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Sex, Geld, Macht und Verehrung - das irdische Leben der Sektenführer

Couples from around the world participate in a mass wedding ceremony at the Cheong Shim Peace World Center in Gapyeong, South Korea, Tuesday, March 3, 2015. 3,800 couples from more than fifty countrie ...
Die Mun-Sekte veranstaltet Massenhochzeiten. Die Aufgabe der Mitglieder besteht vor allem darin, Spenden zu sammeln.Bild: AP/AP
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Sex, Geld und Macht – das irdische Leben der Sektenführer

Sie fühlen sich als die religiösen Führer, die die Welt retten müssen. Dabei sind ihnen die weltlichen Begierden mindestens so wichtig wie die spirituellen Ziele.
23.03.2024, 08:06
Hugo Stamm
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Gibt es den perfekten Menschen? Geistig und psychisch gesunde Personen werden die Frage verneinen. In einer komplexen Welt voller Widersprüche ist es ein Wunschtraum, ein sündenfreies Dasein zu leben.

In den religiösen und politischen Blasen finden sich jedoch Menschen, die überzeugt sind, allmächtig und weitgehend unfehlbar zu sein.

Die politischen Fantasten kennen wir zur Genüge: Die Kriegstreiber, Autokraten und Diktatoren träumen davon, als Alleinherrscher in die Geschichtsbücher einzugehen. Sie laufen Gefahr, einen Realitätsverlust zu erleiden, in eine Scheinwelt abzurutschen und Allmachtsfantasien zu entwickeln.

Dass sie auf dem Weg zu vermeintlichem Ruhm und Ehre das Volk knebeln und über Leichen gehen, ist ihnen egal. Sie haben die perfekte Aufgabe gefunden, ihren Narzissmus ungehindert auszuleben. Um ihr skrupelloses Handeln zu begreifen, muss man keine politische Analyse heranziehen, sondern psychologische Ursachenforschung betreiben.

Gesandte Gottes mit paranormalen Superkräften

Bei radikalen religiösen Führern sieht es kaum besser. Sie legitimieren ihre Allmachtsfantasien mit dem Anspruch, Herr über das Leben zu sein, im Diesseits wie im Jenseits. Als selbst ernannte Propheten, Gurus, Messiasse und Heilsbringer sehen sie sich als Gesandte Gottes oder Wesen mit spirituellen und paranormalen Superkräften.

Sie geben sich als altruistische Heilsbringer, die angeblich ihr ganzes Leben in den Dienst ihrer Anhänger stellen. Sie machen ihnen weis, ihre religiöse Entwicklung zu fördern, sie zu vorbildlichen Menschen zu machen und sie schliesslich ins Heil zu führen. Und zum Dessert versprechen sie ihnen das ewige Leben. Beginnt man aber an ihrer göttlichen Aura zu kratzen, blättert der Lack rasch ab.

Scientology nennt sich eine Kirche, verfolgt aber primär weltliche Ziele.Video: YouTube/Pavlov - Research & Record

Dahinter kommen skrupellose Sektenführer zum Vorschein. Sie benutzen ihre Anhänger, um ihre Huldigungen zu empfangen. Die Verehrung und Unterwerfung der Mitglieder ist ihr Antrieb. Sie dienen den Führern dazu, sich als auserwähltes Wesen zu empfinden, das die Welt retten und das Heil auf den Planeten bringen muss.

Geldgier, Macht und Sex

Um die Anhänger in ihre spirituelle oder religiöse Parallelwelt zu locken und gefangenzuhalten, wenden sie alle Tricks der Indoktrination an. Viele schrecken auch nicht vor Repressionen aller Art zurück.

Diese begründen sie mit dem Argument, sie auf den richtigen religiösen Pfad zu bringen. Dass es ihnen wie den Diktatoren einzig darum geht, ihre Macht auszukosten, erkennen die Sektenmitglieder nicht. Dabei befriedigen die Sektenführer primär irdische Bedürfnisse. Religion und Glaube sind oft nur das Hintergrundrauschen. Im Vordergrund stehen Geldgier, Macht und Sex.

Die selbsternannten Heilsbringer und Erlöser sind besessen, veritable Vermögen anzuhäufen. Christliche TV-Pastoren in den USA sammeln riesige Vermögen und leben wie Gott in Frankreich.

Es kommen vermutlich nirgends so viele sexuelle Missbräuche vor wie im spirituellen und religiösen Biotop. Nicht nur in klassischen Sekten mit einem allmächtigen Sektenführer, sondern auch in anerkannten Grosskirchen, wie die Fälle der katholischen Kirche zeigen.

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Ins Bild passt auch, dass die meisten selbsternannten Heilsbringer und Erlöser davon besessen sind, veritable Vermögen anzuhäufen. Christliche TV-Pastoren in den USA sammeln riesige Vermögen und leben wie Gott in Frankreich.

Die südkoreanische Vereinigungskirche, die als Mun-Sekte bekannt wurde, will alle Glaubensgemeinschaften unter ihrem Dach vereinen. Die Anhänger des Gründers Sun Myung Moon verenden ihre ganze Energie darauf, weltweit Spenden zu sammeln.

Pharmafirmen und Zeitungen im Sektenimperium

Damit konnte der 2012 verstorbene Sektengründer das Wirtschaftsimperium Tongil Group aufbauen. Pharmafirmen, Rüstungsunternehmen, die Zeitung Washington Times und vieles mehr gehören dazu. Um das Sektenstigma loszuwerden, benannte sich die Munsekte später in Familienförderung für Weltfrieden und Vereinigung um.

Fantasiereich ist auch das amerikanische Sekten-Chamäleon Scientology. Keine Gruppe versteht es so gut, seine Mitglieder abzuzocken. Das riesige Kursprogramm kostet ein Vermögen. Einzelne Kursstunden auf den höheren Stufen kosten Hunderte von Franken.

Die Spendenlisten schlagen alles. Eine lebenslange Mitgliedschaft kostet 5000 Dollar. Wer den Titel Sponsor tragen will, blättert 10‘000 Dollar auf den Sektentisch. Doch das ist erst der Anfang der umfangreichen Spendenliste, die 20 Posten umfasst. Der 7. Posten ist Gold Meritorious mit einer Million Dolar. Der 13. Posten nennt sich Patron Excalibur und kostet 20 Millionen. Die Liste endet mit Platinum Invictus und beträgt 60 Millionen Dolar.

Für viele Sektenführer ist der Glaube lediglich der Rahmen, um ihre allzu irdische Bedürfnisse hemmungslos auszuleben.

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Hugo Stamm, Sektenblog
Bild: zvg
Hugo Stamm
Glaube, Gott oder Gesundbeter – nichts ist ihm heilig: Religions-Blogger und Sekten-Kenner Hugo Stamm befasst sich seit den Siebzigerjahren mit neureligiösen Bewegungen, Sekten, Esoterik, Okkultismus und Scharlatanerie. Er hält Vorträge, schreibt Bücher und berät Betroffene.
Mit seinem Blog bedient Hugo Stamm seit Jahren eine treue Leserschaft mit seinen kritischen Gedanken zu Religion und Seelenfängerei.

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376 Kommentare
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HugiHans
23.03.2024 08:34registriert Juli 2018
Da gehörte wohl Bhagwan mit seinem 93 Rolls-Royce zu den Bescheideren …
Schlimmer sind aber schlussendlich die Übergriffe, die Tragödien und zerstörte Menschen hinterlassen.
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