Offiziell ist alles klar: Dominique Aegerter fährt nächste Saison die Moto2-WM im Deutschen Kiefer Team. Der freundliche Deutsche Sturzpilot Sandro Cortese wird sein Teamkollege. Gefahren wird auf österreichischen KTM-Bikes. Finanziert wird das Abenteuer vom britischen Geschäftsmann David Pickworth. Angeblich vertritt er Investoren aus Russland, die bereit sind, Millionen auszugeben. Die Verträge sollten längst unterschrieben, die KTM-Höllenmaschinen bestellt und das Personal für nächste Saison rekrutiert sein.
Doch noch gar nichts hat sich getan. Keine Verträge sind unterschrieben, keine KTM-Bikes sind bestellt, das Personal hat noch keine Verträge und aus Russland ist noch kein Geld geflossen.
Doch die Zeit drängt. Die Frist für die Bestellung von Maschinen für nächste Saison ist bei KTM am 27. November abgelaufen. Nun ist Dominique Aegerters Manager Dr. Robert Siegrist der Kragen geplatzt. Er hat David Pickworth per E-Mail ein Ultimativ gestellt. Das Mail zeigt, wie dramatisch die Situation ist.
Auf Anfrage dementiert Robert Siegrist zuerst dieses Mail, das dem Chronisten zugespielt worden ist. Doch dann lenkt er schliesslich ein und bestätigt: «Ja, es stimmt, ich habe dieses Ultimatum gestellt.» Und begründet diesen dramatischen Schritt: «Wir brauchen jetzt einfach Klarheit. Sonst ist es gar nicht mehr möglich, die neue Saison aufzugleisen. Ich bin wirklich beunruhigt.»
Was, wenn der ganze Deal mit David Pickworth platzt? Dann wird es dramatisch. Weil der bisherige Hauptsponsor (eine schwedische Recycling-Firma) und der Töff-Lieferant, der das Material letzte Saison umsonst geliefert hat (Eskil Suter) ausgestiegen sind. Die restlichen Sponsoren, die dem Team und Dominique Aegerter treu bleiben, können alleine das Budget von rund 1,5 Millionen nicht stemmen.
Robert Siegrist sagt: «Wir müssen im Falle eines Falles einen Plan B haben.» Fest steht, dass dann, wenn alle Stricke reissen, das Kiefer-Team nur noch mit Dominique Aegerter fährt und sein Teamkollege Sandro Cortese rausfliegt. Die Finanzierung der «abgespeckten» Version des Teams müssten Robert Siegrist und sein Fahrer selber organisieren. Was nicht einfach wird. Das Team Kiefer war schon diese Saison chronisch unterfinanziert.
Eine Saison ohne Millionen aus Russland wäre eine schmerzhafte Version für Dominique Aegerter. Denn sein Manager sagt: «In diesem Falle wird Dominique selber Geld investieren müssen um seine Karriere zu retten.»
Robert Siegrist sagt nicht, wie viel. Aber Insider schätzen, dass der Rohrbacher zwischen 80'000 und 100'000 Franken seines persönlichen Sponsorengeldes (das zugleich sein Salär ist) beisteuern müsste.