Das Shiftphone im Test – dieses Handy gibt dir ein verdammt gutes Gefühl, aber ...
tl;dr
Inhaltsverzeichnis
- Warum Shiftphone?
- Wie sieht es aus?
- Wie liegt es in der Hand?
- Wie robust ist es?
- Wie stark ist der Akku?
- Wie gut läuft es?
- Wie ist die Software?
- Wie ist die Kameraleistung?
- Welches Zubehör gibt's?
- Wie «fair» produziert ist es?
- Was ist mit dem Umweltschutz?
- Fazit (mit Haken 😏)
- Spezifikationen
- Du willst mehr wissen?
Der Hersteller hat dem Redaktor ein Shift 6m zu Testzwecken zur Verfügung gestellt. Das Modell wurde im Juli 2018 lanciert. Leider gibt es Lieferengpässe (siehe unten).
Dieses Handy ist nicht nur für Öko-Fundis ...
Warum Shiftphone?
Um es vorweg zu nehmen: Ein Shiftphone kauft man nicht wegen krasser Hardware oder neuartiger Software, sondern weil es sich «richtig» anfühlt. Und weil es Spass macht, ein Gerät zu haben, das man einfach auseinandernehmen kann.
Ja, richtig gelesen! Auch mit zwei linken Händen, ganz ohne Technikverständnis, kann man/frau beherzt zugreifen. Und zwecks Motivation liegt der passende Schraubenzieher in der unscheinbaren Schachtel aus Recycling-Karton.
Herstellerin ist eine sympathische deutsche Firma, die in der deutschen Provinz angesiedelt ist, dort unter anderem auch Flüchtlinge beschäftigt und zudem in China eine eigene Produktionsstätte betreibt.
Und die wollen Apple und Co. herausfordern?
Angesichts der bisherigen Absatzzahlen vermag das Shiftphone die Tech-Giganten nicht mal zu kitzeln. Aber darum geht's auch gar nicht, sondern darum, ein Zeichen zu setzen. Und letztlich wohl auch um das gute Gewissen.
(Quelle: hna.de)
Wie sieht das neuste Modell aus?
Voilà!
Das Shift 6m kommt mit Ohrstöpseln
Das OLED-Display (5,7-Zoll) kann sich sehen lassen
Schwarz ist Trumpf ...
Das Gehäuse ist aus gummiertem Kunststoff
Wie liegt es in der Hand?
Hervorragend!
Die gummierte Oberfläche macht das Gerät erfreulich rutschsicher. Durch die im Lieferumfang inbegriffene Schutzhülle sinkt auch das Risiko von Sturzschäden und erspart einem kostspielige Reparaturen.
Das Shift 6m ist etwas breiter als ein iPhone XS ...
... und mit 199 Gramm kein Leichtgewicht
Die wichtigsten Knöpfe sind übereinander platziert ...
Wie robust ist es?
Sicher robuster als die teurere Konkurrenz
Das Gehäuse ist nicht versiegelt ...
Wie stark ist der Akku?
Sehr stark. Das Shift 6m übersteht problemlos ein langes Wochenende, bevor es ans Ladekabel muss.
Der Lithium-Polymer-Akku hat eine Kapazität von 4200 Milliamperestunden (mAh). Bei eingeschaltetem Display soll er im Durchschnitt 18 Stunden durchhalten. Das ist mehr, als einige selbsternannte «Akku-Monster» bieten.
Und es kommt noch besser: Im Gegensatz zum iPhone und anderen Premium-Smartphones (Hallo Samsung, hallo Huawei!) lässt sich der Akku wechseln. Ganz einfach!
Wer auf Nummer sicher gehen will, bestellt sich für rund 20 Franken einen Ersatzakku und führt ihn bei längeren Reisen (natürlich aufgeladen) im Gepäck mit.
Wie gut läuft es?
Für den normalen Gebrauch reicht es spielend. Im Alltag (Surfen, Chatten, Mailen) treten keine Ruckler oder fehlerhafte Darstellungen auf. Bei rechner- und speicherintensiven Anwendungen, insbesondere bei aufwendig gemachten Games, stösst das Shiftphone jedoch an seine Grenzen.
Im 6m steckt ein vergleichsweise billiger Mediatek-Prozessor (siehe Spezifikationen, unten). Eine teurere Variante will der Hersteller laut Ankündigung als Shiftphone 6mq im Frühjahr 2019 herausbringen. Dann mit Snapdragon 845 von Qualcomm, der viele 2018er-Smartphones antreibt. Und mit einer neueren System-Software als der derzeit installierten (Android 8.0 Oreo). Für Hardcore-User interessant: Das 6mq soll sich einfach «rooten» lassen, also Custom-ROMs unterstützen. Sprich: Man kann installieren, was man will.
