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National League Playoffs: Scheitert der SC Bern heute an den ZSC Lions?

Enttaeuscht verlassen die Berner das Eis im vierte Eishockey Playoff-Halbfinalspiel der National League zwischen den ZSC Lions und dem SC Bern am Montag, 2. April 2018, im Zuercher Hallenstadion. (KEY ...
Meister SC Bern steht vor dem Aus: Gegen die ZSC Lions braucht es jetzt drei Siege in Serie.Bild: KEYSTONE

Scheitern die «bösen Berner Bären» heute an den «Zürcher Milchbubis»?

Die ZSC Lions können in Bern heute den Finaleinzug perfekt machen – auch dank ihren neuen Leadern. 
05.04.2018, 14:2205.04.2018, 16:02
marcel kuchta / Aargauer zeitung
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Was wurde nicht schon alles geschrieben und gesagt über diese ZSC Lions in der laufenden Saison. Abgeschrieben wurden sie eigentlich schon vor den Playoffs. Als enttäuschender Siebter der Qualifikation wurden ihnen in der ersten Runde gegen den Zweiten, den EV Zug, kaum Chancen eingeräumt. Zu oft waren die Löwen in dieser Saison alles schuldig geblieben. Zu oft klafften Anspruch und Realität meilenweit auseinander.

Der ZSC feiert den Sieg im fuenften Eishockey Playoff-Viertelfinalspiel der National League zwischen dem EV Zug und den ZSC Lions, am Dienstag, 20. Maerz 2018, in der Bossard Arena in Zug. (KEYSTONE/F ...
Die ZSC Lions nach dem überraschenden Triumph über den EV Zug.Bild: KEYSTONE

Und jetzt? Nachdem man die Zuger aus dem Weg geräumt hat, fehlt den ZSC Lions noch ein Sieg zum Finaleinzug. Ein Sieg gegen den amtierenden Meister SC Bern, den man im bisherigen Verlauf der Halbfinalserie an die Wand gespielt hat. Die einst eingeschüchterten Löwen sind drauf und dran, die als fast unbesiegbar geltenden grossen, bösen Bären aus dem Wettbewerb zu katapultieren.

Ja, man darf sich durchaus verwundert die Augen reiben und staunen, welcher Wandel sich in Zürich-Oerlikon vollzogen hat. Am besten lässt sich dieser an den Spielern festmachen, die während der Qualifikation und auch noch zu Beginn der Playoffs am stärksten in der Kritik standen. Die Spieler, die gerne als «die nächste Generation» bezeichnet werden. Und denen man dann, als es nicht lief, die nötigen Leader-Qualitäten absprach. Dazu gehörten unter anderem auch ZSC-Eigengewächse, die jetzt zu den dominantesten Spielern im Zürcher Ensemble gehören: Chris Baltisberger (26), Fabrice Herzog (23) und Reto Schäppi (27).

Jubel zum 1:0 bei Zuerichs Patrick Geering, Torschuetze Fabrice Herzog, Reto Schaeppi und Chris Baltisberger, v.l.n.r., im vierten Eishockey Playoff-Halbfinalspiel der National League zwischen den ZSC ...
Fabrice Herzog, Reto Schäppi und Chris Baltisberger haben wieder Grund zum Jubeln.Bild: KEYSTONE

«Konsequenter und härter»

Das Trio sorgt mit seinen entscheidenden Toren nicht nur auf dem Matchblatt für die Musik, sondern ist für seine Gegner auch zu einer physischen Qual geworden. Oder anders ausgedrückt: Aus unscheinbaren Milchbubis mit Mitläufer-Charakter sind während der Playoffs harte Männer geworden. «Wir laufen viel, spielen konsequenter und härter. Wir sind ganz einfach ein sehr unangenehmer Gegner geworden», umschreibt Chris Baltisberger den Prozess, den nicht nur er selber, sondern die ganze Mannschaft durchgemacht hat.

