Subventionierte Kinderbetreuung, geteilter Elternurlaub, eine hohe Frauenquote in politischen Ämtern:
Schweden gilt als Vorreiter der Gleichberechtigung. Das skandinavische Land ist aber auch für seine ausgewogene Work-Life-Balance bekannt.
Trotzdem schliessen sich gemäss mehreren Medienberichten neuerdings viele Schwedinnen einem Social-Media-Trend an: dem sogenannten «Soft-Girl»-Lebensstil.
Dabei stehen «Selbstfürsorge» und «Weiblichkeit» im Vordergrund. Frauen verabschieden sich von ihren Jobs, um «ein Leben in Leichtigkeit» zu leben. Der Unterhalt wird dabei vom Partner oder vom Ehemann bezahlt. Der Wandel spiegelt sich meist auch in ihrer Kleidung wider: Sanfte pastellfarbene Töne und verspielte Accessoires sollen den Lebensstil unterstreichen.
Der Trend kann als Gegengewicht zum «Girl-Boss»-Phänomen betrachtet werden. Diese steht für starke, unabhängige Frauen, die sich in einer patriarchalen Welt durchsetzen und Karriere machen. Den Begriff hat Sophia Amoruso 2014 mit ihrem Buch #GIRLBOSS bekannt gemacht.
Der Trend erregte im letzten Jahr Aufmerksamkeit, als 15- bis 24-Jährige in Schweden in einer Jugendbarometer-Umfrage ihre Trends für 2024 angaben. Dieses Jahr gaben 14 Prozent der Mädchen an, sich dem Trend angeschlossen zu haben.
«Es geht darum, sich von diesem Girl-Boss-Ideal zu lösen, das wir seit vielen Jahren beobachten und das sehr, sehr hohe Anforderungen an den Erfolg in jedem Aspekt des Lebens stellt», erklärt Johanna Göransson, Forscherin des schwedischen Jugendbarometers gegenüber BBC.
Es gibt keine genauen Zahlen darüber, wie viele Frauen tatsächlich ihren Job aufgegeben haben, um von ihrem Partner zu leben. Göransson schätzt den Anteil jedoch als gering ein.
Trotzdem hat der Trend bereits die politische Bühne erreicht. Gudrun Schyman, Mitbegründerin einer feministischen Partei, empfindet den Trend als «gefährlich» und bezeichnet ihn als «Rückschritt für die Gleichberechtigung».
Man wisse nicht, wie viele Frauen tatsächlich ihren Job aufgeben, um auf Kosten ihres Partners zu leben. Der Anteil dürfte aber wahrscheinlich klein sein. Sie nimmt an, dass junge Schwedinnen durch die rechte Koalitionsregierung des Landes sowie durch rechte Strömungen in Europa und den USA dazu verleitet werden, zu traditionellen Rollenbildern zurückzukehren.
Die schwedische Influencerin und Hausfrau Vilma Larsson zelebriert den Trend in den sozialen Medien. «Ein Soft-Girl zu sein, bedeutet für mich, dass ich mich gut fühle, mit deinem Leben zufrieden und nicht gestresst bin. Ich bin heute glücklicher als je zuvor,» sagt Larsson gegenüber schwedischen Medien. Während ihr Partner arbeitet, macht sie Sport, liest, trinkt Kaffee oder kocht.
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(cst)