Ein deutscher Rentner und eine niederländische Seniorin sind im Südwesten Spaniens aus ihrer Gefangenschaft in einem «Horrorhaus» befreit worden. Die beiden wurden offenbar Opfer eines deutsch-kubanischen Paares, das sich mit älteren Menschen anfreundete, um sie auszurauben.
Das teilte die Guardia Civil in Cadíz am Donnerstag mit. Fünf weitere mutmassliche Opfer des Paares kamen unter ungeklärten Umständen zu Tode.
Op Teydea
— Guardia Civil 🇪🇸 (@guardiacivil) 7. März 2019
Guardia Civil #Cádiz detiene a seis personas acusadas de estafar 1,8 millones a los mayores de una residencia de ancianos en Cádiz que más bien era "la casa de los horrores"...los encerraban, drogaban y alimentaban mediante sondas nasogástricas pic.twitter.com/ekEXMr4Ubn
Über einen Zeitraum von vier Jahren sollen die Täter mehr als 1,8 Millionen Euro erbeutet haben. Sie wurden festgenommen. Ihnen wird Betrug, Misshandlung, Unterschlagung, Urkundenfälschung und Geldwäscherei vorgeworfen.
Der befreite Deutsche und die Niederländerin befanden sich laut Polizei in einem «fürchterlichen Zustand». Die beiden alten Leute seien in zwei verschiedenen Räumen des «Horrorhauses» in Chiclana de la Frontera nahe Cádiz eingesperrt gewesen.
Sie hätten unter Medikamenteneinfluss gestanden und seien per Magensonde ernährt worden, obwohl dies nicht notwendig gewesen sei. In einem Pflegeheim habe sich ihr Zustand mittlerweile «merklich gebessert».
Auf das «Horrorhaus» stiessen die spanischen Ermittler nach einem Hinweis der deutschen Polizei, wonach eine 101-jährige wohlhabende Deutsche vermisst wurde. Die Guardia Civil fand die Seniorin in einem Pflegeheim, in das sie in einem schlechten Gesundheitszustand eingeliefert worden war.
Die Greisin berichtete der Polizei, das deutsch-kubanische Paar habe an ihrem Wohnort auf der Kanaren-Insel Teneriffa ihr Vertrauen gewonnen und sie überredet, nach Cádiz umzusiedeln. Dort sei sie dann monatelang in Handschellen in einem Haus eingesperrt gewesen.
In einer Erklärung der Guardia Civil hiess es, die 101-Jährige habe im vergangenen Oktober mehr als 162'000 Euro auf der Bank gehabt. Nachdem sie das Paar kennengelernt habe, sei der Betrag auf ihrem Konto bis Mitte Dezember auf weniger als 300 Euro zusammengeschmolzen und ihr Haus auf Teneriffa verkauft worden, ohne dass sie einen Euro dafür erhalten habe.
Kurz bevor die Polizei das Paar festnehmen konnte, traf dieses in dem Pflegeheim ein und nahm die Seniorin mit. Fünf Stunden später starb sie im Fahrzeug der beiden. Das Paar sorgte für eine schnelle Einäscherung, sodass keine Autopsie vorgenommen wurde.
Die Guardia Civil nahm das deutsch-kubanische Paar schliesslich fest. Bei der Durchsuchung eines von dem Paar angemieteten Hauses entdeckte sie die beiden alten Leute aus Deutschland und den Niederlanden.
Der Polizei zufolge hatten die beiden Verdächtigen sich in der Vergangenheit um vier weitere Menschen «gekümmert». Alle vier seien nach ersten Erkenntnissen «unerwartet gestorben», nachdem das Paar ihr Vermögen an sich gebracht habe.
Das Paar investierte das erbeutete Geld nach Informationen der Ermittler in einen Tourismuskomplex in der Küstenstadt El Palmar südlich von Cádiz. Dafür sollen sie gefälschte Dokumente genutzt haben. Vier mutmassliche Komplizen, die dem Paar bei der Geldwäscherei geholfen haben sollen, wurden festgenommen.
(tam/sda/afp)