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Grossbritannien: Rechtspopulist Nigel Farage will Premier werden

«Make Britain great again» – Rechtspopulist Nigel Farage will Premier werden

06.09.2025, 07:3306.09.2025, 07:33
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epa12355236 Leader of Reform UK Nigel Farage gestures during day one of the Reform UK annual conference in Birmingham, Britain, 05 September 2025. The Reform UK Conference 2025 takes place at the NEC  ...
Brexit-Vater Nigel Farage will Premierminister von Grossbritannien werden.Bild: keystone

Nigel Farage inszeniert sich als Retter Grossbritanniens. Der Rechtspopulist profitiert während er Konferenz seiner Partei in Birmingham von der Regierungskrise in London. Wer wählt Reform UK?

Seinen ersten grossen Auftritt hatte Nigel Farage schon vor dem grossen Knall in Westminster. Beschützt von Leibwächtern und umringt von Fans und Fotografen schritt der britische Rechtspopulist am ersten Tag der Jahreskonferenz seiner Reform-Partei triumphierend durch die grosse Messehalle. «Ist das Nigel?», fragt eine ältere Frau von etwas weiter weg – und zückt aufgeregt ihr Handy.

Hier, auf dem Messegelände in Birmingham, wo heute die Reform-Konferenz in ihren zweiten und letzten Tag geht, wird der 61-Jährige als Retter Grossbritanniens verehrt. Ungeachtet seiner Stimmungsmache gegen Migranten und alle, die seine nationalistische Politik nicht teilen. In Umfragen liegt Reform seit Monaten vor der Regierungspartei Labour und den Konservativen. Der Rechtsruck wird von den etablierten Parteien mit ähnlich grosser Sorge betrachtet wie in Deutschland der Aufstieg der AfD.

«Nigel Farage wird Premierminister», rufen Hunderte Unterstützer, kurz bevor der 61-Jährige begleitet von Pyrotechnik erstmals die grosse Bühne betritt. Farage, der Brexit-Vorkämpfer, wird gefeiert wie ein Filmstar, und er hatte am Freitag auch noch grosses Glück mit dem Drehbuch.

Die Regierungskrise in London durch den Rücktritt von Vizepremierministerin Angela Rayner nutzte Farage genüsslich aus. Im Labour-Kabinett im knapp 200 Kilometer entfernten London sässen nur ausgewiesene Nichtskönner, so der Tenor des Reformchefs, der seine Zeit nun gekommen sieht. Farage will Premierminister werden, und mit ihm würde Grossbritannien ein anderes Land werden. Gewählt wird eigentlich erst 2029, Farage hofft wegen der Krise jetzt auf 2027.

Abschottung und Abschiebung

«Wir befinden uns im kulturellen Niedergang», sagte Farage während seiner Rede. Er erlebe es auf der Strasse. «Menschen zeigen auf mich und sagen, du bist unsere letzte Chance, dieses Land wieder auf den richtigen Kurs zu bringen.» Der richtige Kurs aus Reform-Sicht ist: Abschottung und Abschiebung. Zu seinem Lieblingsthema, zu der irregulären Einwanderung über kleine Boote am Ärmelkanal, sagte Farage: «Wir werden die Boote innerhalb von zwei Wochen nach einem Wahlsieg stoppen.»

Zwar macht die Zahl der Migranten über den Ärmelkanal nur einen kleinen Teil aus, Nachrichten über Rekorde spielen Reform aber in die Karten. Vor wenigen Tagen präsentierte Farage seine Idee, alle über diesen Weg kommenden Menschen sofort wieder abschieben zu lassen, ungeachtet, welche Konsequenzen in deren Heimat drohten.

«Make Britain great again»

«Ich habe Angst um meine Kinder und Enkelkinder», sagt eine Frau mittleren Alters. Das Problem sei die grosse Zahl von Männern, die irregulär nach Grossbritannien kämen. Beispiele aus ihrem Alltag kann sie nicht nennen, das Gefühl überwiegt. Ein Mann in den Vierzigern sagt, Farage würde Grossbritannien wieder gross machen. «Make Britain great again», das ist das Dogma, das auch die Anhänger von US-Präsident Donald Trump für die Vereinigten Staaten verwenden.

Ein 22-Jähriger äussert sich etwas differenzierter. Ihm gehe es vor allem auch um das Problem auf dem Wohnungsmarkt, Wohnungen müssten wieder bezahlbar werden, sagt er. Auf seiner Mütze steht nicht «Make Britain great again», sondern «Let's save Britain» – lasst uns Grossbritannien retten. Dafür sei Farage der Richtige, sagt der 22-Jährige.

Der junge Mann betont, wie sehr er von Labour und den Konservativen enttäuscht sei, dass beide Parteien die Probleme nicht lösen könnten. Mitglied bei Reform UK ist er seit 2024. Die Abneigung gegen Labour und die Konservativen verbindet ihn mit vielen anderen Menschen bei der Jahreskonferenz. Angaben der Partei zufolge hörten 6000 Mitglieder der ersten Rede von Farage am Freitag zu – etliche dürften das Lager gewechselt haben. (sda/dpa)

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23 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Massalia
06.09.2025 08:11registriert Juni 2021
Ein Rattenfänger wie er im Buche steht. Der Typ hat den Brexit und seine durchs Band negativen Folgen zu verantworten und dann gibt es tatsächlich Briten, die den wählen würden.
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Firefly
06.09.2025 08:36registriert April 2016
Der hat doch schon den Brexit verbrochen. Also wenn die Briten noch weiter fallen wollen, müssen sie unbedingt ihn wählen.
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Allkreis
06.09.2025 08:16registriert Januar 2020
Rechtspopulisten kriegen in der Regel mit ihrer auf alternativen Fakten basierter (verblendeter) Symbolpolitik nichts auf die Reihe. Wohnungspreise sind Resultat von Spekulation, Angebot und Nachfrage, sowie von den Regeln rund um Immobilienbesitz. Asylanten haben damit praktisch nichts zu tun. Im Land produktive Arbeiter und Steuerzahler rauszuwerfen kippt Wirtschaft, Wissenschaft und Ansehen des Landes, und verschlechtert somit die Zukunft normaler Bürger.
Rechtspopulisten haben null nachhaltige Lösungen parat.
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