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Genitalverstümmelung: In muslimischen Kreisen immer noch weit verbreitet

FOR USE WITH FEATURE PACKAGE FOR MONDAY, JULY 8-- Hudan Mohammed Ali, 6, screams in pain while undergoing circumcision in Hargeisa, Somalia, June 17, 1996. Her sister Farhyia Mohammed Ali, 18, holds h ...
Immer noch weit verbreitet: Beschneidung bei Mädchen.Bild: AP
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Die Beschneidung in muslimischen Kreisen ist immer noch weit verbreitet

Obwohl die Genitalverstümmelung in der Schweiz verboten ist, werden immer noch Mädchen beschnitten. Weltweit wird die Beschneidung besonders in muslimischen Kreisen praktiziert, davon betroffen sind Millionen von Mädchen.
29.03.2025, 08:1029.03.2025, 08:10
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Es klingt so harmlos: Beschneidung. In Wirklichkeit ist es eine traumatisierende Folter - die Genitalverstümmelung von Mädchen. Ein grausames Ritual, das auch heute noch in manchen Weltgegenden weit verbreitet ist. Vor allem in muslimischen Ländern.

In mehreren afrikanischen Staaten sind 80 bis 90 Prozent der Frauen beschnitten. Fachleute schätzen, dass weltweit mehr als 200 Millionen Frauen betroffen sind und weiterhin jährlich drei Millionen Mädchen im Alter von 0 bis 15 Jahren verstümmelt werden.

Die Beschneidung von Mädchen verletzt die Menschenrechte

Der unmenschliche Brauch wurde und wird hauptsächlich in westafrikanischen und nordostafrikanischen Ländern sowie in muslimisch geprägten Staaten im mittleren Osten und Asien wie Malaysia und Indonesien gepflegt. Sie missachten die Menschenrechte, die die körperliche Unversehrtheit postulieren.

Auch in der Schweiz werden nach wie vor Mädchen in muslimischen Kreisen verstümmelt. Laut Schätzungen von Amnesty International und Caritas Schweiz sind rund 20'000 Frauen von einer erzwungenen Beschneidung betroffen.

Es wäre deshalb nötig, mehr Aufklärungs- und Präventionsmassnahmen zu organisieren. Einen privaten Beitrag leistet Sara Aduse, die als siebenjähriges Mädchen selbst beschnitten wurde und sich mit ihrer Stiftung in der Aufklärung und Beratung engagiert.

Sara Aduse beschreibt ihre Genitalverstümmelung.Video: YouTube/UNICEF Deutschland

Besonders traumatisch ist für viele Mädchen, dass ihre Mütter oder Grossmütter das Ritual organisieren. Dieses wird mit einem Skalpell, Rasiermesser, manchmal sogar aus Tradition mit einer Glasscherbe durchgeführt. Ohne Betäubung.

Die Mädchen werden meist nicht auf das Ritual vorbereitet. Sie haben keine Ahnung, was sie erwartet, denn der Brauch wird als Initiation zur Frau deklariert und als Fest gefeiert, bei dem die Opfer Geschenke bekommen. Schliesslich halten Frauen aus dem Kreis der Familie die Mädchen ohne Vorwarnung an Armen und Beinen fest, während eine Frau zur äusserst schmerhaften Tat schreitet.

Die Mädchen wissen in der Regel nicht, weshalb sie gequält und Teile der Geschlechtsorgane herausgeschnitten werden. Sie wissen schon gar nicht, welche Konsequenzen das Ritual hat.

Schmerzen beim Geschlechtsverkehr

Diese können fatal sein und zu chronischen Infektionen führen. Die Mädchen leiden oft unter Schmerzen beim Wasserlassen, beim Abfliessen des Menstruationsblutes und beim Geschlechtsverkehr.

Fachleute bezeichnen die Genitalverstümmelung als Brauch mit einer langen Tradition, die ihren Ursprung in vorchristlichen Zeiten hat. Verstörend ist, dass die Beschneidung von Frauen organisiert und durchgeführt werden, die die Folter am eigenen Leib erfahren haben. Die Mütter schrecken nicht davor zurück, ihre eigenen Töchter verstümmeln zu lassen. Die Tradition gehört zum Familienleben und wird nicht hinterfragt.

Der brutale Brauch ist in den Köpfen von Männern entstanden. Sie wollten die sexuellen Bedürfnisse der Frauen schon im Mädchenalter unterdrücken. Deshalb wird bei der Beschneidung oft die Vagina zugenäht. Die Männer wollen „reine Frauen“. Die Verstümmelung hat also viel mit der Unterdrückung der Frauen zu tun und offenbart ein Machogehabe.

Imame könnten die Beschneidung mit einem religiösen Argument verhindern: Der allmächtige Allah hat Männer wie Frauen als perfekte Wesen geschaffen mit allem drum und dran.