Wie ist die Software?
Wie Android 8 halt so ist. 😌
Die Benutzeroberfläche ist schlicht gehalten und optisch ansprechend gestaltet. Die bekannten Google-Apps sind an Bord. Hinzu kommen ein eigener Musikplayer, eine eigene Kamera-App, weitere Standard-Apps und ein UKW-Radio.
Wobei mir die neusten Android-Features im Test nicht fehlten. Problematisch ist hingegen, wenn es mit den Sicherheits-Updates harzt, die Google allmonatlich raushaut.
Mein Testgerät war im Zeitraum September/Oktober nicht auf dem neusten Stand. Das letzte installierte Android-Sicherheits-Update stammte noch vom Sommer.
Bleibt die Frage, wie schnell, zuverlässig und lange der Hersteller das Shift 6m in Zukunft mit Updates versorgt.
Wie ist die Kameraleistung?
Das ist aus meiner Sicht der grösste Schwachpunkt bzw. die grösste Diskrepanz zwischen dem Anspruch des Herstellers, dem iPhone Konkurrenz zu machen, und der Realität.
Bei normalen Lichtverhältnissen knipst die Hauptkamera (21 Megapixel) des Shift 6m akzeptable Schnappschüsse. Sie hat auch einen optischen Bildstabilisator (OIS). Die Kameraleistung reicht aber bei Weitem nicht an die Flaggschiffe von Apple, Huawei oder Samsung heran. Vergeblich sucht man Spezialfeatures, wie etwa einen Porträtmodus.
So fotografiert das Anti-iPhone
Auf meine Frage, ob es Bemühungen gebe, die Kamera zu verbessern, schreiben mir die Shiftphone-Macher:
Wenn ich das nur früher gewusst hätte. 🙈
Welches Zubehör gibt es?
Zum Lieferumfang gehören:
- Display-Schutz aus Panzerglas (bereits montiert)
- Gummi-Schutzhülle (Bumper)
- USB-C-Ladekabel
- Ohrstöpsel mit Kabel (schwarz)
Das Erste-Schritte-Video: Die sanfte Hintergrundstimme hört sich an, als hätte Jony Ive Deutsch gelernt
Einen kleinen, aber ärgerlichen Schönheitsfehler gibt es. In einer Ecke löst sich das schützende Material. Oder genauer: Es sind Luftblasen unter dem Panzerglas zu erkennen.
Die Shiftphone-Macher bestätigen:
Wie «fair» produziert ist das Shift 6m wirklich?
Der Hersteller verspricht:
Auf Nachfrage räumen die Shiftphone-Macher* ein, dass sie sich ihrem Ziel vom fair produzierten Smartphone nur langsam annähern. Die Lieferketten seien sehr komplex und lang.
* Die Antworten stammen von Carsten Waldeck, Co-Gründer, und Claudio Alder, Shift-Vertrieb in der Schweiz.
Dazu muss man wissen, dass die Firma Shift, die ihren Hauptsitz in der deutschen Provinz hat, in China eine eigene Fabrik betreibt. Und zwar in der Neun-Millionen-Metropole Hangzhou, 180 Kilometer südwestlich von Schanghai.
Die zehn Mitarbeiter dort verdienten umgerechnet rund 1150 Franken pro Monat, das sei viermal mehr als in Fabriken von anderen Smartphone-Herstellern. Die Leute seien zudem renten- und krankenversichert und hätten sonntags frei.
Was ist mit dem Umweltschutz?
Und welche Vorkehrungen trifft Shift, damit die Produktion möglichst umweltschonend bzw. nachhaltig, ist?
Anders als bei Bio-Eiern gebe es für Smartphones noch kein Gütesiegel, hielt ein Journalisten-Kollege in seinem Review fest. Immerhin ersetzten die Shiftphone-Macher das Konfliktmaterial Coltan aus dem Kongo durch Keramik.
Auf meine Frage, wie es um die Herkunft der Rohstoffe steht, haben sie gute Nachrichten zu verkünden:
Um Quellen für «faires Gold» zu finden, besuchte Carsten Waldeck im April 2017 gemeinsam mit dem BGR Minen im Kongo. Dort werde das Edelmetall direkt eingekauft.
Und wie steht es ums Recycling?
Auch hier gilt als Fazit: Es ist noch ein langer Weg bis zu einem nachhaltigen Smartphone. Aber die deutschen Fairphone-Konkurrenten wollen ihn offenbar gehen.
Fazit
Das Shift 6m ist ein solides Android-Smartphone mit löblichem Ansatz: Faire Produktion und umweltschonendes modulares Konzept statt maximaler Gewinn. Wobei die Ansprüche der Realität noch nicht ganz gerecht werden.
