Kaum jemandem muss man erklären, wer der Berner Musiker war. Zu gross sind sein Einfluss und seine Hinterlassenschaft. Anlässlich seines baldigen Todestags schauen wir noch mal genauer hin: Was hatte der Rockpionier überhaupt mit HipHop am Hut?
Lange vor «Murder by Dialect» und «Fresh Stuff 2»: Landesweit ist es nicht mehr ganz unumstritten, dass der erste CH-Rap-Song aus Basel kommt. Black Tiger genoss 1991 mit seinem ersten Mundart-Part eine grosse Symbolkraft, die weitgehend akzeptiert ist. Wer das allerdings vehement verneint: Hofer himself. 2011 meinte die Rocklegende in einem Interview mit «Der Sonntag»: «Damals hat in der Schweiz noch gar niemand gerappt.» Verdient sich der «PSYCHO-MOTORISCHE WÄLTSCHMÄRZ-REGGAE NR. 117» seinen Platz in der CH-Rap-Legacy?
Zumindest einen Versuch, seinen Status als Rap-Pionier zu untermauern, machte Polo im TV. Dort rappte er die Ansage zur «Rockbude». Dass Hip-Hop damals noch in den Kinderschuhen steckte, konnten auch die weltfremdesten Schweizerinnen und Schweizer schon durch das Rauschen des Röhrenfernsehers hören.
Polo nahm kein Blatt vor den Mund (ausser es waren OCBs). Im Interview mit LYRICS Magazin zeigte er sich brutal ehrlich. Seine Reactions auf Schweizer Rapper sind Gold wert: Anstatt Ben Whale hört Polo dann doch lieber Mani Matter. Was andere 2017 gemacht hätten, habe er schon 1979 gemacht – aber ohne Fehler im Reim. Love gab's dennoch für Trap-Titan Pronto und seinen Berner Kollegen Greis. «Er probiert's auf jeden Fall. Der wird jetzt dann auch schon 40-ig. Der muss sich auch bald um einen neuen Job kümmern.»
Ein Rapper, der oft den Lebensweg von Polo gekreuzt hat, war Knackeboul. Mit ihm erschuf dieser auch seinen grössten Klassiker. Auf «Weisch Du No?» schrieb Polo die Hook – und diese begeisterte. Über zwei Millionen Streams zählt der Song bis heute. Alleine auf Spotify. Für die Airline Edelweiss jammten die beiden später am Flughafen und Knackeboul coverte Polo-Songs im TV.
Polos Reaktionen auf seinen eigenen Classic sprechen für sich:
Nicht ganz so rosig nahmen die Dinge mit Bündner OG Gimma seinen Lauf: Warum genau die beiden aneinandergeraten sind, ist schwer nachzuvollziehen. Ob die beiden es selber überhaupt noch wussten, ist die zweite Frage. Gimma meinte auf die Frage, warum er den Rockerpionier als Arschloch betitelte: «Er hat mir auch Arschloch gesagt. Das ist gegenseitig.» Polo Hofer sei «ein betrunkener, alter, hässiger Typ, der uns irgendwelche Märchen erzählen wollte».
Einen schönen Ausgang hatte die Geschichte dennoch: So gab Gimma an, dass sein Song «Bluamameitli» auch eine Hommage an Polo Hofers «Alperose» gewesen sei.
Auch wenn Polo Hofer sich für seinen Titel als erster Rapper nie richtig durchsetzen konnte, so bleibt er auch waschechten Hip-Hop-Fans ein generationenübergreifender Star. Denn irgendwie können wir uns dennoch mit der trotzigen und provokanten Art des Mundart-Rockers identifizieren. Danke für dein Schaffen, Polo.
Es gibt eine Single aus dem Jahre 1983 von 'Claude' – Wie Gaht's??(A) / Nüüt(B)... siehe Link.