In der Schweiz teilen sich Apple und Samsung den Handy-Markt brüderlich auf – chinesische Anbieter spielen nur eine Nebenrolle. Doch nun will Google ein grösseres Stück des Kuchens.
Bei Digitec Galaxus stiegen die Pixel-Verkäufe im vergangenen Jahr um fast 50 Prozent. «Wenn jemand von einem Apple-Handy wegwechselt, greift er mit hoher Wahrscheinlichkeit zu einem Google-Gerät», schreibt der grösste Schweizer Onlinehändler.
Das kommt nicht von ungefähr: Googles Pixel ist das Android-Pendant zum iPhone: Hardware und Software aus einem Guss, schnelle Updates und einen garantierten Software-Support für mindestens sieben Jahre zeichnen Google-Phones aus. Das neue Pixel 9 erhält Android-Updates bis August 2031 und die Präsentation am Dienstag liess kaum Zweifel daran, dass Google im KI-Rennen die Nase vorn hat.
Was aber bieten die neuen Smartphones im Detail?
Das Design unterscheidet sich deutlich von den Vorgängern: Der Rahmen ist nicht mehr abgerundet, sondern flach und kantig und die quer über die Rückseite verlaufende Kamera fällt nicht wie bisher zu den Seiten hin ab. Das Pixel 9 ist zwar weiterhin auf den ersten Blick als Pixel erkennbar, rückt optisch aber näher an die Geräte von Apple und Samsung.
Während das Pixel 9 ein 6,3 Zoll grosses Display hat, kommt das Pro-Modell neu in zwei Grössen: 6,3 und 6,8 Zoll beim Pro XL. Folglich ist nun auch das Pro-Modell in einem relativ handlichen Format verfügbar. Das sehr grosse Pixel 9 Pro XL ist nahezu gleich gross wie das bisherige Pixel 8 Pro, das iPhone 15 Pro Max oder das Samsung Galaxy S24 Ultra.
Während das Pixel 9 Pro (XL) auf einen polierten Metallrahmen und eine matte Glasrückseite setzt, wird dieses Farbschema beim günstigeren Pixel 9 umgedreht. Dort gibt es eine polierte Glasrückseite mit satiniertem Rahmen. Gut sieht beides aus.
Beide Smartphones wurden zum Teil aus recycelten Materialien hergestellt, wobei sich der Anteil mit rund 20 Prozent gegenüber dem Vorjahresmodell nicht wesentlich erhöht hat. Das eigentliche Glanzlicht bleibt die Update-Garantie von 7 Jahren für Android- sowie Sicherheits-Updates. Einen besseren Software-Support gibt es branchenweit von keinem anderen grossen Hersteller.
Das Pixel 9 hat gegenüber dem Pixel 8 ein robusteres und 35 Prozent helleres Display (bis 2700 Nits). Es ist minim breiter, länger und schwerer als das Vorjahresmodell, aber auch etwas dünner. Eine spürbare Verbesserung dürfte der neue Ultraschall-Fingerabdrucksensor unter dem 6,3 Zoll grossen OLED-Display sein, der das Gerät zuverlässiger und laut Google 50 Prozent schneller entsperrt.
Googles neuer Tensor-G4-Prozessor ist nur unwesentlich schneller als der G3-Chip vom Vorjahr, soll aber deutlich akkuschonender laufen. Neu gibt es 12 statt 8 GB Arbeitsspeicher. Beim internen Speicher stehen weiterhin 128 oder 256 GB zur Auswahl. Der Akku soll rund 20 Prozent länger laufen als beim Pixel 8 und er lädt deutlich schneller (bis 55 Prozent in 30 Minuten).
Die bereits hervorragende Hauptkamera des Pixel 8 bleibt unverändert. Dafür erhält die Ultraweitwinkel-Kamera einen neuen 48-MP-Sensor (statt 12 MP). Damit sollen auch Nahaufnahmen mit Makrofokus gelingen.
Das Pixel 9 Pro hat ebenfalls ein 6,3 Zoll grosses, derzeit maximal robustes und extrem helles OLED-Display (bis 3000 Nits). Wer es grösser mag, greift zum Pixel 9 Pro XL, das abgesehen von der Displaygrösse (6,8 Zoll), Ladegeschwindigkeit (70 Prozent in 30 Minuten) und der Akkuleistung (5060 mAh) identisch ist.
Für ein flüssiges Bild bei gleichzeitig optimierter Energieeffizienz haben beide Pro-Modelle eine flexible Bildwiederholfrequenz von 1 bis 120 Hz. Der Arbeitsspeicher ist mit 16 GB sehr grosszügig bemessen (12 GB beim Pixel 8 Pro) und neu stehen Varianten mit bis zu 1 TB Speicher zur Auswahl.
Neu lädt das Pixel 9 Pro mit bis zu 45 Watt, beim Vorgänger waren es maximal 30 Watt. Der 4'700 mAh grosse Akku ist so nach 30 Minuten zu 55 Prozent geladen. Ein USB-C-Schnellladegerät muss separat gekauft werden, sofern man keines hat.
Beim Kamera-System erhalten Front- und Ultraweitwinkel-Kamera Upgrades. Vor allem Selfies dürften bei schlechtem Licht deutlich besser aussehen. Das vom Pixel 8 Pro bekannte 5-fach-Teleobjektiv bietet weiterhin weitestgehend verlustfreies Zoomen bis zu 10-facher Vergrösserung. Der KI-gestützte Super-Resolution-Zoom (bis zu 30-fach für Fotos) ist neu auch für Videos verfügbar (bis zu 20-fach).
