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Ein Trailer ist eine Vorschau auf einen Film, ein Computerspiel – oder eine Hockeysaison. Das stimmungsvolle Berner Derby war sozusagen ein Trailer für das, was uns in den nächsten Wochen im Bernbiet erwartet. Und wenn wir die Tabelle nach einer Runde als Trailer betrachten, dann könnte es sogar die perfekte Vorschau auf den Endstand nach 50 Qualifikationspartien sein:
In erster Linie ist beim Derby das Berner Brauchtum gefeiert worden. Dazu gehört neben dem Schwingen (König Matthias Glarner kam vor dem Spiel aufs Eis) auch Hockey im Allmend-Tempel. Natürlich ausverkauft.
31' Toooor #SCBern!!! David #Jobin erzielt den fünften Berner Treffer heute Abend🤘🏻 *5:1 pic.twitter.com/K6UT24CAVn
— SC Bern (@scbern_news) September 9, 2016
Der SCB trat nur mit zwei Ausländern an. Andrew Ebbet fällt nach einem Daumenbruch, den er sich im letzten CHL-Spiel zugezogen hat (er wurde von einem Puck getroffen) für zwei Monate aus und die Lizenz für den neuen Stürmer Ryan Lasch ist noch nicht eingetroffen. Schliesslich heisst das Berner Lebensmotto «Nume nid geschprängt» («Bloss keine Hast»).
Der Meister zelebrierte ein fröhliches Hockey-Singspiel. Lüpfiges, kreatives, schnelles Tempohockey. Diese lockere Spielweise behagte den vom Tempo überforderten Langnauern gar nicht.
Vor einem Jahr hatten die Emmentaler den Saisonauftakt in Bern gar 1:7 verloren. Aber damals hatten sie den viel besseren Eindruck hinterlassen als nun beim 2:6. Den Emmentalern fehlte jetzt die bissige Knurrigkeit, die Intensität in den Zweikämpfen und im Forechecking, die letzte Saison unter dem grantigen Benoît Laporte das Markenzeichen des Teams waren.
Wir sollten uns zwar hüten, das erste von 50 Spielen bereits zu einer Analyse heranzuziehen. Und doch lässt sich erahnen, wie die Hockeywelt im Bernbiet in den nächsten Monaten aussehen wird.
In Bern zeichnen sich spielerische Festspiele ab. Der SCB setzt auf unterhaltsames, kreatives Hockey und wird das Publikum noch oft mit der neu gewonnenen Spielfreude entzücken. Erst recht, wenn nicht bloss zwei ausländische Spieler zur Verfügung stehen wie gegen Langnau. Sondern vier.
Wir haben im Vergleich zum Saisonstart vor einem Jahr einen neuen SC Bern gesehen. Die Spielfreude ist offensichtlich und der SCB wirkt im Vergleich zum letzten Herbst, als habe der Trainer die taktische Handbremse gelöst. Nun wird ersichtlich, wie sehr der viel zu spät gefeuerte Guy Boucher vor einem Jahr Spielfreude und Kreativität erstickt und seinem Wahn der totalen Berechenbarkeit und Kontrolle des Spiels geopfert hat.
Für die Langnauer wird es ein kühler Herbst. Sie waren nach einer siegreichen Vorbereitung mit sieben Siegen in acht Partien in jeder Beziehung überfordert. Logisch. Sie hatten weitgehend nur gegen Operetten-Gegner und kein einziges internationales Topteam gespielt. Sie müssen sich erst wieder an das NLA-Tempo gewöhnen.
Die Naivität, die taktische Hilflosigkeit (vier Powerplay-Tore kassiert!) und die Mängel in der Spielorganisation waren erschreckend. So werden sich die Emmentaler bald isoliert am Tabellenende wiederfinden. Trainer Scott Beattie sollte bereits toben. «Nein, das tue ich nach dem ersten Spiel nicht», sagte er mit erstaunlicher Gelassenheit. Er habe nach dem Anschlusstreffer zum 1:2 an eine Wende geglaubt, «aber meine 25 Spieler leider nicht». Der Kanadier sagte, er habe trotz allem auch viele gute Ansätze gesehen und man sei nahe dran gewesen.
Nun braucht es heute Abend gegen die ZSC Lions eine heftige Reaktion der Langnauer. Sonst sieht die Tabelle im Februar nach 50 Runden gleich aus wie nach dem ersten Spieltag, diesem Trailer für die neue Saison: 1. SC Bern, 11. Biel, 12. SCL Tigers.