Seit Monaten hat er sein Schicksal herausgefordert, jetzt hat es Jair Bolsonaro erwischt: Der brasilianische Präsident hat sich mit dem Coronavirus infiziert. «Das Testergebnis ist positiv», sagte er am Dienstag vor Journalisten. «Ich fühle mich vollkommen gut. Ich habe sogar Lust, spazieren zu gehen, aber auf ärztliche Empfehlung hin werde ich das nicht tun.»
Als er das der Presse mitteilte, sorgte er gleich für den nächsten Aufschrei. Der brasilianische Präsident nahm vor den Kameras der Reporter seine Maske ab. «Schaut euch mein Gesicht an, es geht mir gut», sagt Bolsonaro.
Bolsonaro, after testing positive for coronavirus, steps back and takes off mask while speaking to reporters: "Just look at my face, I'm fine" pic.twitter.com/X5hZiaanHT
— BNO Newsroom (@BNODesk) July 7, 2020
Am Tag zuvor hatte der Staatschef über Fieber und Gliederschmerzen geklagt. Daraufhin sagte er einige Termine ab und machte in einem Militärkrankenhaus in der Hauptstadt Brasília einen Coronatest.
Wer glaubt, dass Bolsonaro nach seinem positiven Corona-Test nun in seiner Politik umschwenkt und angesichts seiner gesundheitlichen Situation nun vielleicht sogar der Wissenschaft vertraut, der liegt falsch.
Denn Bolsonaro verkündete prompt, nach dem positiven Ergebnis nun das umstrittene Mittel Hydroxychloroquin einnehmen zu wollen. Die Wirksamkeit des Malaria-Mittels gegen die Lungenerkrankung Covid-19 ist bislang nicht bewiesen. Zudem wird vor Nebenwirkungen gewarnt.
Aber genau wie sein Vorbild in Washington hält auch der «Tropen-Trump» das Medikament für ein Wundermittel. Bolsonaro kämpft also auch nach seiner Infektion gegen alles Rationale an. Der echte Trump wünschte seinem Amtskollegen noch am Dienstag eine «rasche Besserung».
Die brasilianische Regierung hat die Pandemie von Anfang an heruntergespielt. Präsident Bolsonaro bezeichnete die Lungenkrankheit Covid-19 immer wieder als «leichte Grippe» und stemmte sich gegen Schutzmassnahmen. Er zeigte er sich häufig ohne Mundschutz in der Öffentlichkeit, löste Massenaufläufe aus und machte Selfies mit Anhängern. Im Streit um die richtige Corona-Strategie hatten zuletzt zwei Gesundheitsminister das Handtuch geworfen.
«Ich hoffe, dass sich der Präsident vom Coronavirus erholt, damit er Rechenschaft über seine Aktionen während der Pandemie ablegen kann», schrieb der Politologe Maurício Santoro von der Universität Rio de Janeiro auf Twitter. «Die Zehntausenden Toten und ihre Angehörigen verdienen diese Geste des Respekts.»
«In meinem speziellen Fall, aufgrund meines sportlichen Hintergrunds, müsste ich mir keine Sorgen machen, wenn ich mit dem Virus infiziert wäre», sagte Bolsonaro einmal. Tatsächlich war Bolsonaro in seiner Militärzeit ein guter Fünfkämpfer. Mit 65 Jahren gehört er mittlerweile allerdings zur Risikogruppe. Zudem war er in den vergangenen Jahren mehrfach operiert worden, nachdem er während des Wahlkampfs 2018 von einem Attentäter schwer mit einem Messer verletzt worden war.
Auch am Wochenende war Bolsonaro wieder viel unter Menschen, teilweise ohne Maske: Am Samstag nahm er gemeinsam mit mehreren Ministern und einem seiner Söhne an einem Essen anlässlich des amerikanischen Unabhängigkeitstages in der US-Botschaft teil. Zudem flog er in den Bundesstaat Santa Catarina, um sich nach den schweren Unwettern ein Bild der Lage zu machen. (meg/hau/sda)
nun auch Bolsonaro.
Jetzt fehlt nur noch Donald Trump.