Mit dem Chatbot ChatGPT trat OpenAI ein Wettrüsten der Tech-Schwergewichte bei Künstlicher Intelligenz (KI) los. Jetzt wird mehr KI-Software in Apps des Facebook-Konzerns Meta integriert, unter anderem auch in Instagram.
KI werde verändern, wie Menschen die meisten Produkte von Meta nutzen, sagte Gründer Mark Zuckerberg an der «Connect»-Entwicklerkonferenz am Mittwochabend.
Der Techmilliardär will mit dem eigenen KI-Chatbot «Meta AI» und weiteren KI-Anwendungen punkten. Er stellte unter anderem auch eine Software vor, die auf Knopfdruck originelle Bilder aus Text-Vorgaben generieren soll.
Ausserdem versucht der Facebook-Konzern mit neuer Hardware in Konkurrenz zu Apple zu treten. Und zwar mit der bezahlbaren Mixed-Reality-Brille «Quest 3». Allerdings liegt diese gemäss ersten Einschätzungen technisch zurück.
Drei neue KI-Technologien, die in die wichtigsten Apps des Meta-Konzerns integriert werden sollen:
Die Idee dahinter sei, den Usern eine Möglichkeit zu geben, auf interaktive Weise ihren Interessen nachzugehen, sagte Meta-Produktchef Chris Cox. Im «AI Studio» sollen Unternehmen eigene Künstliche Intelligenzen entwickeln können. Auch Prominente könnten mit der Zeit KI-Versionen von sich auf die Plattform bringen, so Cox.
Künstliche Intelligenz werde verändern, wie Menschen die meisten Produkte von Meta nutzen, sagt Zuckerberg. Zum US-Konzern gehören unter anderem auch Instagram sowie die Chatdienste WhatsApp und Facebook Messenger.
Produktchef Cox räumte zugleich ein, dass für die meisten Menschen KI-Anwendungen noch nicht zu einem festen Bestandteil ihres Alltags geworden seien. «Sie sind definitiv interessant, aber wir haben noch nichts gesehen, was tagtäglich nützlich wäre, wie etwa WhatsApp, E-Mail oder die Kamera.» Er könne sich aber vorstellen, dass KI zum Beispiel beim Erlernen neuer Sprachen sehr hilfreich sein könnte.
Meta könne Risiken, die KI mit sich bringe, im Griff behalten, sagte Technik-Chef Andrew Bosworth. Es sei für Akteure mit bösen Absichten zwar nicht schwierig, einen übergriffigen Chatbot zu kontrollieren. «Aber wir kontrollieren immer noch den Zugang der Accounts zur Plattform.»
Da KI-Software manchmal unerwartete und problematische Inhalte erzeugen kann, werde sich Meta mehr Zeit mit der Einführung solcher Funktionen lassen als sonst üblich.
Das wichtigste neue Meta-Produkt ist eine VR-Brille, die reale Umgebung und digitale Inhalte enger miteinander verknüpfen soll. Das Gerät mit dem Namen Quest 3 nimmt mit Kameras den Raum auf und stellt ihn dreidimensional dar. Danach kann man für die Nutzerinnen und Nutzer digitale Objekte in die reale Umgebung einbetten. Das können zum Beispiel virtuelle Fotos an der Wand sein – oder ein Portal, über das man in eine andere virtuelle Welt schlüpfen kann.
Die Quest 3 bringt den VR-Pionier Meta stärker in direkte Konkurrenz mit Apple, das mit seiner bald erscheinenden Brille Vision Pro ebenfalls reale und künstliche Welten verschmelzen will. Meta betont jedoch, dass man die Technologie erschwinglicher anbieten wolle: Quest 3 kostet in den USA 499 Dollar, während die Apple-Brille im kommenden Jahr für 3500 Dollar auf den Markt kommen soll.
Er gehe davon aus, dass man mit der Zeit in einem Raum mit genauso vielen digitalen wie realen Objekten interagieren werde, sagte Zuckerberg. Auch zum Beispiel bei Beratungen in Unternehmen dürften an einem Tisch zunehmend Menschen, digitale Avatare von abwesenden Mitarbeitern sowie verschiedene Chatbots sitzen.
Der Alltag bestehe immer mehr aus einer Kombination physischer und digitaler Erlebnisse und eine zentrale Frage sei, wie man sie zusammenbringt. Dies wird auch als «Mixed Reality» bezeichnet, Apple spricht hingegen von «Spatial Computing» (räumliche Datenverarbeitung) und vermeidet auch den von Zuckerberg verwendeten Begriff Metaverse.
Meta stellte auch eine neue Version der gemeinsam mit dem Brillenspezialisten Ray-Ban entwickelten Smart-Brille vor. Sie kann Bilder und Videos aufnehmen – und der KI-Chatbot Meta AI kann über winzige Lautsprecher Fragen von Nutzerinnen und Nutzern beantworten. So kann man die Brille etwa fragen, auf was für ein Bauwerk man gerade blickt.
Wenn man die Brille bittet, ein Foto an einen Freund zu schicken, macht sie eine Aufnahme und versendet sie über die üblich verwendete Messaging-App. Auf Wunsch kann die Software auch automatisch einen Text zu einem gerade aufgenommenen Instagram-Video schreiben.
Die Brille wird gemäss Ankündigung 299 Dollar kosten und soll ab dem 17. Oktober verkauft werden.
Die beiden Unternehmen hatten 2021 die erste Version der Smart-Brille lanciert, die fotografieren und filmen kann. Damit sollte getestet werden, ob Menschen es akzeptieren, überall gefilmt zu werden. Bekanntlich hatte die Videobrille Google Glass nach der Präsentation 2012 für massive Datenschutz-Bedenken gesorgt und war schliesslich gefloppt.
Der bekannte US-Analyst und Big-Tech-Kenner Gene Munster gab nach der Präsentation der neuen Meta-Produkte eine Einschätzung zu den Marktchancen ab:
Here's some more context on the Meta Connect event: pic.twitter.com/SzRyMFcukQ
— Gene Munster (@munster_gene) September 28, 2023
Zuckerberg setzt schon lange auf virtuelle Welten. Er liess den Facebook-Konzern in Meta umbenennen, um den Fokus auf die virtuelle Umgebung, das «Metaverse», zu unterstreichen.
Zugleich verschlingt die Entwicklung Quartal für Quartal Milliarden Dollar – während die Technologie noch immer keinen Massenmarkt eroberte. Allein im ersten Halbjahr 2023 verbuchte die Sparte Reality Labs einen operativen Verlust von 7,7 Milliarden Dollar.
Es seien jedoch Investitionen, die sich am Ende auszahlen würden, zeigte sich Technik-Chef Andrew Bosworth überzeugt. «Man kann an den Zahlen in den Quartalsberichten ablesen, wie sicher wir uns darüber sind.»
Material der Nachrichtenagentur Keystone-SDA
(dsc)