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Ein 12-köpfiges Kommando mit Autobombe: Erste Details zum Mord im Iran.

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Der Tod des iranischen Atomphysikers schlägt Wellen
Hinter dem tödlichen Anschlag auf den iranischen Atomphysiker Mohsen Fachrisadeh steckt offenbar ein Kommando ausländischer Agenten.
quelle: keystone / irib handout
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Ein 12-köpfiges Kommando, eine Autobombe: Leak zeigt erste Details zum Anschlag im Iran

30.11.2020, 14:5630.11.2020, 16:06
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Seit Tagen gehen die Wogen hoch im Falle des ermordeten iranischen Atomphysikers Mohsen Fachrisadeh. Nun, nur Tage später, werden erste Details bekannt zum Anschlag. Ein zwölfköpfiges Kommando habe den Angriff ausgeführt, darunter auch Scharfschützen. Das berichtet der iranische Journalist Mohamad Ahwaze. Er beruft sich auf Leaks im iranischen Machtapparat. Ahwaze machte sich im Frühjahr einen Namen mit Enthüllungen zum tatsächlichen Ausmass der Corona-Pandemie im Land.

Rund 60 Personen seien in den Angriff involviert gewesen, 50 davon leisteten logistischen Support im Hintergrund. Ein Kommando, bestehend aus zwölf hochspezialisierten Angreifern, habe sich in der Stadt Absard 50 Kilometer von Teheran entfernt aufgehalten und Fachrisadeh ausspioniert. Man habe gewusst, dass Fachrisadeh eine Fahrt in sein Ferienanwesen plane. Dann hätten die Planungen zum konkreten Angriff begonnen.

Plötzlich fiel der Strom aus

Ungefähr eine halbe Stunde, bevor der Konvoi den Kreisel vor den Stadtmauern passierte, sei in der ganzen Region der Strom ausgefallen. Ein mit Sprengstoff beladener Nissan-Pickup-Truck sei explodiert, als der Konvoi vorbeifuhr. Dann habe der Kugelhagel begonnen: In einem Fahrzeug hätten Teile des Kommandos gewartet, ausserdem seien mehrere Angreifer auf Motorrädern involviert gewesen.

Die Jagd nach den Angreifern
Israelische Medien zufolge macht die iranische Regierung Jagd auf vier Männer, die sie für den Anschlag verantwortlich macht. Im ganzen Land würden Bilder verteilt und die Kontrollen an der Grenze zum Nordirak seien hochgefahren worden, heisst es.

Doch gestorben, sagt Ahwaze, sei der 62-Jährige nicht etwa im Kugelhagel. Der Anführer des Kommandos habe ihn aus dem Auto gezerrt und hingerichtet. Dann seien die Angreifer auseinandergestoben. Niemand wurde festgenommen.

Fachrisadeh und einige seiner Bodyguards seien zunächst noch von einem Polizeihubschrauber in ein Spital in der Nähe gebracht worden. Das allerdings war infolge des Stromausfalls quasi ausser Betrieb.

Die iranische Nachrichtenagentur FNA (Fars News Agency) zeichnet derweil ein anderes Bild vom Anschlag. So sei der Konvoi des Atomphysikers von einem ferngesteuerten Maschinengewehr attackiert worden, das auf einem Pick-up-Truck montiert gewesen sei. Der 62-jährige Atomphysiker sei ausgestiegen und danach gezielt erschossen worden. Nur kurz später sei der Pick-up-Truck explodiert.

epa08846406 A handout photo made available by Iranian state TV (IRIB) official website shows the scene of terror attack on top Iranian nuclear scientist Mohsen Fakhrizadeh, in the city of Damavand, no ...
Das Wrack des explodierten Nissan-Pick-up-Trucks.Bild: keystone

Keine Transparenz: Der Iran windet sich

Allerdings: Die Nachrichtenagentur ist zwar offiziell unabhängig, sie gilt allerdings als regimenah. Ihre Darstellung stützt das offizielle Narrativ der iranischen Regierung. Für diese ist der Zwischenfall eine Schmach sondergleichen. Dass mutmasslich ein Kommando ausländischer Agenten eine Galionsfigur des iranischen Atomprogramms tötet und danach unbehelligt entwischt, ist ohne Gesichtsverlust nur schwer vermittelbar. Der Iran macht die USA und Israel für die Tat verantwortlich.

Dass der israelische Auslandsgeheimdienst Mossad hinter dem Anschlagskomplott steht, davon geht auch die «New York Times» aus. Sie beruft sich auf eine nicht näher spezifizierte Quelle in US-Regierungskreisen. Der Mossad verfügt mit den sogenannten Kidon-Teams über Einheiten, die hinter den Linien des Feindes agieren. Sie wurden als Reaktion auf die Anschläge auf israelische Sportler bei den Olympischen Spielen 1972 gegründet.

(tat)

So lief Anfang Jahr der US-Militärschläg gegen Qasim Soleimani:

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US-Militärschlag gegen Iran-General
Bei einem US-Drohnenangriff beim Flughafen Bagdad wurde am 3. Januar der iranische Top-General Soleimani getötet.
quelle: ap
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Mehr zum Iran: Tausende setzen ihr Leben aufs Spiel

Video: srf/Roberto Krone
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42 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Eidg. dipl. Tütenbauer
30.11.2020 15:06registriert März 2019
Atombombenbau war noch nie ein Kinderspiel also Finger weg, egal wer.
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Der Rückbauer
30.11.2020 15:26registriert September 2015
Die Hintergründe sind hier dürr. Sie werden wohl dürr bleiben.
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neoliberaler Raubtierkapitalist
30.11.2020 15:23registriert Februar 2018
Ich würde auch alles tun, damit ein Land mit dem Ziel meiner Vernichtung keine Atombombe entwickelt. Logisch waren es die Israelis.
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