Auf der Erde ist wieder die Hölle los: Riesige Tentakel schiessen aus dem Boden, durchlöchern Menschen und bringen Häuser der fiktiven Stadt Red Grave City zum Einsturz. Aber der Dämonenjäger Nero ist schon zur Stelle und ballert und schnetzelt sich durch finsteres Monsterfleisch. Dabei bekommt er Hilfe vom mysteriösen V, der mit einem Gehstock ebenfalls in den Kampf zieht. Warum tut er das und wo genau ist eigentlich Dante? Fragen über Fragen.
Ein kurzer Rückblick: Dante ist ein Mischwesen. Sein Vater Sparda war ein Dämon, der die Menschen vor gierigen Mächten aus der Unterwelt beschützen wollte. Er verliebte sich in die Engelsfrau Eva und die beiden zeugten schliesslich ihre Söhne Dante und Vergil. Beide wurden mit übernatürlichen Kräften ausgestattet, die sie für ihre eigenen Ziele einsetzten. Die Brüder hatten aber selten das Heu auf derselben Bühne. Was macht eigentlich Vergil? Man weiss es nicht genau…
Zurück in die Gegenwart: Die Geschichte in «Devil May Cry 5» wird nicht ganz linear erzählt. Es gibt immer wieder Rückblenden zu Charakteren, die parallel unterwegs sind, um der Höllenbrut den Garaus zu machen. Dazwischen wird Schritt für Schritt aufgeklärt, wer denn nun welche Beziehung zu wem hat und warum die Figuren das tun, was sie tun müssen.
Ja, es ist etwas kompliziert. War das erste Spiel der Reihe im Jahr 2001 für die Playstation 2 noch einigermassen übersichtlich, hat sich mittlerweile ein komplexes Universum errichtet, wo selbst Fans manchmal innehalten und überlegen müssen, was da nun genau abgeht oder abgegangen ist.
Komplex erscheint auch die Spielmechanik auf den ersten Blick. Jede Spielfigur besitzt viele Möglichkeiten, um sich gegen die Monster zur Wehr zu setzen. Nero hat nebst den obligaten Möglichkeiten, Kugeln und Schwert in die Gedärme der Feinde zu rammen, auch die Wahl, um auf Armprothesen zurückzugreifen. Seine Assistentin Nico baut in ihrem Wohnwagen regelmässig künstliche Gliedmassen für ihn. Mit diesen frei wählbaren Roboterarmen kann er dann allerhand anstellen und immer Neues dazulernen.
Kollege V hingegen geht anders an die Front und steuert sich komplett unterschiedlich. Er wählt nicht etwa die direkte Konfrontation, sondern greift wie ein Stratege aus der Distanz an. Konkret befehligt er drei unterschiedliche Wesen, die er per Knopfdruck auf die Feinde lässt. So dirigiert er eine schattenartige Raubkatze (Shadow), einen ballernden Falken (Griffon) und eine riesige, golemartige Kreatur (Nightmare). Diese bearbeiten die Gegner so lange, bis sie eine gräuliche Farbe erhalten. Das ist dann das Zeichen für V, ihnen mit dem Gehstock den Gnadenstoss zu geben.
Und dann wäre da noch Dante. Allerdings braucht es etwas Geduld, bis man mit dem Coolsten der Coolen selber abgehen darf. Erst nach ein paar Spielstunden, nachdem erklärt wird, wo er eigentlich war und was mit ihm passiert ist, wird es Zeit für ihn. Dann geht die Party aber so richtig los und man bekommt das Grinsen kaum mehr aus dem Gesicht. Mit seinen legendären Knarren Ebony und Ivory, dem riesigen Schwert und dem brachialen Dämonenhandschuh kommt richtig Stimmung auf.
Die «Devil May Cry»-Reihe steht für ultraknackige Action, die den Bildschirm schon seit Jahren zum Erzittern bringt. Auch der fünfte Teil sorgt wieder dafür, dass es ordentlich abgeht und man aus dem Staunen kaum mehr herauskommt. Schuld daran ist nicht nur das kreative Gegnerdesign aus der Hölle, sondern vor allem die hohe Anzahl an Waffen und Utensilien, die man um ein Vielfaches verbessern kann, wenn man fleissig die serienbekannten Orbs einsammelt.
