Die US-Regierung hat den Schuldspruch für den mexikanischen Drogenboss Joaquín «El Chapo» Guzmán als grossen Erfolg gefeiert. Sie kündigte ein weiter hartes Vorgehen gegen Schmugglerkartelle an.
Das Urteil, nach dem Guzmán lebenslang ins Gefängnis muss, sei eine «unwiderlegbare Botschaft an die in Mexiko verbleibenden Hauptakteure, dass sie letztlich festgenommen und verurteilt werden», sagte der amtierende US-Justizminister Matthew Whitaker. Die USA und Mexiko würden weiter mit allen verfügbaren Mitteln gegen Drogenschmuggler und deren «gewalttätige Organisationen» kämpfen.
Die Jury hatte Guzmán am Dienstag nach Beratungen über sechs Tage in allen zehn Anklagepunkten für schuldig befunden. Der 61-Jährige kann keinen Antrag auf vorzeitige Entlassung stellen und dürfte damit bis zu seinem Tod im Gefängnis bleiben. Guzmán zeigte bei Verlesung des Urteils keine Regung, wechselte aber Blicke mit seiner Frau Emma Coronel, die im New Yorker Gericht mit im Publikum sass. Cogan muss das Strafmass noch offiziell verkünden.
Guzmáns Verteidiger kündigten umgehend an, die Möglichkeiten einer Berufung zu prüfen. «Der Kampf ist noch nicht vorbei», sagte Anwalt Jeffrey Lichtman. Die Aussichten dafür scheinen angesichts der teils erdrückenden Beweislast und der Verurteilung Guzmáns in allen Anklagepunkten sehr gering.
Verteidiger Eduardo Balarezo kritisierte den Prozess als «Show», um amerikanisches Können und Macht zu demonstrieren. Staatsanwälte hatten über drei Monate mehr als 50 Zeugen aufgerufen und der Jury massenhaft Beweismaterial präsentiert. «Die US-Regierung weiss sehr wohl, dass sich mit El Chapos Verurteilung nichts geändert hat und nichts ändern wird», schrieb Balarezo auf Twitter.
Eduardo Balarezo, abogado de #ElChapo envío este comunicado tras veredicto. “Estamos decepcionados con el jurado, pero somos respetuosos con el proceso” #AsíLasCosasConLoret @WRADIOMexico pic.twitter.com/Up1jOBPHpF
— Carlos Loret de Mola (@CarlosLoret) February 12, 2019
Guzmán, der wegen seiner Körpergrösse von 1.64 Meter den Spitznamen «El Chapo» («der Kurze») trägt, war 25 Jahre lang Chef des mächtigen Sinaloa-Kartells. Experten zufolge ist dessen Einfluss aber auch ohne Guzmán ungebrochen, auch ein Nachfolger ist schon aufgerückt. Der Kampf gegen illegale Drogen kostet die USA laut einer Studie von 2010 jährlich fast 51 Milliarden Dollar.
Guzmán nahm den Schuldspruch seinen Anwälten zufolge «positiv» hin. «Wir waren ganz ehrlich gesagt verärgerter als er», sagte Anwalt Lichtman. «Er ist ein sehr optimistischer Typ, er hat uns wieder bessere Laune gemacht.»
Guzmán ist derzeit in einem Hochsicherheitsgefängnis in New Yorks Stadtteil Manhattan eingesperrt. Offen ist, ob er seine Strafe dort absitzen soll oder in eine andere Haftanstalt verlegt wird. In Mexiko gelang es Guzmán bereits zwei Mal, aus dem Gefängnis auszubrechen: 2001 entkam er in einem Wäschekorb und 2015 durch einen Tunnel, den Komplizen bis unter seine Zelle gegraben hatten. (sda/dpa)