Obwohl nach langem hin und her erst gerade das erste Corona-Zertifikat gestartet ist, plant der Bund bereits eine zweite Version.
Wie der «Blick» berichtet, soll der Bundesrat dem Bundesamt für Informatik und Telekommunikation (BIT) am Freitag den Auftrag erteilt haben, ein weiteres Zertifikat zu entwickeln. Unter dem Namen «Light-Zertifikat» soll es für den Einsatz im Inland gedacht sein.
Die Light-Version soll weniger persönliche Daten enthalten. Damit will der Bund verhindern, dass die Gesundheitsdaten in falsche Hände geraten.
Der Eidgenössische Datenschützer dazu:
Konkret heisst das: Veranstalter, Restaurants oder Kinos in der Schweiz könnten bei der Light-Version nur sehen, ob das eigentliche Zertifikat gültig ist oder nicht. Sie sehen jedoch nicht, ob jemand geimpft, genesen oder getestet ist.
Im eigentlichen Zertifikat sind all diese Informationen erhalten. Mehr noch: Man sieht auch, ob eine Person einen PCR- oder einen Schnelltest gemacht hat oder mit welchem Impfstoff sie geimpft wurde.
Für den Einsatz in der Schweiz spielen all diese Angaben jedoch keine Rolle.
Nein. Ziel ist, dass man den Corona-Pass direkt in der «COVID Certificate»-App in eine Light-Version umwandeln kann. In der App lassen sich mehrere Zertifikate speichern.
Wie diejenigen Personen, die das alles lieber auf Papier haben wollen, an ihre Light-Version kommen, wird derzeit noch vom BIT abgeklärt.
Laut Plänen des BIT soll die Light-Version am 12. Juli verfügbar sein. Dass es eine Light-Variante geben wird, ist auch dem eidgenössischen Datenschützer Adrian Lobsiger zu verdanken. Er würde es jedoch bevorzugen, wenn die Light-Version schon früher zur Verfügung stehen würde.
In einem Hintergrundgespräch mit Projektverantwortlichen für das Covid-Zertifikat wurde am Montag gesagt, die App-Entwickler seien noch nicht so weit, sie arbeiteten insbesondere an der Benutzeroberfläche. Die zusätzliche Funktion müsse für die Nutzer verständlich dargestellt werden.
Im Inland wird man das Zertifikat voraussichtlich nur für einen sehr begrenzten Zeitraum benötigen. Geht es nach dem Bundesrat, so sollen alle Zugangs- und Kapazitätsbeschränkungen fallen, sobald alle, die das wollen, vollständig geimpft sind. Dies soll voraussichtlich Ende dieses Sommers der Fall sein.
Nein. Denn die genauen Informationen, die der QR-Code des ursprünglichen, EU-kompatiblen Zertifikats enthält, sind je nach Einreiseland wichtig. So will die EU beispielsweise nur Leute einreisen lassen, die einen PCR-Test absolviert haben. Bei der Light-Version wäre jedoch nicht ersichtlich, welcher Test genau gemacht wurde.
Auch wird es wahrscheinlich Länder geben, die nur geimpfte Personen einreisen lassen. Diese Information ist ebenfalls nur auf dem normalen Zertifikat ersichtlich.
Die EU hat am 1. Juni testweise ein IT-System gestartet, damit die nationalen Covid-Zertifikate ihrer Mitgliedsstaaten in Zukunft grenzüberschreitend funktionieren. Dabei kommt ein Gateway-Server in einem Rechenzentrum der EU-Kommission in Luxemburg zum Einsatz. Über diesen Server kann die Überprüfung der Zertifikate abgewickelt werden.
Sieben EU-Mitgliedsstaaten stellen bereits versuchsweise Zertifikate aus und testen das IT-System, darunter Deutschland. Noch diese Woche werde ein erster Testlauf seitens Schweiz durchgeführt, erklärte das BIT an einem Hintergrundgespräch am Montag. «Wir sind in der zweiten Gruppe und können ab dieser Woche mit der EU Tests durchführen.»
Bis Ende Juni soll das IT-System der EU europaweit funktionieren und ab Juli auch den Schweizerinnen und Schweizer mit Zertifikat das Reisen in Europa erleichtern.
Update: Das EU-Parlament hat am Mittwoch grünes Licht für ein europaweit gültiges Impfzertifikat gegeben, wie spiegel.de berichtet. Nun müssten noch die Mitgliedstaaten dem mit dem Parlament ausgehandelten Kompromiss abschliessend zustimmen. Dies solle bis Ende der Woche geschehen. Die digitale Plattform für die Überprüfung von Impfzertifikaten solle am 1. Juli europaweit offiziell verfügbar sein.
(dfr/dsc)