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Indien greift Pakistan an – das wissen wir

epa12078880 People burn a portrait of Indian Prime Minister Narendra Modi after India launched missile strikes in Pakistan, in Hyderabad, Pakistan, 07 May 2025. EPA/NADEEM KHAWER
Pakistaner verbrennen nach den indischen Luftangriffen eine Flagge mit dem Porträt von Indiens Premierminister Narendra Modi.Bild: keystone

Indien greift Pakistan an – das Wichtigste in 6 Punkten

Indien hat Pakistan aus der Luft angegriffen. Die Spannungen um die von beiden Ländern beanspruchte Region Kaschmir hatten sich zuvor innert weniger Wochen massiv verschärft. Eine Übersicht zur Eskalation.
07.05.2025, 06:4107.05.2025, 13:43
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Das ist passiert

Indien hat mehrere Luftangriffe auf Ziele in Pakistan und in der von Pakistan kontrollierten Zone der Region Kaschmir geflogen. Nach aktuellem Stand haben indische Jets neun Ziele unter Beschuss genommen. Dabei sind laut pakistanischen Angaben 26 Menschen ums Leben gekommen und mindestens 46 verletzt worden (Stand 12.45 Uhr, Mittwoch, Schweizer Zeit).

Laut Indien sollen pakistanische Grenzschützer in Kaschmir später durch «wahllose Schussabgaben» drei indische Zivilisten getötet haben. Diese Behauptung wurde bisher aber nicht unabhängig verifiziert oder von Pakistan bestätigt. Indien hat angegeben, auf den Vorfall erneut «angemessen» reagieren zu wollen.

Alle aktuellen Entwicklungen im Liveticker:

Was wir über die Angriffe wissen

Wo genau die indischen Bomben einschlugen, ist noch nicht bei jedem der Angriffe geklärt. Es kursieren allerdings Bilder aus der Stadt Muzaffarabad, dem Hauptort des pakistanischen Teils von Kaschmir, die eine beschädigte Moschee zeigen.

Army soldiers stand guard at a mosque building damaged by a suspected Indian missile attack near Muzaffarabad, the capital of Pakistan controlled Kashmir, on Wednesday, May 7, 2025. (AP Photo/M.D. Mug ...
Die beschädigte Moschee in Muzaffarabad.Bild: keystone

Die New York Times berichtet zudem unter Berufung auf Einwohner Muzaffarabads, dass diese Flugzeuglärm in der Nähe der Stadt hörten. Laut den Einwohnern wurde der Stützpunkt einer militanten pakistanischen Gruppe in einem ländlicheren Gebiet nahe der Stadt angegriffen.

Berichte über Einschläge von Raketen gibt es zudem aus den Städten Bagh, Kotli, Shakargarh, Muridke und Bahawalpur. Letztere liegt weit südlicher, ausserhalb von Kaschmir, in der Punjab-Provinz. Dort wurde offenbar ebenfalls eine Moschee getroffen.

Local residents stand outside a mosque of an Islamic seminary partially damaged by a suspected Indian missile attack, outskirts of Bahawalpur, Pakistan, Wednesday, May 7, 2025. (AP Photo/Asim Tanveer) ...
Die beschädigte Moschee in Bahawalpur.Bild: keystone

Laut Pakistans Militär sind die indischen Flugzeuge, die die Angriffe flogen, nicht in den pakistanischen Luftraum eingedrungen, sondern haben ihre Projektile von indischem Gebiet aus abgefeuert.

Dennoch hat die pakistanische Luftabwehr das Feuer auf mehrere Maschinen eröffnet. Pakistanische Geheimdienstkreise meldeten den Abschuss von fünf indischen Kampfjets. Eine Bestätigung durch Indien gab es dafür zunächst nicht. Bilder zeigten allerdings Teile von anscheinend zerstörten Flugzeugen auf indischem Gebiet. Laut Pakistan wurden drei moderne Rafale-Jets aus französischer Produktion sowie zwei russische Flugzeuge vom Typ MiG-29 und Suchoi Su-30 abgeschossen.

epa12079115 People stand near the damaged part of an unidentified aircraft at a Mosque compound in Pampore, in the outskirts of Srinagar, India, 07 May 2025. On 07 May, the Indian Armed Forces launche ...
Ein Teil eines noch unidentifizierten Flugzeugs bei Srinagar, Indien.Bild: keystone

Das sagt Indien

Indien hat seit einem Terroranschlag auf vorwiegend indische Touristen mit über 20 Toten im April mit Vergeltung gedroht. Das mehrheitlich hinduistische Land wirft dem mehrheitlich muslimischen Nachbar Pakistan vor, Terrorgruppen und damit Gewalt gegen Indien zu unterstützen.

Entsprechend hat Indiens Aussenminister die aktuellen Luftangriffe mit dem Kampf gegen den Terror gerechtfertigt. Auf X schrieb Subrahmanyam Jaishankar, «die Welt muss Nulltoleranz gegenüber Terrorismus zeigen». Man habe bewusst «Terror-Infrastruktur» in Pakistan ins Visier genommen.

«Pakistanische militärische Anlagen waren nicht das Ziel.»

Das indische Verteidigungsministerium nannte die eigenen Aktionen weiter «zielgerichtet, massvoll und nicht eskalierend». Indien habe bei der Auswahl der Ziele und der Methode der Ausführung beträchtliche Zurückhaltung geübt, hiess es.

So reagiert Pakistan

Pakistan widerspricht der Darstellung, wonach gezielt Terror-Infrastruktur beschossen wurde, und behauptet, Indien habe absichtlich auch Moscheen ins Visier genommen.

