Der Wahlkampf in Frankreich nähert sich seiner heissen Phase. Am 17. März läuft die Meldefrist für die Bewerberinnen und Bewerber um das Amt des Staatspräsidenten ab. Zur Wahl am 23. April zugelassen wird nur, wer mindestens 500 Unterschriften von gewählten Amtsträgern vorlegen kann.
Alle bekannten Namen im Kandidatenfeld haben diese Hürde gemeistert. Gleiches gilt für einen, mit dem niemand mehr gerechnet hat: François Hollande. Vertraute des amtierenden Staatschefs hätten die «Patenschaften» in aller Stille beschafft, berichtet die Zeitung «Le Parisien».
Hollande hatte vor drei Monaten angesichts miserabler Umfragewerte seinen Verzicht auf eine zweite Amtszeit verkündet. Nun will er sich offenbar ein Hintertürchen offen halten, «im Falle eines Missgeschicks», wie einer seiner Vertrauten laut «Le Parisien» erklärte.
Damit zielt Hollandes Entourage in erster Linie auf den früheren Bildungsminister Benoît Hamon. Der Kandidat der Sozialisten liegt in den Umfragen deutlich zurück und hat kaum eine Chance, die Stichwahl am 7. Mai zu erreichen. Für eine Last-Minute-Kandidatur von François Hollande bräuchte es allerdings mehr, vor allem einen Verzicht seines ehemaligen Wirtschaftsministers Emmanuel Macron.
Diese Vorstellung ist illusorisch, denn Macron befindet sich im Hoch. In neueren Umfragen liegt er erstmals vor Marine Le Pen, der Kandidatin des Front National. Er profitiert nicht zuletzt von der Selbstdemontage des konservativen Kandidaten François Fillon. In der Stichwahl würde Macron klar siegen.
Die Spekulationen um François Hollandes möglichen Einstieg ins Präsidentschaftsrennen nimmt denn auch kaum jemand ernst. Er ist trotz seines Verzichts nicht wesentlich populärer geworden. «Die Leute haben ihn vergessen», meinte ein sozialistischer Abgeordneter gegenüber «Le Parisien». (pbl)