Die Schweizer Auktionsplattform Ricardo stellt ihr Gebührenreglement grundlegend um und bietet neue Bezahlmethoden an: «Ricardo.ch verzichtet fortan komplett auf Einstellgebühren», heisst es in der Mitteilung vom Dienstag. Es werden also keine Kosten mehr für das Inserieren fällig.
«Damit entfällt für die Verkäufer das Risiko, dass bereits beim Einstellen auf ricardo.ch Gebühren entstehen, ohne zu wissen ob der Artikel auch verkauft wird», schreibt die Auktionsplattform. Die Einstellgebühren betrugen bislang je nach Verkaufspreis 0.15 bis 2.50 Franken.
Was nach froher Kunde für die über 3 Millionen registrierten Nutzer des Online-Marktplatzes klingt, hat einen entscheidenden Haken. Denn gleichzeitig erhöht Ricardo die Erfolgsprovision von 8 auf 9 Prozent des Verkaufspreises. Dies entspricht einer Erhöhung um 12.5 Prozent. Diese Provision fällt an, wenn es zum Verkaufsabschluss kommt. Gleichzeitig wird die maximale Verkaufsgebühr von 40 auf 190 Franken angehoben. Bei teuren Produkten wie Luxusuhren, Autos oder Kunstwerken kann die Verkaufsprovision so schnell 190 Franken ausmachen.
Was Ricardo «Umstellung des Gebührenmodells» nennt und als «vereinfachte Verkaufsmöglichkeiten» anpreist, ist auch eine weitere Erhöhung der Verkaufsgebühren: Denn «bis Juni 2014 betrug die Abschlussgebühr noch 6,5 Prozent», schreibt das Schweizer IT-Magazin PC-Tipp.
Das kommt bei den Betroffenen natürlich schlecht an:
@ralfbeyeler Preiserhöhung bei https://t.co/47suJXxfDH um 12.5%. Erhöhung der Deckelung der Abschlussgebühren um 475%. So einfach kann es sich ein Monopolist in der Schweiz machen. Gratuliere, @Tamedia ! pic.twitter.com/wjShgq7XsH
— Joachim Schnabl (@JoachimSchnabl) 4. September 2018
@ricardo_ch Mit dem neuen Gebührenmodell schafft ihr euch ja gleich selber ab. Von 8% und 40.- max auf 9% und 190.- max dafür zahlen wir keine Einstellgebühren mehr. #ebay wirds freuen.
— Thomas Jezler (@74TomJ) 4. September 2018
Die neue Gebührenstruktur hat je nach Verkaufspreis ganz unterschiedliche Auswirkungen, wie das Onlineportal Swiss IT Magazine berechnet hat: «Beim Verkauf eines Produktes unter 30 Franken profitiert der Verkäufer tendenziell, die Gebühren sind minimal tiefer oder gleichbleibend.» Bis zu 400 Franken Verkaufspreis sind die Auswirkungen vernachlässigbar. Bei 1500 Franken steigt die Verkaufsgebühr von bisher 40 auf neu 135 Franken. Ab 3000 Franken Verkaufspreis werden statt 40 neu 190 Franken Provision fällig.
«Die Erhöhung der oberen Grenze auf 190 Franken betrifft nur etwa 3,5 Prozent der Transaktionen und damit Verkäufer, die beispielsweise eine Luxusuhr, ein teueres Auto oder ein Kunstwerk verkaufen», sagt Ricardo auf Anfrage. Für Ricardo blieben die Einnahmen unter dem Strich gleich, aber das neue Modell sei erfolgsbasiert und transparenter.
Verkäufer können neu auch Apple Pay und Google Pay als Bezahmethoden anmelden und diese dann beim Verkauf anbieten. Es sei nicht ausgeschlossen, dass in Zukunft weitere Zahlungsmethoden für die Verkäufer dazukommen werden.