Hinzu kommen diverse Kampfstile, die man ebenfalls immer wieder anpassen darf. Dem Spieler ist es somit selbst überlassen, wie stylisch er sich zur Wehr setzen möchte. Die vielen Möglichkeiten sorgen für unzählige Kampfvariationen. Und wie gehabt wird natürlich an jedem Levelende der Kampfstil benotet.
So abwechselnd und fordernd die einzelnen Haudegen sind, sie sorgen gerade in den ersten Spielstunden für Verwirrung. Da die Geschichte sich abwechselnd mit den einzelnen Figuren befasst und diese auch gesteuert werden, kann man sich zu Beginn nicht richtig mit ihnen vertraut machen. Hat man die Steuerung eines Dämonenjägers endlich intus und weiss, wie man auch den letzen Spezialangriff vom Stapel lässt, muss man sich schon wieder mit einer anderen Figur befassen. Das unterbricht den Spielfluss.
Wer im Vorfeld Sorge hatte, Teil 5 könne mit alten Tugenden brechen, der kann sich beruhigen. «Devil May Cry 5» ist ein Actionspiel der alten Schule. Auch wenn die Geschichte oftmals ausholt und nicht chronologisch erzählt wird, so sind die Levels gewohnt schlauchartig und herausfordernd. Das Spielprinzip ist ebenfalls altbekannt: Man schreitet voran und kommt dann in ein Gebiet, wo man nicht weiterkommt. Erst wenn man alle Gegner platt gemacht hat, hebt sich die rötliche Nebelwand auf und es kann weitergehen.
Die opulenten Zwischensequenzen, in denen der Zeitlupeneffekt wie gewohnt mehrfach eingesetzt wird und die Kamera um die ballettartigen Bewegungen herumtanzt, lassen die Münder offen stehen. Auch sonst ist die Grafik eine wahre Pracht. Die Areale sind schön düster und eklig, es gibt wunderschöne Lichteffekte und die turmhohen Endgegner dürfen wieder mit ganz viel audiovisuellem Spektakel auftrumpfen.
Auch dieses Schnetzel- und Baller-Abenteuer verfügt übrigens wieder über ein paar Hüpfabschnitte, wo man die Figur von Plattform zu Plattform bringen muss. Hier zeigt sich dann schnell, dass die Steuerung nicht für eine punktgenaue Navigation gedacht ist. Frustmomente, Abstürze und Wiederholungen sind vorprogrammiert. Aber solche Abschnitte sind selten und auch wieder schnell vergessen.
«Devil May Cry 5» hat stellenweise diesen eigenwilligen Humor, wo man sich fast schon fremdschämen muss. Sehr skurrile Tanzeinlagen und dumme Sprüche, die Entwickler haben sich richtig schön ausgetobt. Bei manchen Inhalten stellt man sich aber die Frage, wie diese einfach so abgesegnet wurden.
Auch dieses jüngste Dämonen-Abenteuer hat wieder ein paar ordentliche Beats auf Lager, um das treibende Gameplay zu unterstützen. Aber an den atmosphärischen und knallharten Drum'n'Bass-Soundtrack der niederländischen Gruppe Noisia, die zuletzt bei «DmC: Devil May Cry» (2013) ran durfte, kommen die Klänge nicht heran.
Fazit: Die Geschichte mag zu Beginn vor allem für Nichtkenner sehr verwirrend sein. Schritt für Schritt wird man aber der Mythologie näher gebracht. Da macht es auch nichts, wenn man nach dem Abspann noch ein paar Fragen hat. Die Grundpfeiler der kruden Story sind da und reichen aus, um sich der harten Action hinzugeben. Denn das ist es, was «Devil May Cry» seit Jahren auszeichnet: Intensive Action, flotte Sprüche und eine abgefahrene Story. Das will man und das bekommt man auch.
«Devil May Cry 5» ist ab dem 8. März erhältlich für Playstation 4, Xbox One und PC. Freigegeben ab 18 Jahren.
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