Indien hat mehrere Luftangriffe auf Ziele in Pakistan und in der von Pakistan kontrollierten Zone der Region Kaschmir geflogen. Nach aktuellem Stand haben indische Jets neun Ziele unter Beschuss genommen. Dabei sind laut pakistanischen Angaben 26 Menschen ums Leben gekommen und mindestens 46 verletzt worden (Stand 12.45 Uhr, Mittwoch, Schweizer Zeit).
Laut Indien sollen pakistanische Grenzschützer in Kaschmir später durch «wahllose Schussabgaben» drei indische Zivilisten getötet haben. Diese Behauptung wurde bisher aber nicht unabhängig verifiziert oder von Pakistan bestätigt. Indien hat angegeben, auf den Vorfall erneut «angemessen» reagieren zu wollen.
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Wo genau die indischen Bomben einschlugen, ist noch nicht bei jedem der Angriffe geklärt. Es kursieren allerdings Bilder aus der Stadt Muzaffarabad, dem Hauptort des pakistanischen Teils von Kaschmir, die eine beschädigte Moschee zeigen.
Die New York Times berichtet zudem unter Berufung auf Einwohner Muzaffarabads, dass diese Flugzeuglärm in der Nähe der Stadt hörten. Laut den Einwohnern wurde der Stützpunkt einer militanten pakistanischen Gruppe in einem ländlicheren Gebiet nahe der Stadt angegriffen.
Berichte über Einschläge von Raketen gibt es zudem aus den Städten Bagh, Kotli, Shakargarh, Muridke und Bahawalpur. Letztere liegt weit südlicher, ausserhalb von Kaschmir, in der Punjab-Provinz. Dort wurde offenbar ebenfalls eine Moschee getroffen.
Laut Pakistans Militär sind die indischen Flugzeuge, die die Angriffe flogen, nicht in den pakistanischen Luftraum eingedrungen, sondern haben ihre Projektile von indischem Gebiet aus abgefeuert.
Dennoch hat die pakistanische Luftabwehr das Feuer auf mehrere Maschinen eröffnet. Pakistanische Geheimdienstkreise meldeten den Abschuss von fünf indischen Kampfjets. Eine Bestätigung durch Indien gab es dafür zunächst nicht. Bilder zeigten allerdings Teile von anscheinend zerstörten Flugzeugen auf indischem Gebiet. Laut Pakistan wurden drei moderne Rafale-Jets aus französischer Produktion sowie zwei russische Flugzeuge vom Typ MiG-29 und Suchoi Su-30 abgeschossen.
Indien hat seit einem Terroranschlag auf vorwiegend indische Touristen mit über 20 Toten im April mit Vergeltung gedroht. Das mehrheitlich hinduistische Land wirft dem mehrheitlich muslimischen Nachbar Pakistan vor, Terrorgruppen und damit Gewalt gegen Indien zu unterstützen.
Entsprechend hat Indiens Aussenminister die aktuellen Luftangriffe mit dem Kampf gegen den Terror gerechtfertigt. Auf X schrieb Subrahmanyam Jaishankar, «die Welt muss Nulltoleranz gegenüber Terrorismus zeigen». Man habe bewusst «Terror-Infrastruktur» in Pakistan ins Visier genommen.
Das indische Verteidigungsministerium nannte die eigenen Aktionen weiter «zielgerichtet, massvoll und nicht eskalierend». Indien habe bei der Auswahl der Ziele und der Methode der Ausführung beträchtliche Zurückhaltung geübt, hiess es.
Pakistan widerspricht der Darstellung, wonach gezielt Terror-Infrastruktur beschossen wurde, und behauptet, Indien habe absichtlich auch Moscheen ins Visier genommen.
Pakistan hat nur kurz nach den ersten Angriffen bereits Vergeltung angekündigt: «Pakistan hat jedes Recht, eine angemessene Antwort auf diese von Indien verhängte Kriegshandlung zu geben, und eine angemessene Antwort wird auch gegeben», sagte der pakistanische Premierminister Shehbaz Sharif.
