Die deutschen Behörden haben in einem ehemaligen China-Restaurant in Hessen einen Stützpunkt eines internationalen Glasaal-Schmugglerrings entdeckt. In dem Gebäude in Liederbach am Taunus stiessen sie auf vier Becken mit 210'000 Tieren, wie Zoll und Staatsanwaltschaft in Frankfurt am Main am Dienstag mitteilten.
Zudem nahmen sie dabei drei Verdächtige fest. Glasaale sind junge, fast durchsichtige europäische Aale. Die Tiere sind vom Aussterben bedroht, der Handel ist nur mit behördlicher Genehmigung erlaubt, ein Export in Drittstaaten ausserhalb der EU verboten.
In Asien gelten sie als Delikatesse und teilweise als Aphrodisiakum. Sie werden dort Angaben von Zoll und Tierschützern zufolge für Preise von 3000 bis 5000 Euro pro Kilogramm verkauft.
Auf die Spur der Schmugglerbande waren die Ermittler nach eigenen Angaben durch Beschlagnahmen von Glasaalen bei Reisenden an den Flughäfen Frankfurt am Main und Stuttgart im Dezember und Januar gekommen. Nachforschungen führten dann zu dem früheren Restaurant. Ein dort beobachtetes Mietauto belegte eine Verbindung zu einer Gruppierung, gegen die bereits wegen Aalschmuggels ermittelt wird.
Am Samstag vollstreckten Fahnder daraufhin in dem Gebäude einen Durchsuchungsbeschluss und nahmen drei Verdächtige im Alter von 27 bis 38 Jahren fest. Bei ihnen handelt es sich um zwei Malaysier und einen Chinesen. Zudem beschlagnahmten sie auch 50'000 Euro Bargeld.
In dem seit 2015 nicht mehr genutzten Lokal in der Gemeinde bei Frankfurt am Main stiessen sie ferner auf vier grosse Wasserbecken samt Filter- und Pumpenanlagen sowie Verpackungsmaterial für den Versand. In einer Styroporkiste fanden sie tausende verendete Glasaale. Die lebenden Tiere setzten die Beamten in Absprache mit dem Bundesamt für Naturschutz nach der Razzia im Rhein aus.
Im Jugendstadium leben Aale im Meer oder in den Mündungen grosser Flüsse, erst die erwachsenen Tiere bevölkern als Süsswasserfische Binnengewässer. Ermittler gehen davon aus, dass die geschmuggelten Tiere ursprünglich aus Flussmündungen in Frankreich, Spanien oder Portugal stammen und dann über Deutschland weiterverschickt werden.
Laut Experten können Aale aufgrund ihres komplizierten Lebenszyklus nicht in Aquakulturen gezüchtet werden. Die Jungtiere werden daher in Fischfarmen vor allem in China weiter gemästet. Nach Angaben der SEG ist es auf diese Weise möglich, aus einem Kilogramm mit etwa 3000 Tieren am Ende einen Marktwert von bis zu 30'000 Euro zu erzeugen. (whr/sda/afp)