Was soll man von einem Produkt halten, das «PowerKondom» heisst und mit eindeutigen Reizen beworben wird?
Nun ja. Zunächst muss man einräumen, dass nackte Tatsachen auch im Online-Journalismus ein probates Mittel sind, um Aufmerksamkeit zu erzeugen und zum Anklicken zu bewegen. Ich werfe ganz bestimmt nicht den ersten Stein ...
Doch kommen wir zurück zum eigentlichen Thema: Einem von Schweizern erfundenen «Verhüterli» für Smartphone-User. Nachdem uns ein watson-User auf das ungewöhnliche Produkt hinwies, machte ich mich ans Recherchieren.
Eine Einweg-Powerbank (mobiler externer Akku), die tatsächlich nicht nur wegen des Namens, sondern auch bezüglich Design und Verwendung an ein richtiges Kondom erinnert:
Für die Vermarktung zuständig ist die Innerschweizer Firma Halter Innovation GmbH mit Sitz in Weggis. Auf Anfrage erfahre ich, dass das PowerKondom an dem Ort fabriziert wird, wo Apple seine iPhones zusammenbauen lässt: Shenzhen, China.
Das Gesuch, die Marke «PowerKondom» zu registrieren, ist beim Eidgenössischen Institut für Geistiges Eigentum hängig.
Die Marke «PowerKondom» besteht laut ihren Vätern seit Juni dieses Jahres. Zu kaufen gebe es das PowerKondom für alle Smartphones (iOS und Android) seit Anfang August.
Wichtig: Weil Apple bei seinen iOS-Geräten für das Ladekabel einen proprietären Standard (Lightning) verwendet, benötigen die Apple-Nutzer auch ein anderes PowerKondom.
Mike Halter und sein Firmenpartner Daniel Streuli erlebten immer wieder, dass die Akkus ihrer Smartphones «im dümmsten Moment schlapp machten». Die bekannten Lösungen – sprich herkömmliche Powerbanks – hätten alle ihre Nachteile:
Gut zu wissen: Mit dem PowerKondom lassen sich auch andere Akku-Notfälle beheben. Die Android-Version (mit Micro-USB-Stecker) eignet sich laut Hersteller auch bestens für das Aufladen von E-Zigaretten, Vaporizern und Kopfhörern.
Das lässt sich nicht von der Hand weisen. Die Erfinder betonen, dass das PowerKondom nicht regelmässig zum Einsatz komme, sondern «als Notfall-Helfer». Und man muss es nach einmaligem Gebrauch zwar entsorgen, aber auf keinen Fall sollte man es ins WC oder den Abfalleimer werfen!
Die Erfinder verteidigen die Fabrikation des Billig-Produkts als wenig umweltschädlich. Das PowerKondom werde in einer Fabrik hergestellt, die zu 100 Prozent mit Wasserstrom betrieben werde. Das sei ihnen sehr wichtig: «Eines unserer Hauptkriterien an das Produkt ist seine Nachhaltigkeit, obwohl es nach einmaligem Gebrauch dem Recycling zugeführt werden muss.»
Bei der Einweg-Powerbank handelt es sich um eine Lithium-Polymer-Batterie mit einer Ladung von 600 mAh (Milliamperestunden). Laut Angaben im Online-Shop beträgt die Leistung 400mA, bei einer elektrischen Spannung von 5 Volt (beim Ladeanschluss). Dies entspreche bei normaler Smartphone-Nutzung einem durchschnittlichen Akku-«Boost» von 20 Prozent.
Das PowerKondom könne den gespeicherten Strom mindestens 24 Monate abgeben. «Wir stehen hinter der Qualität des PowerKondoms und geben deshalb 24 Monate Garantie. Die Haltbarkeit ist damit nicht anders als bei Batterien.»
Das Produkt erfülle zudem «alle erwähnenswerten Voraussetzungen und Qualitätsansprüche» (RoHS, FCC, CE). Das heisst: Es erfüllt die in Europa geltenden Normen bezüglich Produkte-Sicherheit und enthält zum Beispiel keine giftigen Stoffe.
Hinweis: Wegen eines Server-Problems wurde die ursprüngliche Umfrage (unten) gelöscht, die Abstimmungs-Resultate gingen verloren. Wir entschuldigen uns für den Fehler!