«Kossmann hat uns darauf hingewiesen, dass wir wieder böser werden sollen.»
Chris Baltisberger

Baltisberger wehrt sich allerdings gegen die landläufige Meinung, dass er und seine Mitstreiter zu lange kein Leadership an den Tag gelegt hätten. Vielmehr ortet er das Problem bei der Rollenzuteilung unter dem am Ende des vergangenen Jahres freigestellten schwedischen Lions-Trainerduo Wallson/Johansson, bei dem er ganz zu Beginn ihrer Amtszeit sogar zu den überzähligen Stürmern gehört hatte: «Klar habe ich den Anspruch, dass auch ich am Karren reisse. Aber es braucht Zeit, in so eine Leaderrolle hineinzuwachsen, sich das Vertrauen eines Trainers zu erarbeiten und auch zu bekommen.»

Zuerichs Trainer Hans Kossmann im vierten Eishockey Playoff-Halbfinalspiel der National League zwischen den ZSC Lions und dem SC Bern, am Montag, 2. April 2018, im Zuercher Hallenstadion. (KEYSTONE/Me ...
Führt Interims-Coach Hans Kossmann die ZSC Lions bis zum Titel?Bild: KEYSTONE

Was er damit auch sagt: Unter Interims-Headcoach Hans Kossmann hat jeder Spieler innerhalb der Mannschaft wieder seine Rolle gefunden. Und die Mannschaft selbst auch wieder ihre Identität, mit welcher sie zum Beispiel ihren letzten Meistertitel im Jahr 2014 gewonnen hat. Schon damals waren die Zürcher ein für jeden Gegner sehr unangenehmer Kontrahent. Baltisberger: «Kossmann hat uns darauf hingewiesen, dass wir wieder böser werden sollen. Und unser Sportchef Sven Leuenberger, der ja von Bern kam, hat uns auf die Gegneroptik hingewiesen. Da hiess es dann: ‹Wenn du gegen Zürich eine Chance haben willst, musst du hart spielen.›»

Dieses Vorurteil gehört definitiv der Vergangenheit an. Weil da wieder eine Mannschaft auf dem Eis steht, die diesen Namen verdient hat: «Es macht einen grossen Unterschied, ob alle 20 Spieler ihre Checks fertigmachen oder nur ein paar wenige.

Zuerichs Fredrik Pettersson, links, am Boden mit Berns Gaetan Haas, rechts, im vierten Eishockey Playoff-Halbfinalspiel der National League zwischen den ZSC Lions und dem SC Bern, am Montag, 2. April  ...
Auch Spieler wie Frederik Pettersson kämpfen bei den Lions um jeden Puck.Bild: KEYSTONE

Wenn ein Spieler wie Roman Wick einen Gegner an die Bande nagelt oder sich ein Frederik Pettersson in die gegnerischen Schüsse wirft, dann sendet das unglaubliche Signale an die Mitspieler aus. Dann geht man jeden Extrameter lieber. Weil man weiss, dass es alle machen. Und weil man weiss, dass die Wertschätzung da ist», umschreibt Chris Baltisberger die Wandlung, die die Zürcher an die Türschwelle zum Playoff-Final gebracht hat.

«Niemand hat uns Kredit gegeben. Aber jetzt ist das Feuer entfacht», sagt der ZSC-Stürmer. Der SC Bern muss heute Abend versuchen, den Grossbrand zu löschen. Sonst verglühen die Hoffnungen auf die Titelverteidigung.

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22 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Züzi31
05.04.2018 15:07registriert August 2015
Ich mein, ich bin Z Fan und habe jedes Spiel im Stadion gesehen, und ja, auch die 3-1 Führung ist verdient. Aber an die Wand gespielt...? Wenn der Z nur ein wenig nachlässt, ist Bern sofort da. Meines Erachtens würde Bern jeden anderen Gegner bezwingen.
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kiwichris
05.04.2018 15:20registriert März 2018
Leider ist Fabrice kein Eigengewächs... er kam vom EVZ oder wurde im Thurgau ausgebildet..
Aber ja, die Mischung stimmt und wenn auch der Wille passt, kommt es für Züri gut.
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Simsalabum
05.04.2018 15:22registriert September 2015
Segi hat einen würdevollen Abgang verdient und die Löwen sind auf gutem Weg in die Richtung <3
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