Der amerikanische Präsident Donald Trump ist kein vorbildlicher Hüter der christlichen Moral und Ethik. Barmherzigkeit ist nicht seine herausragende Eigenschaft. Empathie empfindet er primär, wenn es um seine eigenen Bedürfnisse geht.
Sein Augenmerk gilt auch nicht primär den Armen, Verfolgten oder den Flüchtlingen. Auch nicht den Minderheiten. Sein Slogan «America first» kann auch auf Trump persönlich angewendet werden.
Auch sein Frauenbild ist nicht wirklich christlich. Wenn er sagt, er könne es sich erlauben, Frauen in den Schritt zu greifen, demonstriert er seine egozentrische Weltsicht.
Angesichts dieser Haltung müssten fromme Christen zur Überzeugung gelangen, Trump stehe im Bann des Antichrists. Zumal der Präsident nicht Mitglied einer Freikirche ist. Es ist denn auch nicht klar, wo er religiös verortet werden muss.
Trotz seiner unchristlichen Haltung und Lebensweise ist Trump der Liebling der frommen Christen. Geradezu verstörend wirkt, dass sie in ihm ein Werkzeug Gottes sehen. Manche gar als neuen Heilsbringer. Das lässt sich der Frauenheld gern gefallen, denn er ist auf die Hunderttausenden von Stimmen aus dem Lager der evangelikalen Freikirchen angewiesen, will er in zwei Jahren wiedergewählt werden.
Die Verklärung von Trump als Heilsbringer begann mit der Verlegung der amerikanischen Botschaft nach Jerusalem. Für christliche Fundamentalisten ist dies ein wichtiger Schritt in der Heilsverwirklichung. Die biblische Prophezeiung sieht nämlich vor, dass sich das auserwählte Volk der Juden wieder im Heiligen Land versammeln muss. Mit Jerusalem als Zentrum.
Deshalb vergleichen die frommen Christen Trump nun mit König Kyros dem Grossen. Manche sehen im amerikanischen Präsidenten gar eine Verkörperung der Figur aus dem Alten Testament. Dieser hat die Juden vor 2500 Jahren aus dem babylonischen Exil befreit und die Rückkehr ins gelobte Land ermöglicht. Seither gilt er als Retter des jüdischen Volkes.
Evangelikale Amerikaner sehen in Trump ebenfalls einen Retter, der den alten Zustand mit Jerusalem als Hauptstadt wiederherstellt. Und der Israel vor der Invasion der Muslime schützt. Vor allem aus dem Iran.
Der Vergleich von Trump mit Kyros drängt sich für die Evangelikalen auch auf, weil beide als Nichtgläubige gelten. Für die Frommen ist der «Sünder» Trump ein Werkzeug Gottes geworden. Wie Kyros vor 2500 Jahren.
Es ist denn auch kein Zufall, dass der israelische Ministerpräsident Netanjahu den Vergleich von Trump mit dem persischen König in einer öffentlichen Rede in die Welt setzte. Es wurde auch eine vergoldete Gedenkmünze geprägt, auf der König Kyros und Trump verewigt sind.
Dass Trump das Werkzeug Gottes sein soll, zeigt für Evangelikale auch der Umstand, dass er den Evangelikalen Mike Pompeo zum Aussenminister ernannt hat. Geradezu ein glühender Frommer ist Vizepräsident Mike Pence. Das Weisse Haus ist also fest in evangelikaler Hand.
An der Legende von Trump als modernem König Kyros bastelt auch der Film «The Trump Prophecy». Der amerikanische Präsident wird darin trotz mangelhafter Bibelkenntnisse als der Gesalbte Gottes vorgestellt, der nicht nur Israel retten müsse, sondern auch Amerika in ein goldenes christliches Zeitalter führen werde.
Wenn die Sehnsucht das religiöse Bewusstsein dominiert, treibt die Fantasie skurrile Blüten.
Zum Schluss ein Hinweis auf das Theaterstück «Die Gretchenfrage». Ein junges Theaterensemble aus München hat ein Stück über Sekten selbst geschrieben und inszeniert.
Die Daten: Mi 20.3., 20h, Zürich Keller 62, Rämistrasse 62. Do 21.3., 20h, Basel, Mitte Safe, Gerbergasse 30. Fr 22.3., 20h, Solothurn, Restaurant Kreuz, Kreuzgasse 4. Sa 23.3., 20h Schaffhausen Haberhaus Bühne, Neustadt 51.