Schweiz
Gesellschaft & Politik

Martullo-Blocher als Bundesrätin – wie wahrscheinlich ist dieses Szenario?

Martullo-Blocher als Bundesrätin – was dafür und was dagegen spricht

Die Blocher-Tochter und Ems-Chefin zieht eine Kandidatur «im Notfall» in Betracht. Die Chancen sind intakt. Entscheidend ist, was Toni Brunner und Peter Spuhler noch vorhaben. 
20.11.2017, 05:0920.11.2017, 15:27
doris kleck / Aargauer Zeitung
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Die SVP ist im Umbruch: Seit Freitag hat die grösste Partei mit Thomas Aeschi einen neuen Fraktionschef. Präsident Albert Rösti ist nicht unumstritten. Strategiechef Christoph Blocher geht gegen die 80 zu und der Rücktritt von Bundesrat Ueli Maurer (67) rückt näher.

Der Finanzminister bleibt zwar sicher noch bis Ende 2019, seine Nachfolge wird aber bereits intensiv diskutiert. Nun hat sich die Bündner Nationalrätin Magdalena Martullo-Blocher positioniert: «In einem Notfall, wenn die EU uns plötzlich unerwartet stark unter Druck setzen würde, würde ich das Amt wohl in Betracht ziehen, sonst nicht», sagte die Ems-Chefin im «Sonntags Blick».

SVP Nationalraetin Magdalena Martullo fordert im Namen der SVP einen sofortigen Stopp des uebermaessigen Staatsausgabenwachstums am Dienstag, 1. November 2016 in Bern. (KEYSTONE/Lukas Lehmann)
Will «im Notfall» für den Bundesrat kandidieren. Blocher-Tochter Magdalena Martullo-Blocher.  Bild: KEYSTONE

Ähnlich äusserte sie sich kürzlich bereits in der «Südostschweiz». Dort sagte sie zudem: «Eigentlich wollte ich auch nie zur Ems Chemie oder in die Politik – und was mache ich heute? Mein Leben ist offenbar so: Irgendwie ist die Konstellation dann so und dann mache ich es halt auch noch …»

Jetzt auf

Die SVP-Nationalrätin klingt wir ihr Vater Christoph Blocher. Dieser sah die Wahl in den Bundesrat (und die Politik ganz grundsätzlich) stets als «Auftrag» an.

Höhere Akzeptanz als Köppel

Martullos Worte sind deshalb von Bedeutung, weil die SVP-Fraktion zwar 64 Nationalräte und 6 Ständeräte zählt, valable Bundesratskandidaten aber rar sind.

Oft genannt werden die beiden Zürcher Vertreter Gregor Rutz und Roger Köppel, der ehemalige Parteipräsident Toni Brunner, Magdalena Martullo und Peter Spuhler, falls er denn tatsächlich ein politisches Comeback gibt. Rutz ist zwar ehemaliger SVP-Generalsekretär, aber kein Blocher-Intimus – anders als «Weltwoche»-Verleger Roger Köppel.

Dieser ist wie Martullo ein politischer Quereinsteiger. In der Bundeshausfraktion geniesst die Bündner Nationalrätin allerdings eine höhere Akzeptanz: Sie sei breiter in den Themen, arbeite viel und sei auch sozial integriert, sagt ein SVP-Nationalrat.

ZUM INTERVIEW VON SP PRAESIDENT CHRISTIAN LEVRAT MIT DER "NZZ AM SONNTAG" VOM 23. MAERZ 2014 STELLEN WIR IHNEN FOLGENDES ARCHIVBILD ZUR VERFUEGUNG - SP Parteipraesident Christian Levrat info ...
«Eine Provokation»: SP-Leitwolf LevratBild: KEYSTONE

SP-Präsident Christian Levrat hat eine mögliche Bundesratskandidatur Martullos kürzlich in dieser Zeitung «eine politische Provokation» genannt. Sie politisiere am ultrarechten Rand: «Das wäre, wie wenn wir JUSO-Präsidentin Tamara Funiciello aufstellen würden.»