In den genannten Ländern werden aber nicht nur Mädchen aus dem muslimischen Milieu beschnitten, den Brauch pflegen teilweise auch christliche Familien, die die Traditionen ihrer Heimat hochhalten.

Religionswissenschaftler sprechen bei der Genitalverstümmelung in der Regel von Bräuchen und Traditionen und klammern die Frage aus, welche Rolle religiöse Aspekte spielen. Sie umschiffen das sensible Thema tunlichst, um nicht Kritik am Islam üben zu müssen.

Sie stellen sich auf den Standpunkt, dass die Genitalverstümmelung weder im Koran noch in der Bibel angeordnet wird. Allerdings lässt sich das rigide Reinheitsgebot im Koran heranziehen, um die Beschneidung religiös zu legitimieren.

Viele Muslime betrachten die Genitalverstümmelung als religiöses Gebot

Viele Muslime glauben denn auch, dass die Genitalverstümmelung ein religiöses Gebot sei, zumal viele islamische Religionsführer sie als Lehrmeinung betrachten.

Es gibt auch einen grundsätzlichen Aspekt, dass das Ritual einen religiösen Anteil hat, denn der Brauch lässt sich nicht von den religiösen Traditionen abkoppeln. Die puritanische Haltung gegenüber der Sexualität und die Unterdrückung der Frauen hat sehr wohl einen religiösen Hintergrund. Zucht und Ordnung sind ganz im Sinn radikaler Religionsführer.

Diese taten und tun auch nichts dagegen, um die Beschneidung zu unterbinden. Es wäre für sie ein Leichtes, die Verstümmelung mit einem schlagenden religiösen Argument zu verhindern: Der allmächtige Allah hat Männer wie Frauen als perfekte Wesen geschaffen mit allem drum und dran.

Akt gegen die Schöpfung

Es ist deshalb ein Akt gegen die Schöpfung, Mädchen zu verstümmeln. In der Sure 95,4 heisst es denn auch: «Wahrlich, wir haben den Menschen in bester Form erschaffen.»

Im Lauf der Jahrhunderte wurden mehrere Milliarden Mädchen und Frauen körperlich verstümmelt und traumatisiert. Die Glaubensgemeinschaften haben das Drama begünstigt und geduldet. Ein Beispiel mehr, dass Relgionen schuld am Leiden vieler Gläubigen waren und auch heute noch sind.

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Hugo Stamm, Sektenblog
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Hugo Stamm
Glaube, Gott oder Gesundbeter – nichts ist ihm heilig: Religions-Blogger und Sekten-Kenner Hugo Stamm befasst sich seit den Siebzigerjahren mit neureligiösen Bewegungen, Sekten, Esoterik, Okkultismus und Scharlatanerie. Er hält Vorträge, schreibt Bücher und berät Betroffene.
Mit seinem Blog bedient Hugo Stamm seit Jahren eine treue Leserschaft mit seinen kritischen Gedanken zu Religion und Seelenfängerei.

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658 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Haarspalter
29.03.2025 08:38registriert Oktober 2020
„Der brutale Brauch ist in den Köpfen von Männern entstanden.“

Ist dem so? Aber auch wenn es so wäre:

Für einmal bin ich dafür, nicht alles nur den Männern in die Schuhe zu schieben:

Wenn Grossmütter und Mütter ihre eigenen kleinen Enkelinnen und Töchter gruppen-vergewaltigen und verstümmeln, dann ist es eben Gewalt von Frauen.

Die Täterinnen sind in unserer Rechtssprechung Frauen. Es gibt keine mildernden Umstände, weil die „Idee“ dazu von einem Mann kam.

Frauen können genauso grausam und sadistisch sein - und tragen kulturelle Bräuche ebenso mit.
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Raketenwissenschaftler
29.03.2025 08:28registriert Januar 2023
Hier braucht es eine Meldepflicht für Ärzte, damit diese nicht mehr wegschauen können und Gefängnisstrafen für die Täter*innen, auch wenn es sich nur um Beihilfe handelt.

Ausserdem gehört auch die Genitalverstümmelung aus religiösen Gründen von Buben verboten!
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Händlmair
29.03.2025 08:35registriert Oktober 2017
20'000 Mädchen und Frauen in der Schweiz sind von einer erzwungenen Beschneidung betroffen.

2008 wurde ein Elternpaar aus Somalia zu einer bedingten Freiheitsstrafe von sechs Monaten verurteilt. 2019 wurde das Urteil vom Bundesgericht bestätigt.

Medizinisches Personal, die regelmässig mit betrofenen Patientinnen in Kontakt kommen melden solche Fälle sehr selten.

1. Gewalt an Kindern, egal ob dies mit einer Religion, Kultur oder sonst was zu tun hat, ist Inakzeptabel und muss von Amtes wegen verfolgt werden.
2. Keine Verjährung
3. Die Strafen immer unbedingt und mind. 3-5 Jahre Haft.
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