Jesus Christus ist eine der bekanntesten Figuren in der Geschichte der Menschheit. Auf den als Sohn Gottes beschriebenen Mann geht sogar unsere Zeitrechnung zurück, unabhängig davon, dass das Jahr Null vermutlich falsch gesetzt wurde. Und auch heute noch, 2000 Jahre nach seinem Wirken, ist sein mehr oder weniger direkter Einfluss immens.
Wer ist also dieser Übermensch? Obwohl Tausende von Wissenschaftern versuchten, sein Leben zu ergründen, wissen wir immer noch wenig über ihn. Seine Existenz ist zwar ziemlich wahrscheinlich, doch unklar ist nach wie vor, wie authentisch das Neue Testament ihn beschreibt.
Es ist sogar sehr wahrscheinlich, dass viele biblische Geschichten um Jesus Mythen sind. Denn die Chronisten, die vier Evangelisten, kannten Jesus nicht. Und über Markus, Mätthäus, Lukas und Johannes wissen wir noch viel weniger als über Jesus selbst. Möglicherweise sind sie anonyme Ghostwriter, denn ihre Evangelien wurden aus anonymen Überlieferungen zusammengestückelt, die erst Jahrzehnte nach seinem Tod aufgeschrieben wurden.
Doch zurück zu Jesus. Seine Biographie liegt im Dunkeln. Sein Werdegang wird nicht einmal in der Bibel nachgezeichnet. Wir wissen auch nicht, wie viele Geschwister er hatte. Erwähnt wird nur ein Bruder.
Die Erzählungen über Jesus konzentrieren sich nach der Kindheit maximal auf die letzten paar Jahre seines Lebens. Erwähnt wird lediglich, dass er in bescheidenen Verhältnissen aufwuchs.
Auch die Apostel erzählen uns wenig über das frühe Leben von Jesus. Sie haben seine Person nicht näher beschrieben, nicht sein Aussehen oder seine Persönlichkeit. Es gibt auch keine verbürgten Reliquien.
Und wirklich bedeutend war Jesus zur damaligen Zeit auch nicht. Ein paar wenige Historiker haben ihm lediglich ein paar dürre Sätze gewidmet. Doch auch hier gibt es gewichtige Vorbehalte: Flavius und Tacticus kannten Jesus auch nicht, lebten sie doch viele Jahrzehnte später als er. Da damals der Name Jesus sehr verbreitet war, ist auch nicht gesichert, ob die Chronisten den «richtigen» Jesus meinten.
Was ebenfalls erstaunlich ist: Wir wissen vom Superstar Jesus nicht einmal mit Sicherheit, in welcher Sprache er predigte. Die Juden glauben mehrheitlich, dass er Aramäisch gesprochen hatte, wie es in dieser Region üblich gewesen sei. Viele katholische Forscher vermuten hingegen, dass er sich auf Hebräisch verständigt hatte.
Vielleicht haben beide recht, womöglich beherrschte er beide Sprachen. Denn Aramäisch war die Umgangssprache, Hebräisch die Sprache der Gelehrten, also auch der Bibel. Und: Wir wissen ja nicht einmal, ob er schreiben konnte.
Angesichts dieser vielen Wissenslücken und offenen Fragen erstaunt es doch sehr, dass Jesus zum Begründer der grössten Weltreligion werden konnte. Vielleicht hat es mehr mit Konstantin und Paulus denn mit Jesus zu tun. Denn der Kaiser anerkannte das Christentum und förderte es, und Paulus war ein PR-Genie.
Manchmal ist die Geschichte für besondere Überraschungen gut.