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Deutsche Regierung stellt Innenminister bloss

Deutsche Regierung stellt Innenminister Seehofer bloss

09.07.2018, 00:0309.07.2018, 06:58
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Die deutsche Regierung hat sich einem Zeitungsbericht zufolge in einem aussergewöhnlichen Schritt bei der EU-Kommission in Brüssel von ihrem Innenminister Horst Seehofer (CSU) distanziert. Mit seiner brieflichen Intervention zu den Brexit-Verhandlungen habe Seehofer nicht die Haltung der Regierung wiedergegeben.

dpatopbilder - 03.07.2018, Berlin: Horst Seehofer (CSU), Bundesminister fuer Inneres, Heimat und Bau, sitzt bei der Plenarsitzung im Deutschen Bundestag. Im Mittelpunkt der 44. Sitzung der 19. Wahlper ...
Die deutsche Regierung fand den Alleingang des deutschen Innenministers nicht angemessen. Bild: DPA

Dies betonte die Ständige EU-Vertretung Deutschlands in einem Schreiben an die EU-Kommission. Das Statement liegt auch der «Süddeutschen Zeitung» vor.

«Ich möchte klarstellen, dass es sich hierbei um ein in der Bundesregierung nicht abgestimmtes Schreiben handelt», heisst es demnach in dem Brief des Leiters der politischen Abteilung der deutschen EU-Vertretung, Thomas Eckert, an das Büro des EU-Kommissars für Inneres, Dimitris Avramopoulos.

Seehofer verlangte Flexibilität

Seehofer hatte die EU-Kommission aufgefordert, in den Brexit-Verhandlungen Flexibilität walten zu lassen. Deren Ziel müsse unter anderem eine «uneingeschränkte Sicherheitszusammenarbeit» mit London auch nach Grossbritanniens EU-Austritt sein. Nachdem das Schreiben Seehofers durch die britische «Financial Times» bekannt geworden war, hatte eine Sprecherin der EU-Kommission erklärt, das sei «nicht die Position des Europäischen Rates einschliesslich Deutschlands».

Auch in dem Schreiben der Ständigen Vertretung bei der EU heisst es laut «SZ», Teile von Seehofers Brief befänden sich in Widerspruch zu Beschlüssen des Europäischen Rates und der «in dieser Folge abgestimmten Position der Bundesregierung». Eckert stellte klar, dass die Bundesregierung «selbstverständlich am Inhalt dieser Leitlinien und ihrer bisherigen Positionierung festhält».

EU sieht Einigkeit bedroht

Die Staats- und Regierungschefs der 27-EU-Staaten ohne Grossbritannien hatten im März betont, dass beim Datenaustausch das bisherige Schutzniveau innerhalb der EU gesichert sein müsse. Ob dies zu gewährleisten ist, wenn Grossbritannien nach einem Austritt nicht mehr der europäischen Rechtsprechung unterliegt, gilt als zweifelhaft.

Seehofers vom 27. Juni stammendes Schreiben wird in Brüssel vor allem deshalb als ärgerlich gewertet, weil es den britischen Versuch zu unterstützen scheint, mit dem Verweis auf Sicherheitsinteressen die Einigkeit in der EU in den Brexit-Verhandlungen zu untergraben. (sda/afp)

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24 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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elias776
09.07.2018 04:08registriert Mai 2017
Dieser Seehofer blamiert sich immer wie mehr und wirkt auf mich wie ein richtiger Looser :/
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Majoras Maske
09.07.2018 06:14registriert Dezember 2016
Und trotz allem Stänkern steigt die CSU nicht in der Wählergunst... Seltsam, seltsam...
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MadPad
09.07.2018 08:20registriert Mai 2016
Er hat sich selber bloss gestellt, wenn er Versprechen abgibt, welche nicht mit der Regierung abgesprochen sind.

Die Regierung musste es richtig stellen.
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