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Neuwahlen in Deutschland: Die SPD muss Olaf Scholz auswechseln

13.11.2024, Berlin: Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) steht vor seiner Regierungserkl
Olaf Scholz am Mittwoch im Bundestag. Hinter ihm sein möglicher «Ersatz» Boris Pistorius.Bild: keystone
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Warum die SPD Olaf Scholz auswechseln muss

Trotz mieser Umfragewerte will Olaf Scholz erneut als Kanzlerkandidat zur Bundestagswahl antreten. Die SPD-Spitze steht hinter ihm, doch an der Parteibasis «grummelt» es.
14.11.2024, 19:59
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Wenn er will, kann Olaf Scholz kämpferisch auftreten. Zum Beispiel am Mittwoch bei seiner ersten Regierungserklärung im Deutschen Bundestag nach dem Aus der Ampel-Koalition. Sein Auftritt war der Auftakt zum 100-Tage-Wahlkampf für die Neuwahlen am 23. Februar 2025, etwa indem er die Lieferung von Taurus-Raketen an die Ukraine erneut ausschloss.

Die Reaktionen waren heftig. CDU-Chef und Kanzlerkandidat Friedrich Merz bezeichnete die Regierungserklärung als «Geisterstunde». Der Kanzler habe nicht verstanden, was im Land los sei. Passend dazu sagten die «Wirtschaftsweisen», ein Expertengremium der Regierung, der deutschen Wirtschaft am Mittwoch für 2025 ein Miniwachstum voraus.

Das sagen Scholz, Habeck und Lindner zum Ampel-Bruch

Video: watson/Michael Shepherd

Und Olaf Scholz? Der gibt sich unverdrossen. Er ist fest entschlossen, im Februar erneut als SPD-Kanzlerkandidat anzutreten. Dabei sind die Umfragewerte des 66-Jährigen miserabel. Im «Bild»-Ranking der deutschen Spitzenpolitiker liegt er auf Platz 19 von 20, hinter Alice Weidel (AfD) und – für Scholz fast noch schlimmer – FDP-Chef Christian Lindner.

«Ja, Grummeln ist da»

Die Parteispitze der Sozialdemokraten bleibt (noch) standhaft. Sowohl die Co-Vorsitzenden Saskia Esken und Lars Klingbeil als auch Bundestags-Fraktionschef Rolf Mützenich und der neue Generalsekretär Matthias Miersch bekräftigten, an Scholz festhalten zu wollen. An der Basis aber macht sich angesichts der Umfragewerte von Kanzler und Partei Unruhe breit.

Im neusten RTL/ntv-Trendbarometer vom Dienstag kommt die SPD auf 16 Prozent. Die Union ist mit 33 Prozent mehr als doppelt so stark. Manche in der Partei befürchten, die SPD werde im Februar mit Scholz hinter AfD und Grünen auf dem vierten Platz landen. «Ja, Grummeln ist da», musste Rolf Mützenich am Dienstag im ZDF-«heute journal» einräumen.

«Wer sagt's dem Kanzler?»

Für den «Spiegel», ein Leitmedium von Rotgrün in Deutschland, ist der Fall klar: «Die Sozialdemokratie braucht einen anderen Kanzlerkandidaten. Je früher, desto besser.» Auch die «Zeit», eine weitere einflussreiche linksliberale Stimme, rückt sachte von Olaf Scholz ab. «Wer sagt's dem Kanzler?», lautet der Titel einer Analyse zu seinem Auftritt im Bundestag.

Der Angesprochene jedoch denkt nicht an einen freiwilligen Abgang. In der ARD-Talkshow von Caren Miosga am letzten Sonntag gab Scholz sich wie gewohnt frei von Selbstkritik. Er habe keine Zweifel, dass man ihn als Kanzlerkandidat aufstellen werde. Den Rückstand auf CDU/CSU in den Umfragen bezeichnete er als «sehr aufholbare Grössenordnung».

«Ein desaströser Wert»

In der Umfrage von RTL/ntv aber meinten nur 13 Prozent der Wahlberechtigten, die SPD solle mit Scholz antreten. «Ein desaströser Wert», findet der «Spiegel». An eine Aufholjagd, wie sie Kanzler Gerhard Schröder 2005 in einer ähnlichen Lage gelang, glaubt das Magazin nicht: «Schröder war eine Wahlkampfmaschine, beinahe hätte er die weit enteilte Union am Ende noch eingeholt.»

In den deutschen Bundesländern wagen sich immer mehr Stimmen aus der Deckung, die es ähnlich sehen, sogar in Scholz’ Heimatstadt Hamburg. Für sie ist auch klar, wer ihn ersetzen soll: Verteidigungsminister Boris Pistorius. Dessen Beliebtheitswerte verhalten sich umgekehrt proportional zu jenen von Olaf Scholz. Bei RTL/ntv wollen ihn 57 Prozent als SPD-Kandidat.

«Er hat klare Botschaften»

Im jüngsten Trendbarometer schneidet Pistorius auch im Direktvergleich mit Friedrich Merz mit 39 zu 25 Prozent deutlich besser ab. Viele in Deutschland wundern sich über die Popularität des 64-Jährigen, der erst seit knapp zwei Jahren im Amt ist. Im Ranking von «Bild» kommt er als einziger deutscher Politiker auf eine Zustimmung von über 50 Prozent.

