Er kam, weil er sich Deutschland anschauen wollte: Der Chinese besuchte Heidelberg. Die Siedlung wurde von Kelten und Römern angelegt und war lange Zeit Residenz der deutschen Pfalzgrafen. Doch die Stadt wird dem Chinesen nicht in allerbester Erinnerung bleiben.
Der Grund: Der Aufenthalt des Touristen wurde unfreiwillig verlängert, weil der 31-Jährige durch deutsche Behörden zum Flüchtling gemacht wurde – und erst nach zwölf Tagen Deutschland wieder verlassen konnte.
Der kafkaeske Amtswahn begann, als der Asiate den Diebstahl seines Portemonnaies melden wollte. Statt bei er Polizei landete er bei einer anderen Behörden. «Ganz nachvollziehen lässt sich das heute nicht mehr», erläuterte Christoph Schlütermann aus dem Kreisvorstand des Deutschen Roten Kreuzes der «Dülmener Zeitung». «Der Mann sprach weder Englisch noch Deutsch – nur Mandarin.»
Statt einer Anzeige unterschrieb der Unwissende einen Asylantrag, woraufhin ihm sein Pass eingezogen und durch Flüchtlingsdokumente ersetzt wurde. Über Dortmund wird der Chinese in ein Heim nach Dülmen gebracht, wo seine Fingerabdrücke genommen werden. Er bekommt einen Schlafplatz, Essen und Taschengeld.
Erst nach einer Woche wundert sich DRK-Mitarbeiter Schlütermann über die gute Kleidung des «Flüchtlings» – und dank einer Sprach-App wird schliesslich der kapitale Fehler bemerkt. Doch es dauert noch geraume Zeit, bis die Papiere des Besuchers wieder bei ihrem Besitzer sind und er nach Italien und Frankreich weiterreisen kann.
Ob er wieder nach Deutschland kommen wird? Man darf es bezweifeln ...
(phi)