Eigentlich haben wir ja bereits genug abgehatet, über Roosh V. und sein antifeministisches Weltbild. Deshalb wollten wir auch gar nichts mehr über den Mann schreiben, der sich öffentlich dafür stark macht, dass Vergewaltigungen von Frauen auf privatem Grund legal sein sollen. Er ist die Zeilen nicht wert, und die Internet-Community hat den selbstgefälligen Provokateur bereits genug abgestraft.
Doch Dariush Valizadeh, so heisst der Hardcore-Sexist mit vollem Namen, hat eine Lawine ins Rollen gebracht, die so einfach nicht mehr zu ignorieren ist. Denn nun hat sich das Hacker-Kollektiv Anonymous eingeschaltet – und Valizadeh an den Pranger gestellt.
Dass der 36-Jährige seine weltweiten Treffen absagte, war den selbsternannten Internet-Polizisten von Anonymous nicht genug. Auf der Facebook-Page We Are Anonymous veröffentlichten die Aktivisten den Namen und die Adresse von Valizadeh. Die Message dahinter ist klar: «Macht dem Kerl die Hölle heiss, er soll sich in seinen vier Wänden nicht mehr sicher fühlen!»
Und es hat funktioniert: Offenbar gingen bei Valizadeh mehrere Morddrohungen ein, das Bild seiner Haustür kursiert auf Social Media. Der Amerikaner aus dem Bundesstaat Maryland fühlte sich derart unsicher, dass er sich gezwungen sah, die Polizei zu alarmieren. Eine Überreaktion ist dies nicht, denn binnen weniger Stunden haben bereits über eine Million Menschen den besagten Facebook-Post angesehen, wie Anonymous stolz verkündete.
just to answer those about or dox.The address we disclosed was correct and this picture is Dayush speaking to a police officer tell him to hurry up and get inside because #Anonymous is outside.LULZ #RooshV
Posted by We Are Anonymous on Friday, 5 February 2016
Via Twitter versuchte Valizadeh, wenigstens seine Familie zu schützen. Angeblich wohnt diese im gleichen Haus wie er: «Was auch immer ich im Leben gemacht habe, sie haben es nicht verdient, dass sie belästigt werden oder ihnen Schaden zugefügt wird.»
Anonymous doxxed my family's address. Whatever I've done in life, they don't deserve to be harassed or harmed. pic.twitter.com/H2vmgvSqAV
— Roosh (@rooshv) 5. Februar 2016
Auch gemäss der US-Polizei ist die Lage für Valizadeh alles andere als unkritisch. Glaubt man seinem Tweet, rieten ihm die Behörden, die Umgebung sofort zu verlassen.
I've been advised to leave the entire DC area immediately.
— Roosh (@rooshv) 5. Februar 2016
Momentan betreiben die Aktivisten vor allem Hetze gegen allgemein geächtete Personen oder Organisationen wie den «IS» oder Roosh V. (auch bei YouTuber Sam Pepper gingen sie ähnlich vor). In der Social-Media-Welt wird Anonymous deswegen gefeiert und gehypt. Doch zur Erinnerung: Anonymous ist kein organisierter Verein, jeder darf mitmachen.
Was passiert, wenn jetzt ein Hacker unter dem Namen Anonymous eine Adresse von jemandem veröffentlicht, der vielleicht gar nichts falsch gemacht hat? Oder von jemandem, der ihm einfach nicht in den Kram passt? Auch über ihn werden die Anonymous-Jünger herfallen.
Wer entscheidet da überhaupt, wer an den Internet-Pranger kommt? Was ist für Anonymous okay? Was nicht? Alles Fragen, die wir nicht beantworten können – ein Gesetz gibt es nicht. Jede cha mache, was er wett, wel jede staht dezue, was er macht. Die Hacker legitimieren sich selbst und haben eine schier unglaubliche Macht: Sie können die Privatsphäre einer Person in Nullkommanichts komplett vernichten.
Anonymous hat mit dem Internet-Pranger die Macht, auch Leute abzustrafen, die sich überhaupt nichts zu Schulden haben kommen lassen. Neben dem Betroffenen selbst leidet im schlimmsten Fall auch dessen Umfeld. Auch Valizadehs Mutter dürfte sich heute in ihren eigenen vier Wänden alles andere als sicher fühlen.
So verwerflich und absurd die Ansichten des Antifeministen Roosh V. auch sein mögen – die Art und Weise, wie Anonymous hier zur Selbstjustiz aufruft, sollte weitaus mehr zu denken geben als das inhaltslose Gelaber eines Irren. Spinner hat es schon immer gegeben, eine derart mächtige Gruppierung im Internet, die willkürlich Urteile fällt, das hingegen ist neu.
Auch wenn es manchmal guttut zu glauben, dass es eine geheime Organisation gibt, die in der Lage ist, den wahren Schurken der Welt mal so richtig eins auszuwischen: Was hier passiert, ist nicht in Ordnung. Wirklich gefährlich ist in diesem Fall Anonymous, nicht Roosh V.