German Defence Minister Boris Pistorius, right, and Parliamentary group leader of Germany's Social Democratic Party (SPD) Rolf Muetzenich speak as they attend a SPD board meeting in Berlin, Germa ...
Boris Pistorius im Gespräch mit Fraktionschef Rolf Mützenich (l.), der an Scholz festhalten will.Bild: keystone

Eine Erklärung lieferte der Münchner Oberbürgermeister Dieter Reiter, der sich schon im September als erster prominenter Sozialdemokrat für Pistorius ausgesprochen hatte. «Er entscheidet, er erklärt, er hat klare Botschaften, er redet mit der Truppe», sagte Reiter dem «Tagesspiegel»: «Er sagt, was er denkt, und er kämpft.» Das mache Pistorius «authentisch».

Keine Hausmacht im Bundestag

Boris Pistorius zeige, «welchen Unterschied eine deutliche, verständliche Sprache macht», so Reiter. Mit anderen Worten: Er ist kein «Scholzomat», der roboterhaft Floskeln absondert. Vielmehr engagiert er sich für die Aufrüstung der Bundeswehr und die Ukraine-Hilfe, obwohl er lange selbst «russophil» war (Russisch war eines seiner Prüfungsfächer beim Abitur).

In einer SPD, in der sich viele nach der Friedenspolitik des legendären Kanzlers und Partei-Übervaters Willy Brandt zurücksehnen, macht dies Pistorius nicht eben beliebt. Als «Quereinsteiger» aus Niedersachsen verfügt er auch über keine Hausmacht im Bundestag. Und mit einem «Umfrageliebling» hat die Partei schon schlechte Erfahrungen gemacht.

Der Absturz von Martin Schulz

So war der aus Brüssel «eingewechselte» Martin Schulz 2017 als Kanzlerkandidat fulminant gestartet und am Ende gegen CDU-Bundeskanzlerin Angela Merkel kläglich gescheitert. Fast-Namensvetter Olaf Scholz hingegen hatte vor drei Jahren schlecht begonnen. Am Ende wurde seine SPD die stärkste Partei und Scholz zum Chef der Ampel-Regierung.

Die Bundeskanzlerin und CDU-Vorsitzende Angela Merkel und der SPD-Kanzlerkandidat und SPD-Vorsitzende Martin Schulz geben sich am 03.09.2017 vor Beginn des TV-Duells in den Fernsehstudios in Adlershof ...
Martin Schulz startete 2017 mit tollen Umfragewerten und war am Ende gegen Angela Merkel chancenlos.Bild: DPA/ARD-POOL

Dieses «Kunststück» will er wiederholen. Doch 2021 profitierte Olaf Scholz vom Image als kompetenter Finanzminister während der Corona-Pandemie. Und von peinlichen Fehlern der Konkurrenz, sprich von Armin Laschet (CDU) und Annalena Baerbock (Grüne). Jetzt aber wird Scholz von den Deutschen als ausgesprochen führungsschwach beurteilt.

Mit dem Kopf durch die Wand

Einfach wäre ein Wechsel nicht. Die SPD will den Kanzlerkandidaten am Parteitag definitiv bestimmen, der vermutlich im Januar stattfinden wird, nur wenige Wochen vor der Wahl. Es kann ins Auge gehen, eine «Galionsfigur» zu einem derart späten Zeitpunkt zu ersetzen, das haben die US-Demokraten mit Joe Biden und Kamala Harris schmerzhaft erlebt.

«Alles nicht optimal», räumt der «Spiegel» ein. Und dennoch: «Die Partei braucht einen Game-Change-Moment.» Also einen Ersatz für Olaf Scholz (ein Anwärter neben Boris Pistorius wäre Parteichef Klingbeil). Dass es dazu kommt, glaubt das Hamburger Magazin selbst nicht. Die SPD-Spitze werde «das mit Scholz durchziehen» – mit dem Kopf durch die Wand.

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Die Karriere von Bundeskanzler Olaf Scholz in 8 Bildern
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Die Karriere von Bundeskanzler Olaf Scholz in 8 Bildern
Scholz wird 1958 in Osnabrück geboren und wächst als ältester von drei Brüdern auf. Nach bestandenem Abitur und Zivildienst, studiert Scholz Rechtswissenschaften in Hamburg und wird Anwalt. Bereits 1975 als Gymnasiast beginnt er sich bei den Jusos zu engagieren und wird später stellvertretender Juso-Bundesvorsitzender.
quelle: gladstone~dewiki, cc by-sa 4.0 via wikimedia commons
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73 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Ktwo
14.11.2024 21:11registriert Februar 2024
Scholz ist - und das ist nur meine ganz persönliche Meinung- eine sture führungsschwache Persönlichkeit, die nur unter enormem Druck fähig ist, Entscheidungen zu treffen.
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Marjorie
14.11.2024 20:54registriert Mai 2021
Egal wo ich in Deutschland hinhöre, ein Scholz geht gar nicht, Merz will man auch nicht wirklich, aber lieber als Scholz. Ergo, die SPD täte gut daran unbedingt einen anderen Kanzlerkandidaten zu nominieren, sie sollten endlich lernen, auf die Basis und das Volk zu hören.

Ich mag Pistorius auch sehr, weil er eben erklärt und das ist es was die deutsche Politik braucht, einen der erklärt und dann werden auch negative Einschnitte akzeptiert.
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Onyx
14.11.2024 21:23registriert Dezember 2014
Der Vergleich mit Biden passt zu gut. Warum sind die Egos in den aktuellen Krisen noch immer zu gross für Entscheidungen im Sinne des grossen Ganzen?
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