Nach einer langen und intensiven Vorbereitungszeit war es am 22. Januar 2014 endlich so weit: Wir, watson, ca. 60 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus Redaktion, IT und Vermarktung, gingen mit einem neuen Newsportal online.
Wer es ganz genau wissen will: Während dieser «10 vor 10»-Beitrag lief, ging watson online.
Ein junges Medium braucht vor allem eins: Leserinnen und Leser. Und so akquirierten wir, wo wir nur konnten – zum Beispiel mit Katzenseiten auf Facebook. Nachhaltiger als diese Strategie war der Reputationsschaden Effekt auf unseren Ruf: Das Image des Büsiportals haftete uns noch Jahre später an.
Ohne Community kein watson. Vielen Dank an dieser Stelle für eure Treue, eure Inputs, eure Kritiken, eure Klicks, eure Geduld, eure Ideen, eure Einsendungen, eure Memes, Fotos, Videos und Anregungen. Danke für euren Humor (das betrifft jetzt nicht alle, hahaha), eure Zeit, eure Lobeshymnen, euren Ärger und nicht zuletzt auch für eure Kommentare. Es waren lebhafte erste zehn Jahre. Freuen wir uns auf die nächsten zehn mit euch!
Kann sich noch jemand daran erinnern, dass watson die Userschaft gesiezt hat? Das war tatsächlich mal so. Als wir 2014 gestartet sind, war Siezen im Journalismus üblich. Fremde duzte man schliesslich nicht. Und die Leserinnen und Leser, das waren Fremde.
Die sozialen Medien allerdings brachten diese gesellschaftliche Konvention arg ins Wanken. Das merkten wir schnell. Nach genau einem Jahr bilanzierten wir:
Wir müssen euch, sprich Ihnen, etwas gestehen: Wir haben ein heilloses Durcheinander von Dus und Sies auf unserer Seite. Auf Facebook duzen wir unsere User forsch, in den Artikeln wird der Leser mit der Höflichkeitsform angesprochen, in den Quiz wiederum ist man wieder per Du, obwohl auch hier immer mal wieder ein Sie reinrutscht.
Zum ersten Geburtstag fragten wir unsere User deshalb:
Den Ausgang kennst du.
Jedes Büro hat diese eine Person, die alles kann. Die alles ist. Die alles macht. Bei watson war das Evelyne. Oder eben Ewy. Sie war HR, Backoffice, GL-Assistenz, gute Seele, ruhiger Pol, Alleskönnerin.
Ohne Ewy wäre watson nie online gegangen. Vermutlich ist Ewy auch die Erfinderin von Resilienz und Empathie. Ganz sicher kann Ewy über Wasser gehen. In ihren Mails stand ganz oft: danke tuusig! Und wir alle wussten jedes Mal: Wenn hier jemand danken muss, dann wir. Für alles. Danke tuusig, Evelyne.
Das Freitagsbier, auch bekannt als Bier um vier, ist schnell zu einem bedeutenden Teil der watson-DNA geworden. So bedeutend, dass es auch den Weg in unsere Stelleninserate gefunden hat:
Mit dem Argument einer starken Unternehmenskultur haben wir vermutlich weniger Leute zu watson geholt als mit dem legendären Freitagsbier. Das dann durchaus auch mal etwas länger dauert als bis 18 Uhr.
Aber auch die legendärsten Freitagsbiere müssen ein Ende finden. Dieses kündet sich jeweils mit dem legendären Queen-Song «Bohemian Rhapsody» an. Die knapp sechs Minuten sind exakt die Zeitspanne, die es braucht, den Wahnsinn um sich herum wahrzunehmen, in die gläsernen Augen der Mitarbeitenden zu blicken, in sich zu gehen und festzustellen, dass die Zeit für den Nachtbus gekommen ist. Danach folgt der französische Abgang. Oder eine Nacht auf dem Büro-Sofa.
Das kam durchaus vor.