Der Preis: 650 Franken (im Schweizer Online-Shop des Herstellers). Das ist nicht billig, aber aus meiner Sicht ok.
Hier wäre ein direkter Vergleich mit dem iPhone-Hersteller spannend. Apple trifft auch Vorkehrungen, um sein wichtiges Produkt nachhaltiger zu machen. Aber auch da müssen sich Dritte auf Hersteller-Angaben verlassen (wie zum Beispiel Greenpeace, das Apple Höchstnoten erteilt hat).
Shift 6m: Stärken und Schwächen
Wichtige Komponenten (Akku etc.) sind einfach austauschbar
+ Akkuleistung
+ Preis
+ Software (relativ pures Android)
+ Robustheit (Plastikgehäuse)
+ Fingerabdruck-Scanner (optional)
+ Tiefer SAR-Wert
+ Zubehör: Panzerglas und Kunststoff-Schutzhülle werden mitgeliefert
+ Kopfhörerbuchse
+ USB-C
+ Schlichte Verpackung
– Kameraleistung
– Relativ schwer
– Nicht wasserdicht
Oder doch ein Fairphone?
Nein, würd ich sagen. Das Shift 6m überzeugt mit leistungsfähigerer Hardware und neuerer System-Software (Das Fairphone 2 wird nur mit Android 7 ausgeliefert.)
Auch bezüglich Speicherplatz ist das Shiftphone mit 64 GB besser aufgestellt: Das Fairphone bietet nur 32 GB. Immerhin lässt sich bei beiden eine SD-Karte einstecken.
Bezüglich Kameraleistung bekleckern sich beide Öko-Smartphones nicht gerade mit Ruhm und bringen häufig nur mittelmässige Schnappschüsse, bzw. Videos, zustande.
Und der Haken?
Das sind leider die langen Lieferfristen. Und dies ausgerechnet im nun brummenden Weihnachtsgeschäft 😥
Wegen «grosser Nachfrage» wird das Shift 6m «voraussichtlich» erst wieder im Februar/März 2019 ausgeliefert.
Wer sich nicht so lang gedulden will, und/oder ein kleineres Display bevorzugt, sollte das Shift 5me anschauen. Das ist quasi die Economy-Version des Shift 6m, die sich mit 5-Zoll-Display auch für kleinere Hände eignet. Gemäss Website soll die Auslieferung Ende Dezember/Januar erfolgen.
Im Frühjahr 2019 soll zudem das Modell Shift 6mq mit leistungsfähigerem Snapdragon-Prozessor folgen.
Spezifikationen
- Modellbezeichnung:
Shift 6m (2018) - Abmessungen
Länge: 15,15 Zentimeter
Breite: 7,98 cm
Dicke: 1 cm
Gewicht: 199 Gramm - Display:
AMOLED, Full HD
Diagonale: 5,7 Zoll (14,5 cm)
Auflösung: 1080 × 1920 Pixel
Pixeldichte: 386 PPI (Pixel/Zoll)
Gorilla Glass 5 - Prozessor:
MediaTek Helio X27 (MT6797X) - Akku:
Kapazität: 4240 mAh
Schnell-Laden: nur eingeschränkt
Lade-Anschluss: USB-C
Akku ist einfach wechselbar - Speicherplatz:
64 Gigabyte (GB) interner Speicher,
mit microSD-Karte erweiterbar
(maximal 256 GB). - Arbeitsspeicher (RAM):
4 GB - Mobilfunk:
4G LTE
Dual SIM: 2x Nano-SIM, parallel benutzbar
SAR-Wert: 0,165 W/kg bzw. 0,194 W/kg
(gemessen am Kopf) - Verbindungen:
Aktuelle WLAN-, Bluetooth-, GPS- und NFC-Technik, siehe Quellen. - Sensoren:
– Barometer
– Beschleunigungssensor
– Digitaler Kompass (Magnetometer)
– Gyroskop (Kreiselkompass)
– Näherungssensor
– Umgebungslichtsensor - Software:
SHIFT OS (Android 8.0 Oreo)
Es lässt sich auch eine Privatsphäre- bzw. Datenschutz-freundliche Variante ohne Google-Dienste nutzen. - Diverses:
– Kopfhörer: 3,5mm Klinkenbuchse - Vorgestellt: Juni 2018
Quellen: shiftphones.com / teltarif.de
Du willst mehr wissen?
Das vorliegende Review kann das Shift 6m natürlich nicht erschöpfend vorstellen. Unten sind weitere Quellen verlinkt, die diverse Aspekte spannend und ausführlich behandeln:
- n-tv.de: «Ist das Shift 6m ein Handy zum Verlieben?» (Ausführlicher, sehr kritischer Testbericht)
- User-Forum Shiftphones: Eine Wunschliste mit Features, wobei viele bereits angeboten werden.