SVP-Politiker zu Gast bei Sektenguru Ivo Sasek – die unheiligen Allianzen der Volkspartei
SVP-Politiker waren sich nie zu schade, politische Allianzen mit Sekten einzugehen. Der gelegentliche Gleichschritt hat ideologische Wurzeln und ist leicht zu erklären. Sekten sind autoritäre Gebilde, politisch meist am rechten Rand zu Hause, sie rekrutieren autoritätsgläubige Menschen und sind auf Führerfiguren konzentriert. Attribute, die ansatzweise auch bei einzelnen SVP-Exponenten zu beobachten sind.
Als hätte es noch eines Beweises für die These bedurft, dass SVP-Politiker keine Berührungsängste mit Sekten haben: Die Rundschau des Schweizer Fernsehens lieferte ihn am Mittwoch in Form eines eindrücklichen Beispiels. Wie das Politmagazin enthüllte, traten in letzter Zeit die drei hochrangigen SVP-Exponenten Luzi Stamm, Ulrich Schlüer und Oliver Kessler bei den Grossveranstaltungen von Ivo Sasek auf, einem der radikalsten Sektengurus der Schweiz.
Damit reihen sich die SVP-Politiker in eine illustre Gesellschaft ein, sind doch beim christlich-fundamentalistischen Prediger Sasek schon Holocaustleugner, Verschwörungstheoretiker, Rechtsradikale, Scientology-Boss Jürg Stettler, Esoteriker und weitere unheimliche Patrioten aufgetreten.
Hitler ist für Sasek ein Apostel
Sasek selbst ist kein Kind von Traurigkeit, wenn es darum geht, abstruse bis extreme politische und religiöse Ideen von der Bühne zu schleudern. So stört er sich am negativen öffentlichen Bild von Adolf Hitler, den er in den «Rang eines Apostels» erhebt, wie die Rundschau zeigte.
Gleichzeitig kritisiert der 60-jährige Sasek die Demokratie. Als Christ werde er deshalb nicht tatenlos zuschauen, «wie sich ein solch kranker, ekelhafter und tödlicher Nihilismus, mit all seinem Gestank von pädophilen Perverslingen noch endgültig in unserer Politik und schliesslich unseren Gesetzen einnistet», dokumentierte die «Rundschau».
Nationalrat Luzi Stamm erklärte, er müsse sich nicht mit den Äusserungen der Veranstalter identifizieren. Das muss er nicht. Aber er sollte wie seine Kollegen Schlüer und Kessler abklären, vor welchen Karren er sich spannen lässt. Offensichtlich fühlten sich die drei im radikalen Sektenumfeld nicht unwohl, wie ihre Auftritte zeigten.
Die unheiligen Allianzen der SVP
Fragwürdige Auftritte von SVP-Exponenten wie bei Sasek und unheilige Allianzen haben eine lange Tradition. Ein paar Beispiele:
- Im Juni 2011 trafen sich hochrangige Politiker und Wirtschaftsbosse aus vielen Ländern in St.Moritz zur geheimen Bilderberg-Konferenz. Ihre Mitglieder bilden für Verschwörungstheoretiker die geheime Weltregierung, die das Schicksal der Menschheit lenkt. An der Protestveranstaltung gegen die Bilderberger traten die drei SVP-Nationalräte Dominique Baettig, Lukas Reimann und Pirmin Schwander im Rahmen der internationalen Szene der Verschwörungstheoretiker auf. Anian Liebrand, Präsident der Jungen SVP Schweiz, schrieb dazu: «Ich habe tolle neue Menschen aus ganz Europa kennengelernt, und dazu hatte ich eine wunderbare, erlebnisreiche Zeit mit Freunden und Weggefährten.» Peinlich an der Geschichte ist, dass ihr Partei-Guru Christoph Blocher selbst schon an Bilderberg-Kongressen teilgenommen hat, also Mitglied der angeblichen Weltverschwörung ist.
- In Drogenfragen paktierten SVP-Politiker immer wieder mit der Psychosekte «Verein zur Förderung der Psychologischen Menschenkenntnis» (VPM) und mit Scientology. Der VPM schrieb weitgehend das Drogenkonzept der Volkspartei. Bei der Initiative «Jugend ohne Drogen», die hauptsächlich vom VPM getragen wurde, arbeiteten verschiedene hochrangige SVP-Politiker Hand in Hand mit den Mitgliedern der rechten Psychosekte. «Das Team SVPM harmoniert», frotzelten denn auch Gegner der Initiative.
- Auch beim neuen Militärgesetz und anderen Abstimmungen schritten SVP, VPM und die Aktion für eine unabhängige und neutrale Schweiz (Auns) Hand in Hand.
- In Luzern setzten sich vier Luzerner SVP-Politiker für die Privatschule der Scientologin Sandra Planzer im Littauerberg LU ein, nachdem das Bundesgericht die Schliessung der Schule angeordnet hatte. Die Schule unterrichtete nach den Methoden von Sektengründer Ron Hubbard.
- Auch die Berner SVP-Nationalrätin Andrea Geissbühler hat keine Berührungsängste mit Sektenanhängern. Sie präsidiert den Dachverband Drogenabstinenz Schweiz, in dem sich auch Scientologen und VPM-Anhänger engagieren.
Diese Zusammenarbeit und Allianzen von SVP-Politikern mit Sekten sind kein Zufall. Sie haben mit ideologischen Gemeinsamkeiten und der Geisteshaltung zu tun. Sensibilitäten in diesem Bereich scheinen gewissen SVP-Exponenten abzugehen.
Mit seinem Blog bedient Hugo Stamm seit Jahren eine treue Leserschaft mit seinen kritischen Gedanken zu Religion und Seelenfängerei.
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