Sahra Wagenknecht zieht sich als BSW-Chefin zurück
Vor nicht ganz zwei Jahren hat sich das Bündnis Sahra Wagenknecht in Berlin gegründet. Vorher hatte es monatelange Spekulationen gegeben, ob die prominente Linken-Politikerin tatsächlich ihrer politischen Heimat den Rücken kehren würde. Der BSW-Gründungsparteitag am 8. Januar 2024 wurde dann zur grossen Feier, auch für die Namensgeberin. Und gab Gewissheit: Sahra Wagenknecht wollte an vorderster Front Politik gestalten.
Nach mehreren erfolgreichen Landtagswahlen reichte es nicht für den Einzug in den Bundestag, nur wenige tausend Stimmen fehlten dem BSW. Oder auch nicht. Die Partei fordert, dass neu ausgezählt wird, und hat verfassungsrechtliche Bedenken angemeldet. Der Protest könnte nicht ganz aussichtslos sein. Wie er ausgeht: unklar. Klar ist nur, dass die vergangenen zwei Jahre kräftezehrend waren, für die junge Partei und zuallererst für Sahra Wagenknecht, die wie keine Zweite für das BSW steht.
Schon länger kursieren Gerüchte, Wagenknecht könnte jetzt die Reissleine ziehen. Heute um 14 Uhr dann die Bestätigung: Sahra Wagenknecht zieht sich als BSW-Chefin zurück.
Wagenknecht wirkt müde
In den vergangenen Wochen weckte Sahra Wagenknecht aber immer mehr den Eindruck, müde zu sein. Zwar nicht müde, ihre Positionen zum Ukraine-Krieg, der Migration oder dem Bürgergeld gebetsmühlenartig zu wiederholen, wenn sie danach gefragt wurde. Sondern körperlich müde. Eine Sendung von Markus Lanz musste sie krankheitsbedingt absagen. Als sie dann wenige Wochen später in der Talkrunde auftrat, wirkte sie nach wie vor nicht fit. Und auch gereizt. Gefragt nach ihrem politischen Weg, gab sie keine Auskunft.
Kurz danach war sie wieder krank. Auch deshalb wurden die Stimmen immer lauter, dass Sahra Wagenknecht sich zurückziehen wolle. Zeitgleich diskutierte die Partei über eine Änderung des Namens der Partei. Manche innerhalb des BSW sagen daher, das könne kein Zufall sein. Doch die Namensänderung war tatsächlich schon bei der Gründung der Partei angekündigt worden. Anfangs sollten nur die Popularität und auch die klare politische Position von Wagenknecht genutzt werden, um bei den Wählern zu punkten.
Rückzug aus Parteiarbeit?
Der Zauber der ersten Stunde ist verflogen. Derzeit steckt die Bundespartei und damit auch Wagenknecht im harten Kampf der ausserparlamentarischen Opposition. Und bald muss das BSW ohne Wagenknecht an der Spitze agieren.
Sie soll wohl Chefin einer Grundwertekommission werden. Oder vielleicht sogar den Aufbau einer parteinahen Stiftung verantworten. So stünde sie offiziell der Partei noch zur Verfügung, aber nicht mehr in der ersten Reihe. Dafür werden die aktuelle Vorsitzende Amira Mohamed Ali und der erfahrene Europapolitiker Fabio De Masi gehandelt. Der politische Newsletter Politico Berlin hatte zuerst darüber berichtet.
Von t-online darauf angesprochen, reagiert ein Vorstandsmitglied nebulös: «Das kann ich aktuell beim besten Willen nicht kommentieren.» Fabio De Masi antwortet auf Anfrage nicht. Gewissheit wird es nach der Pressekonferenz am frühen Nachmittag geben.

