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So stark belasten Handy, Computer oder Fernseher die Umwelt wirklich

Three women use their smartphones at the "freestyle.ch" festival in Zuerich, Switzerland, pictured on September 25, 2011. Freestyle.ch is a sport event combined with a festival showcasing co ...
Textnachrichten und Emojis können ohne schlechtes Gewissen versendet werden.Bild: KEYSTONE

So stark belasten Handy, Computer oder Fernseher die Umwelt wirklich

Die Herstellung eines Smartphones oder Tablets macht drei Viertel der gesamten Umweltbelastung aus. Wer die Umwelt schonen möchte, muss aber keineswegs auf die Handy-Nutzung verzichten.
19.12.2018, 20:0520.12.2018, 07:26
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Die Herstellung eines Smartphones macht 77 Prozent der Umweltbelastung des gesamten Lebenszyklus des Mobiltelefons aus. Würden Schweizer Jugendliche ihr Smartphone nur ein Jahr länger nutzen, könnte die Umweltbelastung um einen Viertel reduziert werden. Das haben Forschende der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) berechnet. Dazu haben sie über 800 Jugendliche im Alter von 12 bis 25 Jahren zu ihrer Nutzung von Smartphone, Tablet & Co. befragt und daraus die entsprechende Ökobilanz berechnet.

Wie 3,2 Kilometer mit dem Auto fahren

Bei der täglichen Verwendung von Smartphone, Tablet und anderen elektronischen Geräten belastet der typische Jugendliche in der Schweiz die Umwelt mit etwa 1100 Umweltbelastungspunkten. Dies entspricht ungefähr der Umweltbelastung, wenn 3,2 Kilometer mit dem Auto zurückgelegt, ein Hamburger gegessen oder zwei Taschenbücher gekauft werden.

Die verwendete Berechnungsmethode schliesst Herstellung, Nutzung und Entsorgung der Geräte mit ein. «Besonders viele Ressourcen und Energie werden verbraucht, wenn die digitalen Geräte produziert und entsorgt werden», sagt ZHAW-Forscherin Regula Keller vom Institut für Umwelt und Natürliche Ressourcen. Somit ist der Besitz eines Gerätes für die Umwelt wesentlich gravierender als das tägliche Chatten, Streamen etc. im Internet.

Die Hälfte der Umweltbelastung ist dem Fernseher zuzuschreiben

Der Gerätebesitz macht drei Viertel der Gesamtbelastung aus (orange), die Nutzung mit Datentransfer und Strombedarf nur rund 24 Prozent (türkis).
Der Gerätebesitz macht drei Viertel der Gesamtbelastung aus (orange), die Nutzung mit Datentransfer und Strombedarf nur rund 24 Prozent (türkis).

So belasten unterschiedliche Geräte die Umwelt im Detail

Bei der Grafik sind sowohl die Geräte der Jugendlichen selbst eingerechnet als auch anteilsmässig jene, die mit der Familie geteilt werden.
Bei der Grafik sind sowohl die Geräte der Jugendlichen selbst eingerechnet als auch anteilsmässig jene, die mit der Familie geteilt werden.

Fernseher belasten die Umwelt weit mehr als Handys, da fast jede Familie (96 Prozent) und beinahe jeder dritte Jugendliche einen besitzt und dieser mehr Ressourcen verbraucht als kleinere Geräte. Ausserdem verursacht die hohe Bildauflösung einen grossen Datentransfer im Rechenzentrum und frisst entsprechend Strom.

Videos und soziale Netzwerke verbrauchen am meisten Strom

Unabhängig davon, welches Gerät verwendet wird, ist das Anschauen von Videos wegen der grossen Datenmenge jeweils die energieintensivste Nutzung.
Unabhängig davon, welches Gerät verwendet wird, ist das Anschauen von Videos wegen der grossen Datenmenge jeweils die energieintensivste Nutzung.

Auf Basis dieser Resultate wurde zusammen mit einer Klimaschutzorganisation eine Pilot-Kampagne lanciert, um Jugendliche zu einem ressourcenschonenden Umgang mit ihrem Handy zu motivieren. Mit einer Sensibilisierungskampagne sollten Jugendliche dazu motiviert werden, öffentlich ein Versprechen abzugeben, ihr Handy mindestens drei Jahre lang zu nutzen.

Das langlebigste Mobiltelefon aller Zeiten?

Bild

Um die Aufmerksamkeit der Jugendlichen zu gewinnen, wurde ein fiktives Crowdfunding für das langlebigste Mobiltelefon aller Zeiten lanciert: das ugPhone. Dieses ist zwar absolut widerstandsfähig und daher umweltschonend, aber auch dermassen unpraktisch, dass es Jugendlichen wie eine Strafe vorkommen muss. «Mit diesem humorvollen Zugang sollen Jugendliche motiviert werden, ihr eigenes Handy möglichst lang zu nutzen, damit ein so unpraktisches Smartphone wie das ugPhone nie Realität wird», sagt ZHAW-Forscher Urs Müller.

Das Fazit: Smartphones und andere elektronische Geräte können ohne schlechtes Gewissen genutzt werden. Denn nicht die Nutzung an sich, sondern vor allem der häufige Kauf von neuen digitalen Geräten belastet die Umwelt. Je mehr und je häufiger also neue Geräte gekauft werden, desto grösser sind die negativen Folgen für die Umwelt.

(oli)

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