Prozessor und Akku sind bei Pixel 9 und 9 Pro identisch, das Display gleich gross und gleich robust. Der grössere interne Speicher und die hochwertigere Kamera (besserer Zoom, hübschere Selfies, bessere Videoqualität) sind daher die Hauptgründe für das Pro-Modell. Gute Fotos liefert aber auch das normale Pixel 9, da Googles KI bei beiden Modellen das Optimum aus jeder Aufnahme herauskitzelt.
Der mit dem Pixel 8 Pro eingeführte Temperatursensor sowie UWB sind weiterhin den Pro-Modellen vorbehalten. Notrufe via Satellitenkommunikation absetzen können wiederum alle neuen Pixel.
Das Hauptargument für ein Pixel ist und bleibt die performante Software. Pixel-Smartphones erhalten regelmässig und über viele Jahre Feature-Updates und kommen mit integriertem Schutz vor Phishing und Malware sowie Googles VPN. Und auch heuer gibt es nebst allerhand KI-Kram nützliche neue Funktionen – etwa die Gruppenfoto-Funktion. Mit ihr kann man ein Gruppenfoto aufnehmen und selbst mit im Bild sein. Hierzu knipst eine Person das Foto der Gruppe, dann tauscht man den Fotografen aus und das Pixel führt die beiden Bilder zusammen.
The most interesting AI feature on the new Pixels IMO: "Add Me"
— Marques Brownlee (@MKBHD) August 13, 2024
Full video: https://t.co/1jCauLsl2y pic.twitter.com/cWhZNLs4RO
Das vierte neue Modell ist das faltbare Pixel 9 Pro Fold. Zusammengeklappt wirkt es wie ein etwas klobiges Smartphone mit einem 6,3-Zoll grossen Display. Aufgeklappt erhält man ein dünnes, 8-Zoll grosses Mini-Tablet.
Pixel 9, Pixel 9 Pro (XL) sowie Pixel 9 Pro Fold können ab sofort vorbestellt werden. Pixel 9 und Pixel 9 Pro XL sind ab dem 22. August 2024 im Schweizer Handel verfügbar, das Pixel 9 Pro und alle anderen vorgestellten Geräte sind ab September erhältlich.
Google empfiehlt für das Pixel 9 in den Farben Obsidian, Porcelain, Wintergreen und Peony (Pink) einen unverbindlichen Preis (UVP) von 799 Franken. Das Pixel 8 gab es zum Start ab 719 Franken.
Das Pixel 9 Pro gibt es ab 949 Franken in den Farben Obsidian, Porcelain, Hazel und Rose Quartz. Das XL-Modell in den Farben Obsidian, Porcelain und Hazel startet bei 1079 Franken.
Die Preise für das Pixel 9 Pro Fold beginnen bei 1699 Franken.
Passend zum Pixel 9 lanciert Google seine neue Pixel Watch 3 sowie die Kopfhörer Pixel Buds Pro 2. Genau wie bei Apple und Samsung sollen die Kunden mit Accessoires an die Marke gebunden werden.
Die dritte Auflage der Pixel Watch kommt in zwei Grössen (41 oder 45 mm Durchmesser). In beiden Varianten bietet die Smartuhr ein grösseres und helleres Display als beim Vorgänger. Der Akku soll mit Always-On-Display trotzdem weiterhin 24 Stunden halten – und wenn der Energiesparmodus aktiviert ist bis zu 36 Stunden. Andere Smartuhren laufen allerdings teils deutlich länger.
Die Google-Uhr verfügt über eine «Pulsverlust-Erkennung» und kann im Notfall automatisch den Rettungsdienst alarmieren.
Die Pixel Watch 3 kommt zudem mit Kompass, Höhenmesser, Barometer, Infrarotsensoren zur Überwachung der Sauerstoffsättigung und weiteren Sensoren für das Tracking von Körperreaktionen. Sie ist mit den meisten Smartphones mit Android 10 oder höher kompatibel.
Die Pixel Watch 3 (Wi-Fi) gibt es bei uns ab dem 10. September in den Farben Obsidian, Porcelain, Hazel oder Rose Quartz ab 359 Franken. Die LTE-Version schlägt mit 449 zu Buche.
Googles Kopfhörer Pixel Buds Pro 2 mit aktiver Geräuschunterdrückung kommen passend zu den Pixel-9-Farben ebenfalls in weiteren Farben. Auch hier lässt Google seine KI-Muskeln spielen, damit etwa Telefongespräche klarer klingen und störende Umgebungsgeräusche gefiltert werden. Die Buds Pro 2 unterdrücken laut Google bis zu doppelt so viele Geräusche wie die erste Generation der Buds Pro.
Die Google-Kopfhörer können auch ein Gespräch erkennen und automatisch die Musik herunterregeln oder pausieren, wenn der Träger ein Gespräch beginnt.
Die Pixel Buds Pro 2 sind wasser- und schweissbeständig und eine Akkuladung der Kopfhörer reicht für eine Wiedergabezeit von bis zu 8 Stunden mit aktiver Geräuschunterdrückung und bis zu 30 Stunden bei Verwendung des Lade-Cases.
Sie sind ab dem 26. September in den Farben Porcelain, Hazel, Wintergreen und Peony (Pink) für 219 Franken erhältlich und damit 20 Franken teurer als die Vorgänger.
Wann war die nochmal?
Wir verbringen soviel Zeit am Smartphone, da darf man sich so ein Gerät gönnen.