Die Hardstrasse 235 ist quasi das Cupertino von watson. Hauptsitz seit 10 Jahren. Bestrebungen und Überlegungen, den Standort aufzugeben, wurden bis heute erfolgreich abgewehrt.
Aber (vermutlich) nachdem sich Apple in Cupertino ein neues Büröchen zusammengezimmert hatte (nett und bescheiden), hat man auch am Hauptsitz von watson gemerkt, dass die Saugfähigkeit des Teppichs langsam ausgereizt ist. Und das Mobiliar besser ins Playland nach Schlieren passt.
Während am 1. Mai 2013 in Zürich 13'000 Menschen für «faire Löhne und bessere Renten» durch die Strassen zogen, fuhren drei watson-Mitarbeiter in die Ikea nach Spreitenbach. Mit rund 10 Stühlen (Modell Markus, verschiedene Farben) und 10 Tischen (Modell Galant, 160 x 80 cm) ging es an die Gasometerstrasse 5 in Zürich – wo die Projekt- und Konzeptphase stattfand. Dort traf sich einen Tag später das Team der ersten Stunde im allerersten watson-Büro und schraubte erst einmal um die Wette.
Frauen suchte man bei watson damals übrigens vergeblich. Zu den 14 ersten Mitarbeitenden zählte keine einzige Frau. Das «Büro» wurde in den Sommerwochen darauf auch als Männersauna bekannt.
Wie bei jedem Betrieb war es während der Jahre auch bei watson ein reges Kommen und Gehen – aber auch ein Bleiben. Und so können wir nicht ganz ohne Stolz eine ziemlich eindrückliche Liste von 16 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern präsentieren, die, seit wir online sind, dabei sind. Und das wären:
Kommentar des Autors: «Eigentlich ein verschenkter Penalty. Es hätten es auch nur zwei Buchstaben getan.»
Und hier ist das literarische Kunstwerk:
Wenn man 10 Jahre lang Geschichten schreibt, kommen einige schöne Sätze zusammen. Davon ragt einer heraus, sagt unsere Literatin Simone Meier. Und wenn Simone Meier das sagt, dann ist das so. Voila:
Ein junges Medium muss sein Publikum erst einmal kennenlernen. Und so gaben wir euch eines Morgens die Wahl zwischen einer Bildstrecke der neuen Miss-Schweiz-Kandidatinnen und ... majestätischen Hirschen im Nebel.
Die Hirsche gewannen die Abstimmung haushoch und wir die Gewissheit, dass das mit uns und der Community eine wunderbare Sache wird.
Übrigens: Wir hättten unter «M» auch unsere Medienpreise auflisten können. Davon gewannen wir eine Menge, und eine Menge auch nicht. Aber hätten wir euch gefragt, hättet ihr mit Sicherheit erneut lieber die Hirsche gesehen.
Unser erster Slogan ... man kann uns nicht vorhalten, wir hätten nichts unversucht gelassen. Weiter mit O.
Seit Annas legendärem Satz führen wir eine innige, mehr Liebe als Hass-Liebe mit Olten und seinen zum Teil (sogar) berühmten Söhnen und Töchtern (Hoi Mike!).
Raucher rauchen, Kaffeetrinker trinken Kaffee – wie aber verbringen alle anderen kurze Verschnaufspausen in unserer Redaktion? Mit Pingpong. Im Keller steht ein Pingpongtisch, so klein, dass man ihn fast nicht sieht. Dafür aber sind die Emotionen bei Siegern und Verlierern umso grösser. Und das Training zahlt sich aus. Reto Fehr und Leo Helfenberger gewannen erst kürzlich die Zürcher Pingpong-Trophy in souveräner Manier.
279-mal haben wir unsere hellste Kerze, den grossen Hubini, bereits gequizzt. Offiziell. Wie viele Fragerunden es tatsächlich waren, wissen wir nicht so genau. Das ist ja auch nicht so wichtig. Hauptsache, die nächste Woche wird super!
