Seit Jahren hört sich jedes Fazit zu einem neuen Google-Pixel-Handy gleich an: Tolle Software, aber die Hardware ist nicht ganz auf dem Niveau von Apple und Samsung. Ist das auch beim Pixel 9 Pro so?
Nun, ich habe das neue Google-Phone gut eineinhalb Monate im Alltag genutzt – und für alle, die mit dem Gedanken spielen, ins Team Pixel zu wechseln, habe ich ziemlich gute Neuigkeiten.
Modernste Technik in einem kompakten (nicht winzigen!) Smartphone zu Preisen fast wie bei Apple.
Das Beste ist nicht ein bestimmtes neues Feature. Am meisten gefällt mir, dass man sich nicht mehr zwischen einem grossen Smartphone mit Top-Ausstattung und einem kleineren Modell mit abgespeckter Hardware entscheiden muss. Das von mir getestete Pixel 9 Pro (6,3-Zoll-Display) bietet alle Funktionen des grossen Pixel 9 Pro XL (6,8 Zoll), aber im handlichen Format. Na geht doch, Google!
Von vorn wie ein iPhone oder Galaxy von Samsung, von hinten wie ein Pixel.
Die Display-Ränder sind nochmals etwas schmaler und vollkommen symmetrisch. Die Rückseite inklusive der neu gestalteten Kamera-Leiste haben eine matte, der Rahmen eine metallisch-glänzende Oberfläche. Die Seiten sind nicht mehr wie beim Pixel 8 Pro abgerundet, sondern flach und kantig. Minimale Abrundungen zum Display und zur Rückseite sorgen dafür, dass das Smartphone gut und bequem in der Hand liegt.
Das neue Modell sieht moderner als der Vorgänger aus und fühlt sich in der Hand deutlich hochwertiger an. Mit fast 200 Gramm ist es aber kein Leichtgewicht.
Alle weiteren Spezifikationen findest du hier.
Es gibt sieben Jahre Android- und sieben Jahre Sicherheitsupdates.
Ja.
Viele Jahre glänzten Googles Pixel mit starker Software, nun überzeugt auch die Hardware: Design, Display, Verarbeitung etc. ist alles auf dem Level von Apple und Samsung. Mit einer Ausnahme, zu der wir gleich kommen.
9 von 10.
Das scheint sehr hoch, aber Google hat geliefert und fast alle Makel der Vorgänger ausgemerzt. Ausserdem findet man aktuell schlicht kein Smartphone, das deutlich besser als das Pixel 9 Pro wäre.
Ein Defizit bleibt: Googles G4-Prozessor ist weiterhin nicht auf Augenhöhe mit den Chips in den neusten Apple- und Samsung-Geräten. Ich kann es aber nicht genug betonen: Im Alltag hat dies bei 99 von 100 Anwendungen keinen negativen Effekt. Ich hatte keine Sekunde das Gefühl, zu wenig Leistung zu haben.
Fotos sehen fantastisch aus, egal ob Porträt, Landschaft, Selfie, Zoom oder Nachtaufnahme.
ABER: Die Fotoqualität ist gegenüber dem Vorjahresmodell nur minim besser. Auch das Pixel 8 Pro von 2023 liefert ausgeglichen belichtete Bilder mit sehr hohem Dynamikumfang und überzeugender Schärfe.
Somit bleibt als sichtbares Upgrade die bei wenig Licht verbesserte Videoqualität, die optional mit Googles KI-Funktion Video-Boost weiter optimiert werden kann.
Tipp: Wer es noch nicht weiss – mit einem Doppeltippen des Einschalt-Buttons kann die Kamera-App jederzeit rasch gestartet werden.
Ich komme im Schnitt auf rund 1,5 Tage Akkulaufzeit, was für ein nicht besonders grosses Gerät ziemlich gut ist. Je nach Nutzungsverhalten liegt die typische Laufzeit zwischen einem und zwei Tagen. Frühere Pixel mögen bei der Akkulaufzeit enttäuscht haben, inzwischen ist dies nicht mehr der Fall.
Für ein 949 Franken teures Smartphone enttäuschend ist die Ladegeschwindigkeit: Nach 10 Minuten hat das Pixel 9 Pro nur 17 Prozent nachgeladen, nach 30 Minuten waren es 50 Prozent. Von 0 auf 100 dauerte es rund 90 Minuten.
Abgesehen von der mässigen Akku-Ladegeschwindigkeit? Ja, die Qualität der von Google gehypten KI-Funktionen variiert stark (siehe Punkt 13 und 14) und neue Features wie Notruf über Satellit sind bei uns noch nicht verfügbar.
Speziell fragwürdig ist die Entscheidung, das 949 Franken teure Pixel 9 Pro in der Basisversion mit nur 128 GB Speicher auszustatten. Beim Pixel 9 für 799 Franken geht das eher in Ordnung, beim Pro-Modell wären 256 GB angemessen. Google orientiert sich offenbar an Apple, das sich erdreistet, das iPhone 16 Pro mit 128 GB für 1049 Franken zu verkaufen.
Gemini Live, also natürlich wirkende Gespräche mit Googles Künstlicher Intelligenz. Statt wie mit Apples Siri oder dem Google Assistant eine Frage zu stellen und auf die Antwort zu warten, ermöglicht Gemini Live flüssige Unterhaltungen, die sich fast wie ein Gespräch mit einem Menschen anfühlen. Man kann drauflosreden, ohne darauf achten zu müssen, dass man seine Sätze möglichst einfach oder präzise formuliert (ja, ChatGPT kann das auch, aber bei uns erst auf Umwegen).
