Dem Kunden ein günstigeres Abo verkaufen, als er schon hat? Bei Sunrise ist das verboten
Erst vor zwei Monaten sagte Sunrise-Chef Libor Voncina im Interview mit dem eigenen Firmenmagazin Sunrise Spotlight:
Sunrise Spotlight
Aussagen von Kundendienstmitarbeitern bei Sunrise entlarven das Chef-Zitat als leere Worthülse. Das Konsumentenmagazin «K-Tipp» hat mit Kundendienstangestellten gesprochen – und plötzlich klingt alles ganz anders:
«K-Tipp»
Wenn Sunrise einen Rechnungsfehler entdeckt, kommt es offenbar immer wieder vor, dass der Telekomanbieter diesen nicht automatisch oder nicht sofort korrigiert. Der Kunde wird über den Fehler nicht oder nicht sofort informiert, Gutschriften gibt es nur nach Reklamation.
Interne E-Mails des Sunrise-Managements an die eigenen Kundendienstmitarbeiter bestätigen laut «K-Tipp» die wenig kundenfreundliche Praxis. Darin heisst es:
bild: «K-tipp»
Sunrise-Mitarbeiter werden von der Sunrise-Leitung angewiesen, dem Kunden kein günstigeres Abo anzubieten, als das bereits vorhandene. Nach der «Beratung» darf es für den Kunden also nur teurer werden. Zur Erinnerung noch einmal das Zitat von Sunrise-Chef Libor Voncina: «Für alle! Kundenorientierung muss für uns alle eine Berufung und eine Obsession sein.»
Der Kundendienst von Sunrise steht schon seit Jahren in der Kritik. Kundenreklamationen werden von der Webseite albtraum-sunrise.com protokolliert. Die Seite zitiert Kundendienstmitarbeiter wie folgt:
albtraum-sunrise.com
Ein Sunrise-Angestellter schreibt dem «K-Tipp»:
ktipp
ktipp
albtraum-sunrise.com
Rechnungen für Gratisanrufe
Der «K-Tipp» berichtet über mehrere konkrete Beispiele, die den Konzern in ein schlechtes Licht rücken. So wurden etwa Gratisanrufe fälschlicherweise in Rechnung gestellt. Sunrise orientierte die Mitarbeiter im Kundendienst wie folgt: «Bei den Optionen ‹Flat to Sunrise mobile› und ‹Flat to Fixnet› ist ein ‹Billing Bug› aufgetreten. Die Option ist installiert, und der Kunde zahlt auch dafür. Die Anrufe aufs Festnetz und aufs Sunrise-Mobilnetz werden aber dennoch verrechnet. Bei Kundenreklamationen ist eine Gutschrift über die angefallenen Mehrkosten erlaubt (mehr nicht).»
Auch bei der Film-Miete über den TV-Dienst von Sunrise wurden
zum Teil versehentlich
Videos in Rechnung
gestellt, obschon die
Kunden einen Gutschein
einlösten. In allen Fällen gilt: Wer die Rechnung nicht genau prüft und sich nicht beschwert, wird von Sunrise auch nicht über den Rechnungsfehler informiert und erhält keine Rückerstattung.
Sunrise Management so unter Druck die Erwartungen der Aktionäre zu erfüllen, dass die Ethik über Bord gegangen ist? https://t.co/4hEiC1KErd
— Telekom Schweiz (@telekom_ch) December 2, 2015
Sunrise erklärt die merkwürdige Umsetzung von «Kundenorientierung ist unsere Obsession» in der Praxis gegenüber dem «K-Tipp» so: «Diese E-Mails werden jeweils sofort als erste Reaktion geschaltet, wenn Fehler festgestellt wurden. So können die Kundenberater am Telefon auf Nachfrage die Kunden informieren.» Parallel arbeite man daran, das Problem zu beheben.
Sunrise-Chef Voncina sagte im Interview von Ende September übrigens auch Dinge wie:
sunrise spotlight
In der Tat. Das mit Fairness will bei Sunrise noch ein bisschen geübt sein. Aber Voncina weiss schon, wie alles besser werden soll:
sunrise spotlight
Der Chef hat noch ganz andere Plattitüden auf Lager:
sunrise spotlight
Ja, klar! Albtraum-sunrise.com zitiert einen weiteren Sunrise-Mitarbeiter, der sagt:
albtraum-sunrise.com
Lesetipp: Dieser unverschämt witzige Fake-Kundendienst auf Facebook treibt Kunden zur Weissglut
