinem Politiker.
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koks
17.04.2016 12:28registriert August 2015
Die Frau Regine Aeppli von der SP besitzt im Zürcher Seefeld Luxuswohnungen. Die kann sie doch gerne den Flüchtlingen zur Verfügung stellen. Oder die Frau Susanne Leutenegger-Oberholzer hat sich vor der Annahme der Zeitwohnungsinitiative noch schnell eine Zweitwohnung gekauft. Auch da würden Flüchtlinge reinpassen.
Mh, mein? Weshalb sollen immer nur die anderen die Last von gesellschaftlichen Entwicklungen tragen?
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