Pakistan hat nur kurz nach den ersten Angriffen bereits Vergeltung angekündigt: «Pakistan hat jedes Recht, eine angemessene Antwort auf diese von Indien verhängte Kriegshandlung zu geben, und eine angemessene Antwort wird auch gegeben», sagte der pakistanische Premierminister Shehbaz Sharif.

Pakistan's Prime Minister Shehbaz Sharif speaks during the World Governments Summit in Dubai, United Arab Emirates, Tuesday, Feb. 11, 2025. (AP Photo/Altaf Qadri)
Der pakistanische Premierminister Shehbaz Sharif.Bild: keystone

Pakistan schloss unmittelbar nach den Angriffen aus Indien seinen Luftraum für 48 Stunden. Das teilte ein Sprecher der zivilen Luftfahrtbehörde der Deutschen Presse-Agentur auf Nachfrage mit. Der Flugbetrieb der Flughäfen Islamabad und Lahore sei zudem bis auf Weiteres eingestellt.

Der zivile Flugverkehr mied Pakistan umgehend, wie die Aufzeichnungen auf Flightradar24 verdeutlichen.

pakistan luftraum mitternacht 7.5.25
Der Luftraum rund um die Konfliktregion um kurz nach Mitternacht Schweizer Zeit.Bild: flightradar24

Zahlreiche Airlines sahen nach dem Säbelrasseln der vergangenen Tage bereits davon ab, über die Region zu fliegen. Auch die Swiss mied den Luftraum im Gebiet.

Das sind die internationalen Reaktionen

Vereinte Nationen

UN-Generalsekretär António Guterres zeigte sich nach den Angriffen «sehr besorgt». «Die Welt kann sich eine militärische Konfrontation zwischen Indien und Pakistan nicht leisten», sagte er laut einer Mitteilung seines Büros am Dienstag (Ortszeit). Er rief beide Atommächte zur militärischen Zurückhaltung auf.

Donald Trump

Auch US-Präsident Donald Trump äusserte seine Hoffnung, dass der Konflikt zwischen den beiden Atommächten nicht weiter eskaliert. «Ich hoffe nur, dass es sehr schnell endet», sagte Trump bei einer Veranstaltung im Weissen Haus mit Blick auf den Angriff. Er bezeichnete die Eskalation zudem als «eine Schande».

epa12078821 US President Donald Trump speaks during a swearing in ceremony for Special Envoy to the Middle East Steve Witkoff in the Oval Office of the White House in Washington, DC, USA, 06 May 2025. ...
Donald Trump hofft auf ein schnelles Ende der militärischen Auseinandersetzung.Bild: keystone

China

Auch China äusserte Besorgnis über die Eskalation in den Nachbarländern. Die chinesische Regierung hat beide Länder zur Zurückhaltung aufgefordert. China bedauere die Militäraktion Indiens und sei über die Entwicklung der Lage besorgt, teilte ein Sprecher des Aussenministeriums in Peking mit. China fordere beide Seiten auf, Frieden und Stabilität Vorrang einzuräumen und weitere Handlungen zu vermeiden, die die Lage verkomplizieren würden.

Während das chinesisch-indische Verhältnis unter anderem wegen Grenzkonflikten im Himalaya-Gebirge als äusserst angespannt gilt, unterhält Peking enge Wirtschaftsbeziehungen zu Pakistan. Über seine Investitions- und Infrastrukturinitiative «Neue Seidenstrasse» baut China Strassen und Schienen in dem südasiatischen Land, um die westchinesische Region Xinjiang mit dem Arabischen Meer im Südwesten Pakistans zu verbinden.

In der Vergangenheit kamen allerdings bei Angriffen durch militante Gruppen etwa im Südwesten Pakistans auch chinesische Arbeiter ums Leben. Damals wie auch nun erklärte China, jede Form von Terrorismus abzulehnen.

Der Hintergrund

Zwischen Indien und Pakistan gibt es Spannungen seit der Gründung der beiden Länder im Jahr 1947 im Nachgang an die britische Kolonialzeit in Indien. Mit der Teilung des Gebiets entstand der mehrheitlich muslimische Staat Pakistan, während Indien mehrheitlich hinduistisch und teils buddhistisch ist. Konflikte gibt es seither besonders um die Region Kaschmir, die beide Staaten für sich beanspruchen und die faktisch geteilt ist. In den letzten 75 Jahren wurden mehrfach Kriege wegen der Region geführt, zuletzt startete Indien 2019 ähnliche Luftangriffe wie aktuell.

Die Geschichte der Region Kaschmir und des Konflikts zwischen den beiden Nachbarländern gibt es hier im Detail:

Mit Material der Nachrichtenagenturen SDA und DPA.

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126 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Firefly
07.05.2025 07:18registriert April 2016
Und Europa behällt recht. Alle "Führer" die Europa als potenzielle Aggressoren einstuft beginnen Kriege.

Alle hassen Europa weil es recht behällt.

Modi kann schöne reden; Taten sagen mehr als Worte.
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maljian
07.05.2025 07:55registriert Januar 2016
Als mir mein Mann gestern Abend von den Angriffen berichtete, war meine erste Reaktion: "Ich will davon nichts wissen. Ich kann mir das aktuelle Weltgeschehen nicht antun."

Für meine Psyche muss ich mich von gewissen Sachen abgrenzen. Ich finde die aktuelle Weltlage unerträglich 😟
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Suppenlöffel
07.05.2025 07:02registriert April 2022
„Medieninformationen basieren vor allem auf Aussagen von Vertretern beider Länder – und sind damit mit Vorsicht zu geniessen.“ - diese Skepsis wäre in der Berichterstattung über andere Konflikte auch wünschenswert.
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