Der 73 Meter lange Öl- und Chemikalientanker «Annika» ist vor der deutschen Ostseeküste nordöstlich von Kühlungsborn in Brand geraten. Wie die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) mitteilte, waren die Helfer um kurz nach 9 Uhr am Freitag alarmiert worden.
Es konnten alle sieben Besatzungsmitglieder vom Schiff gerettet werden. Wie die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) gegenüber t-online erklärte, seien die Seeleute auf dem Weg an Land mit Sauerstoff versorgt worden. Laut Havariekommando des Bundes sind sie mit leichten Verletzungen davongekommen.
Zunächst hatte der Radiosender Ostseewelle berichtet:
FRACHTER VOR BÖRGERENDE IN FLAMMEN Aktuell brennt vor der Küste von Börgerende ein etwa 100 Meter langer Ölfrachter mit dem Namen "Annika". Es sind mehrere Rettungsboote und ein Hubschrauber im Einsatz. Es gab bereits mehrere Verletzte. Mehr dazu in den Ostseewelle-News. pic.twitter.com/G1xLj39K1O
— Ostseewelle (@ostseewelle_de) October 11, 2024
Der schwarze Rauch des brennenden Schiffes sei bis an die Küste sichtbar. Die Ursache des Feuers sei bisher jedoch nicht bekannt. Das Havariekommando des Bundes habe die Einsatzleitung übernommen.
Auch am Nachmittag war der Brand noch nicht gelöscht. Aber immerhin: Um 15 Uhr sagte ein Sprecher des Havariekommandos, einem ersten Feuerwehrteam sei es gelungen, an Bord zu gehen. Das Erkundungsteam habe festgestellt, dass der Maschinenraum brenne.
Das brennende Küstentankschiff «Annika» vor der deutschen Ostseeküste hat nach Angaben des Deutschen Havariekommando etwa 640 Tonnen Öl geladen. Das 73 Meter lange Schiff befinde sich in der Mecklenburger Bucht zwischen Kühlungsborn und Warnemünde.
Die «Annika» liege vor Anker und habe Verbindung zu einem Schlepper. Drei Schiffe seien laut Havariekommando mit der Brandbekämpfung von aussen beschäftigt. Ebenso seien mehrere Feuerwehr-Teams aus Rostock, Kiel und Lübeck mit Helikoptern vor Ort. Es herrschen derzeit westliche Winde mit fünf Beaufort (bis zu 38 km/h) bei einer Wassertemperatur von 10 Grad.
Am Nachmittag fiel die Entscheidung dass das brennende Schiff in den Rostocker Seehafen geschleppt werde. Die weitere Brandbekämpfung auf See sei zu kompliziert. Zuvor hatte bereits die «Ostsee-Zeitung» berichtet, der Kampf gegen die Flammen gestalte sich als äußerst schwierig.
Laut dem Umweltministerium des Landes Mecklenburg-Vorpommern ist bisher keine Gewässerverunreinigung entstanden. Aber Mecklenburg-Vorpommerns Umweltminister Till Backhaus (SPD) sagte gegenüber t-online, er verfolge den Brand mit Sorge: «Die Lage ist sehr dynamisch. Wir werden alles tun, um größeren Schaden für die Umwelt abzuwenden.»
Auch der Direktor des Leibniz-Instituts für Ostseeforschung Warnemünde (IOW), Oliver Zielinski, betonte, dass 640 Tonnen Schweröl einen massiven Schaden in der Umwelt verursachen könnten. Er hoffe sehr, dass das nicht passiere.
Wie die Greenpeace-Meeresexpertin Daniela von Schaper gegenüber t-online berichtet, befinden sich in unmittelbarer Nähe des Tankers wertvolle Steinriffe. Zudem sei das Gebiet eine Kinderstube für Schweinswale.
Das sei alarmierend, sagte von Schaper, denn: «Der Ostsee-Schweinswal ist stark bedroht. Es gibt nur noch wenige Hundert Individuen.» Falls Öl austrete, müsse eine Verbreitung verhindert werden. «Jeder Tropfen Öl ist einer zu viel.»
Generell sei es ein Problem, dass auf der Ostsee viele marode Öltanker unterwegs seien. Die Greenpeace-Expertin bekräftigte die Forderung der Organisation, schnellstmöglich aus Öl und Gas auszusteigen.
(lst/t-online/rbu/sda/dpa)