Allerdings gibt es durchaus auch Anerkennung für Martullos politische Arbeit aus anderen Parteien. Ein CVP-Vertreter sagt, mit Martullo könne man «Deals» machen. Die Zusammenarbeit sei konstruktiv.

Bewiesen hat sie dies etwa bei der (vom Volk zwar abgelehnten) Unternehmenssteuerreform III: Martullo war wesentlich an einem – in der letzten Minute – geschmiedeten Kompromiss bei der Dividendenbesteuerung und der zinsbereinigten Gewinnsteuer beteiligt, der die Zustimmung der Kantone gesichert hat.

Was hat Brunner vor? 

Bundesrätin Martullo? Das Szenario ist nicht unwahrscheinlich. Entscheidend dürfte aber sein, was Toni Brunner und Peter Spuhler politisch noch vorhaben. Kommt der Thurgauer nach Bern zurück, wäre er ein ernstzunehmender Kandidat, politisch breit abgestützt und ein Unternehmer (wie Martullo). Brunner wiederum hat Bundesratsambitionen stets verneint. Doch dass der Toggenburger Landwirt nur noch aus Spass, ohne jegliche Ambitionen, im Nationalrat politisiert – daran zweifeln die Berner Auguren.

Jegliche Anlehnung zum Thema dieses Artikels sind rein zufällig *schwöre* : 11 Drinks, die du garantiert falsch aussprichst

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93 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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giguu
20.11.2017 06:35registriert Dezember 2015
The 7 stinking steps to ze road as ze 7th bundesrat. The bilaterale breaks down, what you gonna do, hä....?

....you fix it!
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zombie woof
20.11.2017 06:53registriert März 2015
Ach es ist so beruhigend zu wissen, dass es Menschen wie die Blochers gibt, die immer bereit sind, die Schweiz zu retten. Das ist schon fast Winkelriedmaessig....
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piedone lo sbirro
20.11.2017 09:21registriert November 2016
martullo hat seit ihrem amtsantritt bei der ems-chemie noch keinen einzigen arbeitsplatz geschaffen. sie hat vorallem arbeitsplätze ins ausland verlagert. in der CH wurden arbeitsplätze abgebaut.
die ems-chemie beschäftigt nur 1/3 einheimische, der rest sind "fachkräfte" aus EU&asien.

martullo, deren lebensleistung es ist, tochter des patriarchen von herrliberg zu sein, ist eine weitere würdige vertreterin unserer arbeiterpartei der millionäre...

sie nutzt EU-steuerparadies:

https://www.blick.ch/news/politik/so-spart-die-blocher-firma-ems-chemie-nutzt-eu-steuerparadies-id3119610.html
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«Erster wirklicher Stresstest für die Schuldenbremse»: Ökonom ordnet drohendes Defizit ein
Beim Bund drohen Defizite von bis zu vier Milliarden Franken. Wie schlimm ist das? Und wie hat man in der Vergangenheit darauf reagiert? Ökonom Thomas M. Studer, der zur Geschichte der Bundesfinanzen seine Dissertation verfasst hat, gibt Auskunft.

Jahrelang schrieb der Bund Überschüsse. Jetzt drohen Defizite in Milliardenhöhe. Verglichen mit früher: Wie schlecht steht es um die Bundesfinanzen?
Thomas M. Studer:
Um das vergleichen zu können, stellt man das Defizit ins Verhältnis zum Bruttoinlandprodukt (BIP). Bei jährlichen strukturellen Defiziten von 2 bis 4 Milliarden Franken, wie sie der Bund erwartet, sind das gemessen am aktuellen BIP rund 0,25 bis 0,5 Prozent. In der Schuldenkrise der 1970er-Jahre waren es bis zu 0,9 Prozent, in den 1990er-Jahren sogar bis 2 Prozent. So schlimm ist es heute noch nicht. Was die Geschichte aber zeigt: Es ist schwierig, aus einer Defizitphase herauszukommen, wenn man mal drin ist.​

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