Pakistan schloss unmittelbar nach den Angriffen aus Indien seinen Luftraum für 48 Stunden. Das teilte ein Sprecher der zivilen Luftfahrtbehörde der Deutschen Presse-Agentur auf Nachfrage mit. Der Flugbetrieb der Flughäfen Islamabad und Lahore sei zudem bis auf Weiteres eingestellt.
Der zivile Flugverkehr mied Pakistan umgehend, wie die Aufzeichnungen auf Flightradar24 verdeutlichen.
Zahlreiche Airlines sahen nach dem Säbelrasseln der vergangenen Tage bereits davon ab, über die Region zu fliegen. Auch die Swiss mied den Luftraum im Gebiet.
UN-Generalsekretär António Guterres zeigte sich nach den Angriffen «sehr besorgt». «Die Welt kann sich eine militärische Konfrontation zwischen Indien und Pakistan nicht leisten», sagte er laut einer Mitteilung seines Büros am Dienstag (Ortszeit). Er rief beide Atommächte zur militärischen Zurückhaltung auf.
Auch US-Präsident Donald Trump äusserte seine Hoffnung, dass der Konflikt zwischen den beiden Atommächten nicht weiter eskaliert. «Ich hoffe nur, dass es sehr schnell endet», sagte Trump bei einer Veranstaltung im Weissen Haus mit Blick auf den Angriff. Er bezeichnete die Eskalation zudem als «eine Schande».
Auch China äusserte Besorgnis über die Eskalation in den Nachbarländern. Die chinesische Regierung hat beide Länder zur Zurückhaltung aufgefordert. China bedauere die Militäraktion Indiens und sei über die Entwicklung der Lage besorgt, teilte ein Sprecher des Aussenministeriums in Peking mit. China fordere beide Seiten auf, Frieden und Stabilität Vorrang einzuräumen und weitere Handlungen zu vermeiden, die die Lage verkomplizieren würden.
Während das chinesisch-indische Verhältnis unter anderem wegen Grenzkonflikten im Himalaya-Gebirge als äusserst angespannt gilt, unterhält Peking enge Wirtschaftsbeziehungen zu Pakistan. Über seine Investitions- und Infrastrukturinitiative «Neue Seidenstrasse» baut China Strassen und Schienen in dem südasiatischen Land, um die westchinesische Region Xinjiang mit dem Arabischen Meer im Südwesten Pakistans zu verbinden.
In der Vergangenheit kamen allerdings bei Angriffen durch militante Gruppen etwa im Südwesten Pakistans auch chinesische Arbeiter ums Leben. Damals wie auch nun erklärte China, jede Form von Terrorismus abzulehnen.
Zwischen Indien und Pakistan gibt es Spannungen seit der Gründung der beiden Länder im Jahr 1947 im Nachgang an die britische Kolonialzeit in Indien. Mit der Teilung des Gebiets entstand der mehrheitlich muslimische Staat Pakistan, während Indien mehrheitlich hinduistisch und teils buddhistisch ist. Konflikte gibt es seither besonders um die Region Kaschmir, die beide Staaten für sich beanspruchen und die faktisch geteilt ist. In den letzten 75 Jahren wurden mehrfach Kriege wegen der Region geführt, zuletzt startete Indien 2019 ähnliche Luftangriffe wie aktuell.
Die Geschichte der Region Kaschmir und des Konflikts zwischen den beiden Nachbarländern gibt es hier im Detail:
Mit Material der Nachrichtenagenturen SDA und DPA.
Alle hassen Europa weil es recht behällt.
Modi kann schöne reden; Taten sagen mehr als Worte.
Für meine Psyche muss ich mich von gewissen Sachen abgrenzen. Ich finde die aktuelle Weltlage unerträglich 😟