Dieser Weg war kein weiter. Er führte von James Bond – eingespielt zu Beginn der Sendung als tollstes aller Männerideale (wieso?) – zur Frage an den Ältesten in der Runde. Moderatorin Barbara Lüthi wollte von Männerforscher Walter Hollstein (80) wissen, wer denn nun als echtes Vorbild gelten könne. Zum Beispiel so für die verunsicherte männliche Jugend? Und was sagt Hollstein?
Okay. Klar. Würde jeder 17-Jährige auf der Strasse auch so sagen.
SRF hatte also sechs Männer eingeladen, um die Männlichkeit in der Krise zu diskutieren. Als da waren: René Schudel (TV-Koch, 42), Markus Theunert (Männerberater, 46), Marco Caimi (Männerarzt, 56), Patrick Frey (Schauspieler, Kabarettist, Verleger, 68), Toni Bortoluzzi (alt-Nationalrat SVP, 71) und eben Hollstein. Ergibt einen exakten Altersschnitt von 60,5 Jahren. Passt! Lauter Posterboys der (Anti-)Gender-Jugend-Bewegung! Die dann allerdings Erstaunlichstes von sich gaben.
René Schudel etwa, in Sachen Style ganz der Gölä der Runde, erzählte von einem lustvollen Weekend unter Feuerwehrmännern, wo sie sich alle ganz gut gespürt und sich alles erzählt und gezeigt hätten:
Geil! Hatte ich beim Zuhören auch. Wobei: Far too much information! Ich mein, Herr Schudel ist vor allem TV-Koch! Und jetzt immer diese Vorstellung ... Und wieso muss man eigentlich «von Dusche zu Dusche» gehen? Wahrscheinlich ist dies einfach eine Sache der Natur des Mannes. Die, so lernen wir von Biologismus-Fan Bortoluzzi, nun mal einfach sei wie sie sei.
Aber was, wenn das dumme Wibli nun einfach mal dem «überbordenden Feminismus» (Bortoluzzi) anheimgefallen ist? Auch Caimi, in dessen Praxis man laut Webseite «Dampf ablassen» könne, findet Feminismus echt blöd, weil dieser am Ende zu einem «Einheitsbrei vo Mensch» führen würde, in dem nicht nur Mann und Frau, sondern auch «Nationalstaaten» einer «unglaublichen Angleichung» unterworfen würden.
Hollstein faselt was von Bauarbeitern, die am Morgen bei Arscheskälte «grosse Rohre» verlegt hatten und wie doof ihn die gefunden hätten, wenn er gesagt hätte, sie sollen doch netter zu sich selbst sein und lieber einen Tee trinken als Rohre verlegen. Und überhaupt sei doch alles, was in diesem «Club» besprochen werde, insbesondere von Patrick Frey, Kram von und für «Minoritäten».
Als Theunert, Caimi und Hollstein gerade kurz davor sind, sich am Hosenboden zu packen und ins Sägemehl oder unter die Dusche zu steigen (Lüthi: «Das passiert in einer Sendung mit sechs Männern.»), überkommt Frey ein grosser Heiterkeitsanfall:
Basler Hollstein mag Basler Theunert wohl nicht, weil er früher was Ähnliches gemacht hat wie dieser, zum Beispiel sensibel mit kriselnden Männern in ein Zelt kriechen und über ihre Verletzlichkeit reden. Theunert kann das definitiv besser. Intensiv spricht er über den «Schmärz», über die «Ängscht» über die «Eiterblase», die jetzt, nach einer Milliarde Jahre Patriarchat und «übelster Gewalt» endlich habe platzen müssen.
Auch Patrick Frey beschwört anschaulich seine schreckliche Jugend unter lauter «He-Männern» herauf, er habe da «extrem glitte». Düstere Bilder von Jägern in Loden und alten Burgen mit gekreuzten Schwertern über dem Kamin dämmern herauf, derart eindringlich ist sein «ich bin andersch gsii».
Der umstrittene neue Gillette-Spot kommt erwartungsgemäss bei Frey und Theunert gut an. Bortoluzzi findet ihn «lächerlich», Basler Caimi hat aus lauter Enttäuschung auf Wilkinson gewechselt, und Gehänge-Hänger Schudel will einfach nur wissen, wo denn da eigentlich die Rasierklingen verkauft werden.
Allgemein wird viel und laut gejammert über die Ungerechtigkeit der entmagnetisierten Magnete, aber wenigstens, erfahren wir, könnte Bortoluzzi mit seiner Ärztin (die er hat) über Erektionsstörungen reden (wenn er welche hätte). Schliesslich greift Lüthi vedankenswerterweise durch und sagt, dass es angesichts von anhaltender Lohnungleichheit etc. schlicht zu früh sei für die «Opferrolle des weissen Mannes».
Es gab also zwei Parteien, die sich nicht fanden. Nur Bond, das lustige alte Style-Relikt, fanden sie irgendwie alle gut. Um diejenigen, die einmal die Zukunft tragen müssen, gings weder in der Theorie noch in der Praxis. Waren ja keine im Studio. Kein Jungpolitiker, kein Aktivist, kein Schauspieler oder Musiker. Aber die schauen wohl eher selten Bond. Und ziemlich sicher auch nicht SRF. Die schauen Netflix. Wo ihnen wirklich geholfen wird. Mit tausend neuen Vorbildern.