#MeToo Skandal: US-Schule zensiert Abschlussrede über sexuelle Belästigung
Am 2. Juni 2018 wurde an der Petaluma High School in Petaluma (Kalifornien) – rund 40 Meilen nördlich von San Francisco – die jährliche Abschlussfeier abgehalten. Mit dabei war auch die 17-jährige Lulabel Seitz. Die Jahrgangsbeste wurde zuvor als Rednerin auserkoren.
Die frischgebackene Absolventin startete ihre Rede mit Erinnerungen an die ersten Schultage, dann nannte sie einschneidende Ereignisse während der vierjährigen Schulzeit. Da waren die verheerenden Flächenbrände, die zur temporären Schliessung der Schule geführt hatten und dann gab es noch einen Lehrerstreik. Auch Persönliches liess sie nicht aus: In ihrer Familie herrschten nicht immer harmonische Verhältnisse. Vorfälle, die für sie prägend waren.
Heikle Themen unerwünscht
Es gab da aber noch ein prägendes Erlebnis: Als Lulabel Seitz im Begriff war, das Thema sexuelle Nötigung anzuschneiden, war dann aber ganz schnell Schluss. Die Schule stellte einfach das Mikrofon ab.
«Unsere Abschlussklasse 2018 hat immer wieder bewiesen, dass wir eine neue Generation sind und wir sind nicht zu jung, um unsere Meinung zu äussern, zu träumen und einen Wandel herbeizuführen. Und genau deshalb, selbst wenn einige Personen auf diesem Campus, jene Personen …»
Die 17-Jährige war gemäss eigenen Angaben Opfer eines sexuellen Übergriffs geworden. Lulabel Seitz habe mehrfach mit der Schulleitung in dieser Angelegenheit Kontakt aufgenommen, man habe aber nichts unternommen. Der Beschuldigte geht im Übrigen auf die gleiche Schule.
Man habe versucht, Lulabel Seitz mundtot zu machen. Seitens der Schulleitung seien wiederholt Warnungen ausgesprochen worden, dass an der Abschlussfeier nicht über diesen Vorfall berichtet werden dürfe. Ebenso wurde vorgängig verlangt, das Skript der Rede zur Überprüfung einzureichen.
Die Petaluma High School liess verlauten, dass aus Gründen der Privatsphäre zum Vorfall während der Abschlussfeier keine Auskunft geben werden kann.
«Let her speak»
Nach dem Unterbruch begab sich Lulabel Seitz in Richtung Publikum und sprach mit lauter Stimme weiter. Die Zuschauer skandierten: «Let her speak».
Ihre Familie habe sie nach der Feier ermutigt, ihre Rede in voller Länge als Video aufzunehmen und ins Internet zu stellen. Das tat sie dann auch:
Reaktionen im Netz
Im Internet verbreitet sich die Nachricht sehr rasch. Lulabel Seitz erhält dabei auch prominente Unterstützung: Schauspielerin Mira Sorvino lobt ihren Mut in die Öffentlichkeit zu treten. Die Oscarpreisträgerin kann mir ihr sehr gut mitfühlen, denn sie selber wurde von Harvey Weinstein sexuell belästigt.
Lulabel Seitz is a fierce truth teller and they tried to silence her- don’t you understand sexual assault victims will be silenced no more???? High school valedictorian says speech was cut off when she began to talk about sexual assault https://t.co/3DXwng2nAe
— Mira Sorvino (@MiraSorvino) 9. Juni 2018
Lob erhält Seitz aber auch von nicht-prominenter Seite.
Congratulations to valedictorian Lulabel Seitz, who didn't let her high school's admin silence her voice. #brave #TheFutureIsFemalehttps://t.co/NZbZDtWYcS pic.twitter.com/cflzbWCy40
— The Mary Sue (@TheMarySue) 11. Juni 2018
(vom)
