Die Dominikanische Republik ist für Sonnensuchende aus der Schweiz vor allem in der bei uns kälteren Jahreszeit ein beliebtes Reiseziel. Die meisten Feriengäste zieht es auf der karibischen Insel dann nach Punta Cana.
Doch auch während unserem Sommer wird das Land von vielen Touristen besucht. Wie auf vielen karibischen Inseln gehört der Tourismus zu den wichtigsten Einnahmequellen. In der «DomRep» trägt der Sektor fast 20 Prozent zur Wirtschaftsleistung bei.
So verwundert es auch wenig, dass das Land die Grenzen für den Tourismus schnell wieder öffnen wollte. Am 1. Juli war es so weit. Doch nun steigen die Corona-Infektionen steil an und liegen – bei einer ähnlichen Einwohnerzahl – aktuell rund doppelt so hoch wie in der Schweiz. Wie kam es dazu?
Die Dominikanische Republik rief am 20. März wegen Corona den nationalen Notstand aus und ging in den Lockdown. Danach verzeichnete das Land mit rund 10 Millionen Einwohnern eine ziemlich flache Kurve mit rund 300 Neuinfektionen täglich.
Die Regierung beschloss daraufhin am 20. Mai erste Lockerungen. Bis am 1. Juli soll das Leben in vier Schritten zurückkehren. Zu dem Zeitpunkt wurden auch die Grenzen geöffnet. Die Touristen mussten sich bei der Ankunft die Temperatur messen lassen, es existierten Sicherheitskonzepte für Hotels, Gastronomie und andere Betriebe.
So durften Hotels mit über 500 Zimmern im Juli nur 30 Prozent ihrer Kapazität nutzen, im August dann 50 und im Dezember 75 Prozent. So weit der Plan.
Doch ab dem 20. Mai stieg die Zahl der neu Infizierten immer weiter an. Am 16. Juni wurden die Öffnungsbemühungen darum gestoppt. Gustavo Montalvo, Direktor der Coronavirus-Kommission des Landes, erklärte, dass man zu unvorsichtig geworden sei. Es gelte weiterhin, sich an das Social Distancing und weitere Vorschriften zu halten.
Trotzdem nahm der politische Druck zu. Das hatte mehrere Gründe: So fanden am 5. Juli die Präsidentschaftswahlen statt. Zudem wurden aus dem Tourismusbereich Stimmen laut, die sagten: «Wenn wir am 1. Juli nicht öffnen, werden wir in dieser Saison von den anderen Karibikländern abgehängt.»
So blieb die Grenzöffnung bestehen. Es galt, 1,5 Meter Distanz zu wahren, sowie eine Maskenpflicht in öffentlichen Gebäuden wie Supermärkten oder Banken. Die Öffnung wurde von verschiedenen Seiten kritisiert, so auch von Dr. Santos Ramirez, dem ehemaligen Präsidenten der Dominikanischen Medizin-Gesellschaft. Die Kritiker sollten Recht behalten.
Die Corona-Fallzahlen entwickelten sich weiter nach oben. Seit einigen Wochen gehört die Dominikanische Republik bei den Neuinfektionen im Schnitt der letzten 7 Tage zu den 15 Ländern mit den höchsten Zahlen.
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Am 20. Juli trat Präsident Danilo Medina auf die Bremse und rief zum zweiten Mal in diesem Jahr den Notstand aus. Seither gilt wieder eine Ausgangssperre von 19 bis 5 Uhr unter der Woche und 17 bis 5 Uhr an den Wochenenden. Der Notstand gelte vorerst für 45 Tage, nach 20 Tagen wolle man aber neu entscheiden.
Auch für Feriengäste wurden die Massnahmen angepasst. Touristen können seit dem 30. Juli nur noch mit einem negativen, maximal fünf Tage alten, Test einreisen. Zudem muss im Hotel bei der Ankunft ebenfalls die Temperatur gemessen werden.
Doch das Hauptproblem in den letzten Tagen waren die Spitäler. In der Hauptstadt Santo Domingo stiessen diese an ihre Kapazitätsgrenzen, in anderen Gebieten lag die Belegung in den letzten Julitagen bei rund 75 Prozent, wie das Gesundheitsministerium mitteilte.
Mit ein Grund dafür ist, dass Spitäler in ländlicheren Gebieten gar nicht für Corona-Patienten gerüstet waren und die Patienten in die Hauptstadt gebracht wurden. Wie CNN berichtet, gab es Patienten, die drei Tage auf ein Bett warteten.
Gesundheitsminister Rafael Sanchez Cardenas versuchte, die Lage zu beruhigen. Es würden täglich neue Stationen für Corona-Patienten geschaffen und das Gesundheitssystem kollabiere nicht.
Was ihm Mut machen dürfte: Die täglichen Neuinfektionen gingen in den letzten Tagen tatsächlich wieder etwas zurück. Erst wurde der Höhepunkt im August erwartet, jetzt könnte sich die Situation früher beruhigen. Der nationale Notstand dürfte aber mindestens für die angekündigten 45 Tage gelten.