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So etwas hört man nicht alle Tage: Auf dem Friedhof Hörnli in Basel treiben derzeit rund zwei Dutzend Rehe ihr Unwesen. Und das nicht nur nachts. Auch tagsüber stapfen die sonst scheuen Tiere von Grab zu Grab und fressen, was ihnen ins Maul kommt. Der Respekt vor der Grabesruhe scheint ihnen abzugehen.
Damit halten die umtriebigen Vierbeiner nicht nur die Angehörigen auf Trab, die sich immer wieder bei der Friedhofsverwaltung beschweren. Sondern auch die Friedhofsgärtnerei. Diese hat bereits zig-mal «Nachpflanzungen auf den Gräbern vorgenommen. Ganz besonders im Winter macht sich das Rehwild über die frischen Blumenkränze her», sagt Emanuel Trueb, Leiter der Stadtgärtnerei Basel, gegenüber der «Basler Zeitung» (baz). Das geht in's Geld. 2015 verursachten die Unruhestifter 50'000 Franken an Kosten.
Tatenlos will man dem Treiben aber nicht zuschauen. Die Gärtner bringen immer ein spezielles, stinkendes Mittel auf den Gräbern aus. Ausserdem sprühen sie die Pflanzen noch mit einem Gemisch aus Hornmehl und Buttersäure ein. Das hält die Rehe jedoch nur begrenzt ab. Meistens gewöhnen sie sich an den Geschmack und fressen dann frisch fröhlich weiter.
Nicht alle ärgern sich über die wilden Besucher. Manche schätzen den Kontakt mit den Tieren. So eine ältere Dame, deren Mann gestorben war, wie Trueb gegenüber der BAZ sagt. Sie kam täglich auf den Friedhof und freute sich über ein Reh, das seelenruhig jeweils in ihrer Nähe die Gräber abfrass. Der Grund: Sie glaubte ganz fest daran, dass es sich dabei um die Inkarnation ihres verstorbenen Gatten handelte. Deshalb habe das Reh auch keine Scheu gezeigt.
Ein Abschuss der Tiere kommt laut der Friedhofsverwaltung nicht in Frage. Andere Rehe würden wieder einwandern. Somit müssen sich die Hörnli-Besucher und Gärtner wohl oder übel mit den nicht mehr so scheuen Tieren abfinden.