Hier noch einmal, wie alles begann mit dem schwierigsten Online-Quiz im DACH-Raum!
Wir waren jung und brauchten die Publicity! Und irgendwie schaffte es ein damals noch nicht ganz so bekannter, dafür umso frecherer Nico Franzoni, den damals noch jungen, aber schon sehr erfolgreichen Roger Federer dazu zu bringen, die watson-App zu installieren.
«Ig gloubesem jetzt mau eifach und fragene de einisch», sagt unser Franzoni mit Hemmungen am Ende des Videos. Tatsächlich bot sich unserem damaligen Sportredaktor Sandro Zapella die Chance wenig später.
Sagen wir es mal so: Ordnung im Büro gehört nicht zu unserer DNA. Auch nicht nach Einführung einer Clean Desk Policy. Unsere Durchhalteparole auch nach 10 Jahren: Wir haben andere Stärken.
Das Totenglöcklein war schon zu hören, bevor das Kind geboren war. So beschrieb die NZZ die Stimmung unter den Medienbeobachtern und Konkurrenten vor unserem Start. «Die News-Website Watson werde keine Chance haben, sich mit Werbeeinnahmen ausreichend sättigen zu können.»
Eine Woche nach dem Launch folgte dann bereits die erste Analyse über unser Tun. Titel im «Tages-Anzeiger»: «Die teuerste Schülerzeitung der Welt.»
Einen Monat später fragten sich die Jungen Journalistinnen und Journalisten Schweiz in einem Blog: «What's Watson? – Ausser Hansi Voigt weiss das wohl niemand.»
Und im August – einige Monate nach dem Launch – fragte sich wieder der Tagi: «Wer wird sich durchsetzen: Watson oder Blickamabend.ch?» Zwischen den Zeilen war klar, dass das teure watson einen schweren Stand haben würde.
10 Jahre später kann man festhalten: Einfach und schmerzlos war die Etablierung einer neuen Medienmarke nicht. Und gratis auch nicht – ausser für unsere Leser. Aber wir sind als Alternative zu den etablierten Medientiteln gekommen. Und bis heute geblieben.
watson und der fröhliche Journalismus. Hat die NZZ mal getitelt über uns. Für manche ist das ein Widerspruch in sich, für watson ein schönes Kompliment. Denn Unterhaltung ist Teil des Konzepts, seit es watson gibt. Und einer der Hauptgründe, weshalb wir eine so grossartige Community haben. Doch auch der damalige NZZ-Medienjournalist stellte in seinem (durchaus freundlichen) Befund fest:
Wir machen so weiter. Bis auf den derben erotischen Pausenfüller.
Der virale Hit, das war für uns insbesondere am Anfang die harte Währung. Mit einer Story möglichst grosse Aufmerksamkeit erlangen. Weil uns noch kaum jemand kannte, musste das über die sozialen Medien gelingen. Mit Snapchat spielten wir rum. Instagram war schön für Bilder, Twitter gut für die Recherche. Aber Facebook war unser Treiber. Nicht immer waren wir erfolgreich. Mit diesen fünf Werken (und ganz vielen anderen) aber schon:
Es gibt einige wilde Anekdoten aus 10 Jahren watson-Weihnachtsessen. Nicht alle sind für die Öffentlichkeit bestimmt. Nicht alle wissen wir noch. Was 2016 von 61 anwesenden Personen konsumiert wurde, wissen wir aber noch sehr genau …
Bin seit Februar 2014 dabei. Und da ist einiges zusammengekommen.
Huch, soviel Zucker am Morgen gibt bei einigen Spontan-Diabetes, tschulligom dafür!
Die Otte hat sich übrigens viel Mühe mit der Geburtstagskarte gegeben, seid also grosszügig mit der Rechtschreibung... ;)
Und danke, dass ich hier eine tolle Community gefunden habe 🤩