Bei dem aktuellen Datenskandal von Facebook hatte der Entwickler einer Umfrage-App vor mehr als vier Jahren Informationen von Nutzern unrechtmässig an die Analyse-Firma Cambridge Analytica weitergereicht, die später unter anderem für das Wahlkampfteam von US-Präsident Donald Trump arbeitete. Dabei ging es nicht nur um die Daten der Umfrage-Teilnehmer, sondern auch um die ihrer Facebook-Freunde.
Nach Einschätzung von Facebook könnten die Daten von bis zu 87 Millionen Nutzern weltweit betroffen sein – darunter potenziell von gut 70 Millionen Amerikanern. Die Befragung Zuckerbergs durch den Senatsausschuss für Handel und Justiz soll mehr Licht in die Rolle Facebooks in dem Datenskandal bringen.
Der 33-jährige Gründer und Inhaber von Facebook tritt normalerweise, wie im Silicon Valley üblich, in Jeans und T-Shirt auf. Zur ersten Befragung durch den Senatsausschuss in Washington erschien Zuckerberg geschniegelt in dunklem Anzug und und hellblauer Kravatte.
Seine Miene war ernst, manchmal wirkte er beinahe verängstigt. Vor Beginn der Befragung musste sich Zuckerberg einem Heer von Fotografen entgegenstellen. Anfänglich zitterte Zuckerbergs Stimme noch leicht. Während der über vierstündigen Befragung fasste er sich aber.
Gleich zu Beginn entschuldigte sich Zuckerberg in einem emotionalen Statement und räumte ein, dass bei Facebook Fehler passiert seien. Er habe das Ausmass seiner Verantwortung nicht erkannt. «Das war ein grosser Fehler. Es war mein Fehler», sagte sagte Zuckerberg.
In seiner fünf-minütigen Rede sagte er, seine grösste Priorität sei nach wie vor, die Menschen zu vernetzen – und das werde immer wichtiger sein als die Interessen der Werbekunden, «solange ich Facebook führe», sagte Zuckerberg. «Ich habe Facebook gestartet, ich führe es, und ich trage die Verantwortung dafür, was hier passiert.»
"It's clear now that we didn't do enough to prevent these tools from being used for harm...It was my mistake, and I'm sorry. I started Facebook, I run it, and I'm responsible for what happens," says Mark Zuckerberg during his testimony before Congress https://t.co/AA5eZTZAZD pic.twitter.com/agjUwT8nNU
— CNN (@CNN) 10. April 2018
Senator Dick Durbin sorgte mit seiner Frage für einen Lacher und schaffte es gleichzeitig, Zuckerbergs Doppelmoral elegant vorzuführen. Er fragte, wo Zuckerberg vergangene Nacht geschlafen habe und ob er öffentlich mitteilen wolle, in welches Hotel er eingecheckt sei.
Im Saal sorgte diese Frage für Heiterkeit, während sie Zuckerberg kurz aus der Fassung brachte. Er zögerte einen Moment und gab dann zu, dass er seinen Aufenthaltsort doch lieber nicht öffentlich «sharen» wolle.
WATCH: Sen. Dick Durbin asks Mark Zuckerberg if he'd be comfortable sharing the name of the hotel he stayed in last night pic.twitter.com/q8qMMhIMlr
— Washington Examiner (@dcexaminer) 10. April 2018
Zuckerberg gab zu, dass Facebook-Mitarbeiter vom Sonderermittler Robert Mueller befragt wurden, der eine mögliche russische Einmischung in den US-Wahlkampf untersucht. Er selbst sei nicht darunter gewesen.
Immer wieder gab Zuckerberg nur ausweichend Antwort auf die Fragen der Senatoren. Geschickt streut er auch immer wieder das Argument, dass sein Team dem Kongress gegenüber offen sei, nötige Untersuchungen gemeinsam anzustellen.
So beispielsweise als Senator Richard Blumenthal sagt, Facebook müsse sein Geschäftsmodell grundlegend ändern, wenn es seine Nutzerdaten wirklich schützen wolle. Es brauche eine Aufsicht von Aussen. Zuckerberg antwortet darauf zögerlich und bietet an, dass sein Team mit Blumenthal zusammen arbeiten werde.
«Waren Facebook-Mitarbeiter in die Präsidentschaftskampagne 2016 involviert?», lautet die Frage der Senatorin Maria Cantwell. Das könne er nicht ausschliessen, antwortet Zuckerberg und bietet ebenfalls an, mit seinem Team diesen Punkt zu klären.
«Brauchen wir ein Gesetz, um die Rechte von Kindern in Social Media zu schützen?», fragt ein anderer Senator. Wieder weicht Zuckerberg aus, sagt ihm sei der Schutz der Kinder wichtig. Mit seinem Team wolle er abklären, ob es eine Erklärung der Rechte auf Privatsphäre von unter 16-Jährigen brauche.
Senator John Kennedy brachte sein Argument in einfachen Worten auf den Punkt: «Ich sage Ihnen jetzt, was Ihnen jeder versucht hat zu sagen: Ihre Nutzervereinbarung ist Scheisse!» Er schlage ihm vor, nach Hause zu gehen und das neu zu schreiben und zwar so, dass es auch ein Durchschnittsbürger verstehe.
Zuckerberg und das Publikum reagierte amüsiert auf die harschen Worte Kennedys. Doch dessen Statement beinhaltete einen zentralen Punkt in der Diskussion um den Datenskandal. Nämlich, dass Facebook Transparenz schaffen muss, inwiefern ihre privaten Daten vom Unternehmen genutzt würden.
"I'm just not sure we connected. He was too rehearsed, he did too good of a job. I wanted him just to come in, and let's talk." - Sen. John Kennedy, asked about telling Facebook's Mark Zuckerberg, "Your user agreement sucks" https://t.co/ESZefXFKGG pic.twitter.com/ITBWyDCPX3
— CNN (@CNN) 11. April 2018
Ein Twitter-User hat sich die Mühe gemacht und Zuckerbergs Auftritt vor dem Ausschuss mit passender Musik von Radiohead zu untermalen. Wunderbar treffend! Aber seht selbst:
anyway, here's zuckerberg's arrival set to the radiohead cover from "the social network" trailer pic.twitter.com/wsuA8GaVFY
— David Mack (@davidmackau) 10. April 2018