Wien machts wie Bern – lässt sich aber ein wenig mehr Zeit. Drei Wochen noch, dann fallen auch in Österreich fast alle Corona-Beschränkungen. Ab 5. März bleibt nur noch die Maskenpflicht in bestimmten Bereichen bestehen. Veranstaltungen sind dann wieder ohne Einschränkungen möglich. Die Sperrstunde fällt, die Nachtgastronomie öffnet wieder. «Wir haben die Pandemie noch nicht überwunden», warnte Kanzler Karl Nehammer. Angesichts der stabilen Lage in den Kliniken seien diese Öffnungsschritte jetzt aber möglich.
Schon Ende Woche soll es die ersten Lockerungen geben: Ab 19. Februar gilt in Restaurants, bei Veranstaltungen und in Seilbahnen 3G statt wie aktuell 2G. Auch die Einreise wird dank 3G einfacher. Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein sprach am Mittwoch von einem «Frühlingserwachen aus einem eingefahrenen Krisenmodus». Zugleich mahnte er: Die Lage im Herbst könne sich wieder verschärfen, weshalb der Sommer fürs Impfen genutzt werden müsse. Die Impfpflicht stehe nicht zur Disposition, so der Minister.
Noch ein wenig länger dauert es beim Nachbarn im Norden: Ab 20. März soll ein Grossteil der Beschränkungen wegfallen. Das kündigte Bundeskanzler Olaf Scholz am Mittwoch in Berlin an. Bestehen bleiben Schutzmassnahmen wie das Maskentragen sowie die Abstandsregeln. «Wir können zuversichtlicher nach vorne schauen, als wir das in den letzten Wochen konnten», sagte Scholz.
Von einem «ganz besonderen Tag» in der Pandemie, sprach der Kanzler. Der Scheitelpunkt der Omikron-Welle sei mittlerweile wohl erreicht. Vorbei sei die Pandemie allerdings noch nicht, so Scholz. Wie die Regierung in Österreich, hält auch Berlin weiterhin an am Ziel einer verpflichtenden Corona-Impfung fest. Trotz Lockerungen dürfe nicht vergessen werden, dass es auch wieder einen Herbst und einen Winter geben werde, mahnte Scholz.
Was Deutschen und Österreichern noch bevorsteht, haben die Engländer schon gefeiert: den «Freedom Day». Seit die Regierung vor drei Wochen die meisten Covid-Beschränkungen aufgehoben hat, ist das Tragen von Masken in geschlossenen Räumen und öffentlichen Verkehrsmitteln nur noch eine «Empfehlung». Es kommt also sehr auf die Klientel an, wie ein kurzer Stopp in der Autobahnraststätte Leicester East beweist: rund zwei Drittel der Menschen trugen einen Mund-Nasenschutz. Zwei Tage später und 50 Kilometer weiter südlich waren es in Watford Gap höchstens 20 Prozent.
In Theatern und Kinos sowie in Museen gilt die Maskenpflicht ebenso weiter wie in vielen Supermarkt-Filialen. Auffällig bleibt, dass manche Menschen trotz frischer Februarbrise noch auf offener Strasse Masken tragen. Dies ist besonders unter Briten asiatischer Abstammung weit verbreitet.
In den meisten Ländern werden die Covid-Einschränkungen gelockert. Auch in Frankreich dürfen die Diskotheken nach zweijährigem Unterbruch nun wieder öffnen; im Zug oder in Sportstadien darf auch wieder Essen konsumiert werden. Für viele – auch impfbereite – Franzosen werden die Regeln aber nicht aufgehoben, sondern verschärft. Am Dienstag ist die Frist für die zweite Dosis von sieben auf vier Monate verkürzt worden. Diese Änderung scheint auf den ersten Blick geringfügig.
Laut Gesundheitsministerium gilt sie aber für 4.7 Millionen erwachsene Personen. Um prinzipielle Impfgegner handelt es sich kaum, da die Betroffenen einen ersten Piks akzeptiert haben. Meist waren sie über die Neuerung schlicht nicht auf dem Laufenden gewesen; oder sie hatten sich in der Omikron-Welle über die Festtage angesteckt und müssen nun drei Monate warten, bis sie eine neue Impfung erhalten können. Selbst Impfbefürworter fragen sich, ob die Regierung das Regime mildern oder verschärfen will.
Die Infektionszahlen in Europa fallen, in Hongkong explodieren sie. Trotz Null-Covid-Politik stieg die Zahl der täglichen Neuinfektionen in der Sieben-Millionen-Metropole am Mittwoch von 1619 am Vortag auf über 4000. Chinas Staatschef Xi Jinping hat Hongkong zu «allen notwendigen Massnahmen» aufgerufen. Die Führung in Peking werde der chinesischen Sonderverwaltungsregion zu Hilfe kommen. (aargauerzeitung.ch)