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Das berühmte Bauchgefühl also. Es sagt: «Wooow, geiler Film, geiler Mann, geile Affen.» Das Bauchgefühl ist voll und ganz zufrieden. Es wollte Alexander Skarsgard so nackt wie irgendwie möglich (also nicht ganz, der Film ist ab 13), es wollte grünen Dschungel und Action, Liebe und Lianen, Jane und Tarzan, Naturkinder im Zivilisationsverdruss. Kriegt es alles. Und obendrein Christoph Waltz und Samuel L. Jackson. Prächtig. Es ist glücklich. So «Nach dem Verzehr eines XL-Cordon-bleu»-mässig glücklich.
Blöd ist bloss: Der Kopf traut dem Bauch selten. Der Kopf will einen klugen Diskurs, der Bauch möchte am liebsten noch ein Dessert. So sind die beiden oft. Der Kopf, der ja noch eine Kritik schreiben sollte, geht deshalb auf metacritic.com. An den Ort also, wo sich die englischsprachigen Film-, Musik-, Game- und TV-Kritiken versammeln. Der Metascore von «The Legend of Tarzan»? Unterirdisch. 44 von 100.
Dem einen Kritiker ist der Dschungel zu wenig grün, dem andern sind die Tiere zu wenig echt, der andere findet Tarzan zu blutleer (hahaha, Skarsgard ist als Vampir in der Serie «True Blood» berühmt geworden) und die Kampfszenen zu unblutig. Einer vermisst geile Sexszenen. Okay, aber man könnte ja auch mal schauen, was denn eigentlich da ist.
Da ist zum Beispiel Regisseur David Yates. Er hat vier «Harry Potter»-Filme gemacht und arbeitet aktuell am Potter-Prequel «Fantastic Beasts and Where to Find them». Er ist ein Fachmann für das Märchenhafte, nicht das Realistische. Für die unterhaltsame Verfremdung, den Zaubertrick und einen Touch von britischem Gruselgothic. Für den Special Effect im Dienst des Fantastischen. Er will den Zuschauern ein Staunen entlocken, dazu ist ihm vieles recht, manchmal auch der glatte Kitsch mit Sonnenuntergängen und Schmetterlingen.
All das bietet «Tarzan». Und erst noch in feinstem 3D. Die Krux des Films: Er will nicht nur gut aussehen, sondern auch ein Gutmensch unter den Tarzanfilmen sein. Weshalb Tarzan nun zur politisch überkorrekten Schlüsselfigur in einem Ränkespiel um kongolesische Blutdiamanten wird und zu einer Versöhnungsgestalt zwischen dem schwarzen Afrika und dem schwarzen Amerika. Letzteres – ein Gesandter des Präsidenten – wird von Samuel L. Jackson vertreten, es habe Jacksons Figur tatsächlich gegeben, sagt die Legende.
Also: Der böse Scherge (Christoph Waltz) des ultraverschuldeten belgischen Königs soll kongolesische Diamanten nach Hause bringen. Die kriegt er aber nur, wenn er den sehr wilden Wilden Tarzan ausliefert, die Wilden haben dafür gute Gründe. Und weil sich Tarzan und Jane sowieso seit einigen Jahren wie pensionierte Rockstars auf dem englischen Familiensitz der Greystokes langweilen, lassen sie sich noch so gern nach Afrika locken.
Dort fällt die Rahmenhandlung dann auch endlich vom Film ab wie die Kleider von Tarzan, und das Ganze kommt so richtig aus der Hüfte. Der Einsatz riesiger und unendlich vieler Tiere aus den Computern zoophiler Designer ist tief befriedigend. Das Nähen von Wunden mit Käferbeinen ist ein brauchbarer Gratistipp. Die Cordon-Bleu-XL-Haftigkeit der ganzen Lianenschwingerei und Affenbalgerei ist so saftig, wie man sich das nur wünschen kann. All das ist da. Sommer-Popcorn eben. Der Bauch hatte recht.
«The Legend of Tarzan» läuft jetzt im Kino.