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Brexit

Boris Johnson legt eigenen Brexit-Plan vor

Boris Johnson greift May frontal an – und legt eigenen Brexit-Plan vor

28.09.2018, 02:2828.09.2018, 06:35
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Der britische Ex-Aussenminister Boris Johnson hat den Brexit-Kurs von Regierungschefin Theresa May heftig kritisiert. Gleichzeitig präsentierte er einen alternativen Plan zum Austritt Grossbritanniens aus der EU.

Johnsons Vorstoss in einem Gastbeitrag für den «Daily Telegraph» (Freitag) kommt kurz vor Beginn des Parteitags der britischen Konservativen an diesem Sonntag und dürfte als Herausforderung im Kampf um den Posten des Premiers gedeutet werden.

Britain's former Foreign Secretary Boris Johnson reacts to seeing photographers taking his picture as he sits in a spectator seat whilst attending the fifth cricket test match of a five match ser ...
Ex-Aussenminister Boris Johnson nimmt May ins Visier.Bild: AP/AP

Den sogenannten Chequers-Deal, mit dem May Grenzkontrollen zwischen Grossbritannien und der EU nach dem Brexit verhindern will, bezeichnete Johnson als «moralische und intellektuelle Erniedrigung» für sein Land. Die Verhandlungsführung sei «rückgratlos».

Keine Vorbereitungen

London habe sich in den Brexit-Gesprächen von der EU vorführen lassen. Die vorgezogene Wahl im vergangenen Jahr, bei der May ihre Regierungsmehrheit verlor, sei ein grosser Fehler gewesen. Am schlimmsten sei aber, dass die Regierung es versäumt habe, eine Vision für den EU-Austritt zu entwickeln und keine Vorbereitungen für einen Austritt am 29. März 2019 ohne Abkommen getroffen zu haben.

Schwere Vorwürfe macht Johnson der Regierungschefin auch wegen deren Entscheid, der EU die Zahlung einer milliardenschweren Schlussrechnung in Aussicht zu stellen und grundsätzlich einer Notfalllösung zuzustimmen, mit der eine feste Grenze zwischen dem britischen Nordirland und dem EU-Mitglied Irland vermieden werden soll.

Briten würden gegen Brexit stimmen
Die Briten würden Umfragen zufolge in einem neuen Referendum nicht mehr für den Brexit stimmen. Eine Auswertung von sechs, seit dem 21. August gemachten Erhebungen ergab eine knappe Mehrheit von 52 zu 48 Prozent für einen Verbleib des Landes in der Europäischen Union.

2016 hatte eine knappe Mehrheit für den Austritt gestimmt. Forscher sagten, der Umfrage-Vorsprung der Brexit-Gegner beruhe vor allem auf den Stimmen derjenigen, die 2016 gar nicht gewählt hätten.
(sda)

Technische Lösungen

Als Alternative schlug Johnson schlug vor, einen erweiterten Freihandelsvertrag mit Brüssel nach dem Vorbild des Abkommens zwischen der EU und Kanada abzuschliessen. Als Druckmittel, um ein «Super-Kanada-Handelsabkommen» zu bekommen, solle London die Zahlung der Abschlussrechnung infrage stellen, so Johnson. Grenzkontrollen in Irland will er durch technische Lösungen verhindern. Notwendige Checks könnten abseits der Grenze stattfinden.

Die britischen Konservativen kommen von Sonntag an für vier Tage in Birmingham zu ihrem Parteitag zusammen. May steht massiv unter Druck: Ihre Brexit-Pläne sind nicht nur in der eigenen Partei umstritten, auch die britische Opposition und die EU-Kommission lehnen sie ab. (sda/dpa)

Die Briten schulden der EU Milliarden

Video: srf
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18 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Majoras Maske
28.09.2018 07:04registriert Dezember 2016
Johnson ist so eine Reizfigur, dass er für seine illusorischen Pläne wohl noch weniger als May erreichen würde. UK braucht einen klugen Kopf, der das Land einigen kann und der gute Boris ist in beidem denkbar ungeeignet. Aber andererseits qualifiziert heute ja nur noch der Wille zur Macht für ein solches Amt...
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ujay
28.09.2018 07:47registriert Mai 2016
Boris ist ein mieser Opportunist, der jede Gelegenheit nutzt, sich ins Licht zu rücken. Ein weiterer Politiker mit negativer Leistungsbilanz wie sein Pendant Donald ennet dem Teich.
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DerTaran
28.09.2018 07:56registriert Oktober 2015
Die Brexit-Anhänger haben immer noch das Gefühl, dass die EU nach ihrer Pfeiffe tanzen muss. Aber ganz ehrlich, welche realistischen Druckmittel haben die Briten denn?
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