Wladimir Putin gewann vergangenen Sonntag zum vierten Mal die russischen Präsidentschaftswahlen. Wenig überraschend, wurde die Opposition doch systematisch an der Arbeit gehindert. Putin holte rund sieben Mal mehr Stimmen als sein erster Verfolger Pawel Grudinin, von freien Wahlen konnte keine Rede sein.
Dies hielt Donald Trump jedoch nicht davon ab, am Dienstagabend das Telefon in die Hand zu nehmen und dem russischen Machthaber zu dessen Wahlsieg zu gratulieren. Man habe ein «sehr gutes Telefonat» gehabt, liess der US-Präsident danach verlauten. In naher Zukunft sei ein Treffen geplant.
Er habe Putin alles Gute für die nächsten sechs Jahre gewünscht, so Trump und mit ihm über die Situation in Syrien und Nordkorea diskutiert. Über den russischen Ex-Spion Sergej Skripal sei indes nicht gesprochen worden, erklärte Pressesprecherin Sarah Huckabee Sanders später.
Die freundschaftlichen Töne zwischen Washington und Moskau kamen etwas überraschend, verhängte die Trump-Regierung doch erst vor wenigen Tagen Sanktionen gegen Russland wegen Cyberattacken und Einmischung in den Wahlkampf.
Kritisiert wurde Trump unter anderem durch Senator John McCain. Der Republikaner twitterte: «Ein amerikanischer Präsident führt die Freie Welt nicht an, indem er Diktatoren zum Gewinn von Scheinwahlen gratuliert.» Indem er dies getan habe, habe Trump jeden russischen Bürger beleidigt, dem das Wahlrecht in einer freien und fairen Wahl verweigert worden sei.
An American president does not lead the Free World by congratulating dictators on winning sham elections. And by doing so with Vladimir Putin, President Trump insulted every Russian citizen who was denied the right to vote in a free and fair election. https://t.co/lcQTBi7CA1
— John McCain (@SenJohnMcCain) 20. März 2018
Vor den Kopf gestossen fühlte sich jedoch nicht nur John McCain. So berichtete die Washington Post, dass Sicherheitsberater des Weissen Hauses den Präsidenten davor gewarnt hätten, Putin zu gratulieren.
Auf dem vorbereiteten Briefing soll in grossen Lettern «DO NOT CONGRATULATE» gestanden haben. Dies teilten zwei Personen der Zeitung mit, welche die Unterlagen gesehen haben.
Allerdings ist unklar, ob Trump das Briefing überhaupt gelesen hat. Es ist nicht das erste Mal, dass sich der US-Präsident beim Telefonat mit einem Staatschef nicht ans Protokoll gehalten hat.
Trump wird die Kritik von McCain wahrscheinlich wenig kümmern. Doch die Angelegenheit beunruhigt den engsten Machtzirkel rund um den Präsidenten aus einem anderen Grund: Wie konnte es passieren, dass der «Washington Post» derart wichtige Interna ausgeplaudert wurde?
Jemand wollte die Regierung wohl bewusst lächerlich machen. Nur wenige Leute hatten tatsächlich Einblick in die Notizen der Sicherheitsberater.
Trump sei gestern Abend wegen der Leaks stinksauer gewesen, berichtet CNN unter Berufung einer gut unterrichteten Quelle. Demnach verstärke der Vorfall Trumps Glaube, dass es in seinem Team Individuen gebe, die ihn aktiv schwächen wollten. Er vermute diese vor allem im nationalen Sicherheitsbereich.
Ausser sich vor Wut sei auch Stabschef John Kelly gewesen, welcher heute vorhabe, das Thema im Team anzusprechen und den Schuldigen zu finden.
Die Leaks kommen zu einem Zeitpunkt, in dem die Gerüchte um eine mögliche Entlassung des nationalen Sicherheitsberaters H. R. McMaster immer schneller zu drehen beginnen. Nach dem Rauswurf von Aussenminister Rex Tillerson vermuteten diverse US-Medien, dass es als nächstes McMaster treffe. Das Weisse Haus dementierte diese Gerüchte bisher.
Ob sich McMaster jedoch auch nach den gestrigen Ereignissen halten kann, ist derzeit mehr als nur fraglich.