Die deutsche E-Auto-Prämie ist eine gute Sache für diejenigen, die vom Verbrenner auf ein Fahrzeug mit Akku umsteigen wollen. Aber sie bietet Gelegenheit für schnelles Geld: Laut einer Untersuchung des Automobil-Analysten Matthias Schmidt wird insbesondere für viele Autos von Tesla der Umweltbonus eingestrichen und das Auto später mit Gewinn ins Ausland verkauft.
Der Trick ist einfach – und vollkommen legal: Nach dem Kauf eines neuen E-Autos müssen die Besitzer es für die Mindesthaltedauer von sechs Monaten zugelassen haben, um die E-Auto-Prämie einzustreichen. Danach verkaufen einige das Auto als Gebrauchtwagen ins Ausland. Da in anderen Ländern die Steuern auf Neuwagen hoch sind, werden die Verkäufer die gebrauchten Autos durch die einkassierte E-Auto-Förderung mit einem satten Gewinn los. Den Preis zahlen die Steuerzahler, die die Umweltprämie finanzieren.
Besonders lukrativ soll dieses Geschäft in Dänemark sein: Seit Januar 2020 wurden dort fast 10'000 gebrauchte Teslas importiert. Wie viele davon aus Deutschland stammen, ist allerdings nicht klar, schreibt Søren Jakobsen, Analysechef von «Green Power Denmark» auf Twitter.
Almost every fourth Tesla has disappeared from German roads – benefitting from government subsidies – during the past decade, suggesting a large export rate to high purchase tax markets. Of the 98K Teslas registered up to July 1, 2022, 77K remain.@EuroEVReport research / KBA pic.twitter.com/xqPOIKXCRk— Matthias Schmidt (@auto_schmidt) August 29, 2022
Laut Schmidt wurden bis Juli 2022 insgesamt 98'000 Autos von Tesla in Deutschland zugelassen. Die Zahl der noch registrierten Autos lag zum 1. Juli bei 76'690 Fahrzeugen, knapp ein Viertel weniger. Insgesamt wurden zwischen Januar 2012 und Juli 2022 890'000 Elektroautos in Deutschland zugelassen. Im Juli waren noch 756'517 Fahrzeuge gemeldet – knapp 100'000 weniger. Schmidt vermutet, dass ein guter Teil davon ins Ausland verkauft wurde.
Beweisen kann er das allerdings nicht: Das Kraftfahrt-Bundesamt hält dagegen, die Differenz könnte aufgrund von Unfällen oder Stilllegungen so hoch sein. Schmidt jedoch ist überzeugt: Nicht alle Autos können in den Schrott gewandert sein: Die meisten E-Wagen seien maximal zehn Jahre alt und so hohe Unfallzahlen bei E-Autos seien nicht belegt.
Der Analyst fordert in einem Bericht des «Spiegel»: Der Bund muss die Mindesthaltedauer stark nach oben korrigieren – auf fünf Jahre statt sechs Monate. Das Bundeswirtschaftsministerium schrieb bereits im Februar, es sei nicht im Sinn der Förderung, dass geförderte Autos nach Ablauf der Mindesthaltedauer regelmässig ins europäische Ausland verkauft werden. Das Ministerium plant, die Mindesthaltedauer in Kürze auf zwölf Monate zu verdoppeln, heisst es. Damit erhöht sich der Wertverlust, der Verkauf ins Ausland wird durch die sinkenden Gewinne unattraktiver. Bis dahin finanzieren Steuerzahler in Form der Umweltprämie weiter auch günstigere E-Autos im Ausland – und den Gewinn gewiefter Verkäufer.
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