Ist es beeindruckend? Sicher. Aber braucht man das? Keine Ahnung. Schau es dir einfach mal in diesem Video an.
Solche Schwätzchen mit Gemini funktionieren erst auf Englisch (Deutsch, Französisch und weitere Sprachen folgen in den kommenden Wochen). Und wie bei einer Unterhaltung mit einem Menschen können die Informationen richtig oder falsch sein …
Gemini Live ist kostenlos und nicht Pixel-exklusiv, läuft also auf jedem Android-Smartphone mit installierter Gemini-App, sofern die Sprache in der App auf Englisch eingestellt ist.
Jein.
Das Pixel ist vollgestopft mit Googles KI und ein paar Features sind im Alltag sogar nützlich: Etwa die automatische Übersetzung von Chatnachrichten, Webseiten etc. sowie live generierte Untertitel in Videos oder bei Telefon- und Videoanrufen. Beides geschieht lokal auf dem Gerät und die Resultate schwanken zwischen brauchbar und richtig gut.
Die von Google gehypten KI-Funktionen sind aber generell unterschiedlich ausgereift, bei uns teils in der Funktionalität beschnitten oder noch gar nicht verfügbar. Im Prinzip interessante Anwendungen wie Anrufnotizen (Telefonat aufnehmen, transkribieren, zusammenfassen) oder Anruf-Filter (Googles Anrufassistent prüft den Anruf und fragt, wer anruft und warum) können in der Schweiz nicht genutzt werden.
Verfügbar und bereits ziemlich gut – natürlich noch mit viel Luft nach oben – ist hingegen Googles ChatGPT-Pendant Gemini (siehe Punkt 13). Der relativ neue KI-Chatbot ist ein Google Assistant auf Steroiden oder eine smarte Siri, die deine Fragen tatsächlich versteht, Dokumente übersetzt, Texte zusammenfasst, Mathe-Probleme löst oder bei der Erstellung von Präsentationen hilft.
Oder verblüffend erschreckend realistische Bilder erstellt.
Ich habe Gemini mehrmals aufgefordert, es solle «ein realistisches Foto eines kleinen Hundes erstellen, der am Strand in die Luft springt und einen kleinen Ball fängt».
Die KI-Fotos waren durchs Band überzeugend.
Google musste Anfang Jahr für seinen KI-Bildgenerator zu Recht harsche Kritik einstecken. Gemini generierte beispielsweise schwarze Nazi-Soldaten. Inzwischen hat Google nachgebessert und der KI Zügel angelegt; sie erstellt unter anderem keine fotorealistischen Darstellungen bekannter Personen.
Gemini ist im Web oder als App für alle Android-Smartphones verfügbar.
Erweitert hat Google auch die KI-Funktionen seiner Foto-App. Man kann beispielsweise den Hintergrund eines Fotos markieren und ohne Bildbearbeitungskenntnisse neu gestalten lassen. Im folgenden Beispiel habe ich Google gebeten, den Hintergrund «als verschneite Berglandschaft» zu erstellen. Die Resultate variieren, aber für Spielereien taugt es allemal.
Wirklich von Nutzen sind bereits bekannte Features wie verschwommene Fotos nachträglich mit einem Tippen zu schärfen oder störende Stimmen oder Geräusche aus Videos zu löschen. Beides funktioniert ziemlich gut.
Diese KI-Funktionen der App «Google-Fotos» (magischer Radierer etc.) können grösstenteils auch auf Android-Smartphones anderer Hersteller und selbst auf dem iPhone kostenlos genutzt werden. Diverse weitere KI-Funktionen und die Basisversion von Gemini sind ebenfalls kostenlos. Googles fortschrittlichstes KI-Modell Gemini Advanced (für berufliche Anwendungen) ist hingegen Teil des Google-One-Premium-Abos, das auch 2 TB Speicherplatz bietet und 17 Franken/Monat kostet (das erste Jahr ist für Pixel-9-Pro-Käufer kostenlos).
Das Pixel 9 Pro erhält sieben Jahre Updates und viele Komponenten lassen sich relativ gut reparieren. Doch ausgerechnet der Akkutausch bleibt eine diffizile Angelegenheit, wie die Reparaturprofis von iFixit bemängeln.
Das Pixel 9 Pro kann zwar kabellos laden, unterstützt aber nicht den schnelleren Qi2-Standard. Ohne entsprechende MagSafe-Schutzhülle lassen sich daher keine magnetischen Ladepads nutzen.
Die nahezu gleich guten Geräte Pixel 8 und Pixel 8 Pro gibt es inzwischen für rund 500 bzw. 650 Franken. Das Einsteiger-Modell Pixel 8a kostet ungefähr 450 Franken.
Zum Vergleich:
Die Unterschiede zwischen Pixel 9 und dem gleich grossen Pixel 9 Pro liegen in den Details:
Die Zeiten als jedes neue Telefon noch wirklich Neues gebracht hat, sind nämlich lange vorbei.
Mein Samsung S reicht seit bald vier Jahren und ein Ende ist derzeit nicht in Sicht.
thats what she said? 🤭
jetzt aber im ernst, alles über 5.5 zoll ist selbst für meine eher grosse hand zu gross um bequem den ganzen Screen bedienen zu können, was ich für ein Smartphone eigentlich schon noch praktisch fände. Ab 6.5 kann man doch nicht mehr ernsthaft von einem Telefon sprechen und spätestens ab 7 darf es dann offiziell in die Kategorie Tablet